2024-05-08T14:46:11.570Z

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Lea Völger spielt im Frauen-Verbandsligateam bei Viktoria Schaafheim. Nun steht sie vor ihrem Debüt in der Herren-Mannschaft der SG Raibach/Umstadt, wo ihr Vater und ihr Bruder aktiv sind.
Lea Völger spielt im Frauen-Verbandsligateam bei Viktoria Schaafheim. Nun steht sie vor ihrem Debüt in der Herren-Mannschaft der SG Raibach/Umstadt, wo ihr Vater und ihr Bruder aktiv sind. – Foto: Lea Völger

Revolutionäres Familiendebüt bei der SG Raibach/Groß-Umstadt

Seit Juli können Spielerinnen in Hessen ein Zweitspielrecht im Herrenbereich beantragen +++ Lea Völger steht kurz vor ihrem Debüt gemeinsam mit ihrem Vater und Bruder

Raibach. Eigentlich spielt Lea Völger in der Frauen-Verbandsliga bei der FC Viktoria Schaafheim, doch seit Juli ist es in Hessen möglich als Frau, ein Zweitspielrecht für eine Männermannschaft zu beantragen. Eine Riesenchance für die 25-Jährige einmal in ihrem Leben mit ihrem Bruder und ihrem Vater für ihren Heimatverein, die SG Raibach/ Groß-Umstadt, aufzulaufen. Gesagt, getan: Innerhalb von vier Tagen hat die junge Angreiferin das Zweitspielrecht beantragt und plant nun seit mehreren Wochen das passende Spiel für diesen besonderen Anlass.

Aus Spaß wird plötzlich Realität

"Die Wettliste ist schon eröffnet", lacht die Stürmerin, "auch der ein oder andere Kasten wird ausgegeben, sobald wir alle drei gemeinsam den Platz betreten." Lediglich eine Frage ist noch ungeklärt: Wie wird gejubelt, sollte die 25-Jährige einen Treffer erzählen? Trotz Schmunzeln lässt sich die Verbandsligaspielerin keine Ideen entlocken. "Ausziehen geht schlecht", lacht Lea Völger, "also müssen andere Ideen her."

Bereits seit mehreren Jahren nutzt Lea Völger die Chance an längeren Arbeitstagen bei der SG Raibach/Umstadt mit zu trainieren. Stören tut das bei den Raibachern niemanden. "Bereits nach den ersten gemeinsamen Trainingseinheiten haben die Jungs mir Fragen gestellt, wie beispielsweise: Kommst du Sonntag mit in den Kader? Oder hast du nicht Lust dir die Haare ab zu rasieren und bei uns zu am Sonntag im Sturm zu spielen?", erzählt Lea Völger.

Die Vorfreude steigt bei allen Beteiligten

Im Juni rief der DFB ein Pilotprojekt zur Umsetzung von gemischt-geschlechtlichen Teams ins Leben. Nach der letzten Verbandsvorstandssitzung schloss sich auch der Hessische Fußballverband (HFV) an. Eine besondere Chance für Lea Völger, die direkt zu einem besonderen Motivationsschub bei der ambitionierten Angreiferin sorgte. "Als ich davon erfahren habe, habe ich den Hessischen Fußballverband sofort kontaktiert. Innerhalb von vier Tagen hatte ich das Zweitspielrecht in der Hand", erklärt Lea Völger glücklich, "nun sind wir gemeinsam auf der Suche nach einem passenden Wochenende. Erst bin ich im Urlaub, dann mein Vater. Ich denke September oder Oktober sollte aber auf jeden Fall klappen."

Lea Völger (hier in blau im Einsatz für FC Viktoria Schaafheim gegen die TSG 51 Frankfurt) könnte bald ihr Debüt für die SG Raibach/Groß-Umstadt im Herrenbereich geben.
Lea Völger (hier in blau im Einsatz für FC Viktoria Schaafheim gegen die TSG 51 Frankfurt) könnte bald ihr Debüt für die SG Raibach/Groß-Umstadt im Herrenbereich geben. – Foto: Bernd Löser

Auch bei ihrem drei Jahre älteren Bruder Leon und ihrem Vater Frank Völger steigt die Vorfreude. Bereits in der Jugend spielte Lea Völger in Raibach. Ab der C-Jugend musste sie jedoch den Verein aufgrund einer fehlenden Mädchenmannschaft verlassen. Über die FSV Münster kam die Stürmerin in die Verbandsliga zur SG Ueberau. Im Jahr 2020 folgte der Wechsel zu Viktoria Schaafheim, die in diesem Jahr ebenfalls in der Verbandsliga Süd antreten. Bei der besonderen Möglichkeit ein Zweitspielrecht für den Herrenbereich zu beantragen, legte der aktuelle Verein Lea Völger keine Steine in den Weg. Auch mit dem Vorstand der SG Raibach hat die 25-Jährige ihr einmaliges Vorhaben abgeklärt.

Kein großer Anklang

Bei einer solche außergewöhnlichen Situation müssen natürlich auch Banalitäten wie die Umkleidekabine und der Ablauf nach dem Spiel bedacht werden. Hierfür sehe die Angreiferin jedoch keine Probleme. "Ich komme vermutlich einfach umgezogen zum Treffpunkt und da die meisten sowie so nach dem Spiel ein Bierchen wollen, kann ich mich in Ruhe alleine duschen", erklärt die 25-Jährige.

Trotz der einmaligen Chance mit ihren Familienmitgliedern den Platz zu teilen, kann sich Lea Völger regelmäßige Einsätze für die SG aktuell kaum vorstellen. Auch im Umfeld der Angreiferin hält sich der Anklang der neuen Zweitspielregelung in Grenzen: "Ich habe mich mit einigen Mitspielerinnen unterhalten und fast alle würden gar nicht auf die Idee kommen sich in einer Herrenmannschaft anzumelden. Bisher habe ich eigentlich niemanden kennengelernt, der Interesse an der neuen Möglichkeit hat. Auch die Skepsis einiger Männer kann ich gut verstehen. Das Interesse unter sich zu bleiben, sollte auch respektiert werden."

Vor der Umstellung von Damen-Verbandsliga auf Herren D-Liga hat Lea Völger keine Angst, aber etwas Nervosität gibt sie doch zu. "Angst habe ich keine, aber Respekt schon. Ich habe bereits mehrere Male bei den Jungs mit trainieren dürfen, aber ein Punktspiel ist immer etwas anderes. Technisch kann ich mit Sicherheit mithalten, aber körperlich wird es für mich gegen einige Spieler schwer."

Aufrufe: 012.9.2023, 05:00 Uhr
Karim MathisAutor