2024-06-14T14:12:32.331Z

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Ganz so herzlich wie hier bei der Mitgliederversammlung 2021 dürfte der Abschied am Freitag zwischen Robert Reisinger und Marc-Nicolai Pfeifer nicht gelaufen sein.
Ganz so herzlich wie hier bei der Mitgliederversammlung 2021 dürfte der Abschied am Freitag zwischen Robert Reisinger und Marc-Nicolai Pfeifer nicht gelaufen sein. – Foto: Imago Images/Oryk HAIST

Reisinger setzt Pfeifer persönlich vor die Tür – Sitzberger tröstet Geschäftsführer zum Abschied

Nachfolger Mueller mit 50+1 eingesetzt

Es ist die nächste politische Bombe beim TSV 1860. Einen Tag vor dem Aue-Spiel wurde Marc-Nicolai Pfeifer mit 50+1 als Geschäftsführer entlassen.

München - So etwas gibt es nur beim TSV 1860. Da hatten es die Löwen geschafft, mit einer spektakulären Transferoffensive die Grundstimmung im Umfeld ins Positive zu drehen, die leidige Causa Hans Sitzberger ein bisschen aus den Schlagzeilen zu drängen, und dann das: Rauswurf von Finanzchef Marc-Nicolai Pfeifer (44), der am Vortag noch zusammen mit Eliot Muteba, dem vierten Neuzugang, in die Kamera gelächelt hatte.

Just in dem Moment, als Argirios Giannikis am Freitag seinen auf 31 Profis angewachsenen Kader zum Abschlusstraining für das Auswärtsspiel in Aue bat (Samstag, 14.03 Uhr bei uns im Live-Ticker), platzte nebenan die nächste politische Bombe. Präsident Robert Reisinger war persönlich an der Grünwalder Straße erschienen, um dem Geschäftsführer mit bereits gekündigtem Vertrag vor die Tür zu setzen. Von Vize Sitzberger gab’s oben noch eine tröstende Umarmung, unten wartete schon Ismaik-Mann Anthony Power, mit dem Pfeifer das Vereinsgelände verließ.

Neuer Geschäftsführer des TSV 1860 München wird am Montag im Beisein von Präsident Reisinger vorgestellt

Sein Nachfolger steht schon bereit: Oliver Mueller, 2017/18 Kurzzeit-Boss des Eishockey-Traditionsclubs Kölner Haie. Der 45-Jährige kommt wie sein Vorgänger aus dem Marketing, hatte vor seinem Engagement beim DEL-Club die in Karlsruhe ansässige Agentur „msc sports“ gegründet und aufgebaut (ab 1997). Zu deren treuen Kunden gehören die Brauerei Warsteiner, Milka und der spanische Fußballproficlub Real Mallorca. Nun soll Mueller also der schwer strapazierten Kultmarke „TSV 1860“ zu neuem Glanz verhelfen, zusammen mit dem Kaderrenovierer Christian Werner. Der promovierte Sportwissenschaftler, seit 6. Januar im Amt, ist somit bereits der dienstälteste Boss auf der Kommandobrücke der KGaA.

Eine geharnischte Reaktion der HAM-Seite auf den nächsten 50+1-Hammer dürfte nicht lange auf sich warten lassen, denn zuletzt hatte Pfeifer ein gutes Standing bei den Investorenvertretern – was ihn am Ende wohl den Job kostete, den er im Corona-Sommer 2020 übernommen hatte. In einer Pressemitteilung um 12.30 Uhr bestätigte der Drittligist den Umbau des kaufmännischen Ressorts. Am Montag nach dem Aue-Spiel soll der neue Finanzgeschäftsführer im Beisein von Reisinger offiziell vorgestellt werden (11 Uhr).

Wie wirkt sich das politische Erdbeben bei 1860 auf die Serie von drei Spielen ohne Niederlage aus?

Wie sich das jüngste politische Erdbeben auf den Sport auswirkt, wird sich zeigen. Vor dem Pfeifer-Knall am Freitag hatte sich im Umfeld der Löwen eine positive Erwartungshaltung breitgemacht, ein zufriedener Cheftrainer trat vor die Presse. Ehe der Bus mit einigen der Neuzugänge Richtung Erzgebirge aufbrach, nahm Argirios Giannikis Stellung zu Werners Transferoffensive. Nach einem Lob für das bestehende Team, das fünf Punkte aus drei Spielen geholt hatte, sagte der Trainer: „Ich denke, das ist eine gute Mischung aus U-Spielern, Talenten und erfahrenen Profis. Es ging darum, eine Kaderoptimierung zu betreiben – auf den Positionen, die wir als vakant angesehen haben.“ Mit den vier Neulöwen – Nankishi, Muteba, Reinthaler und Güler – sei der Kader nun „kompletter“, man könne sich nun „noch besser“ auf die Aufgaben in der 3. Liga einstellen.

Auf die Frage, wer von den Neuen in Aue direkt ran darf, konnte und wollte Giannikis am Freitag keine Antwort geben. Die besten Chancen hat Routinier Max Reinthaler (28), als Vertreter des gelbgesperrten Abwehrchefs Jesper Verlaat – und auf dem linken Flügel die Werder-Leihgabe Abdenego Nankishi (21). Sicher dürfte sein, dass das runderneuerte Team fast schon gewinnen muss, damit die aufgewühlte politische Stimmung den Neuanfang nicht sofort wieder belastet. (Uli Kellner)

Aufrufe: 02.2.2024, 15:44 Uhr
Uli KellnerAutor