2024-04-25T14:35:39.956Z

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Im NIederrheinpokal hat Ratingen 04/19 den Regionalligisten SSVg Velbert rausgeworfen.
Im NIederrheinpokal hat Ratingen 04/19 den Regionalligisten SSVg Velbert rausgeworfen. – Foto: Patrik Otte

Ratingen 04/19: Chancen auf eine absolute Top-Saison sind da

Analyse: Ratingen 04/19 überwintert auf Platz zwei der Oberliga und steht erneut im Halbfinale des Niederrheinpokals. Die Basis für das sehr gute Abschneiden in beiden Wettbewerben ist das im bewährten System agierende Kollektiv, das in der Breite noch st

Mit dem 3:1-Heimsieg über TVD Velbert hat Ratingen 04/19 sein Fußballjahr 2023 abgeschlossen – und das war nicht nur deshalb ein sehr erfolgreiches für den Oberligisten.

Auf Platz zwei überwintert das Team von Trainer Martin Hasenpflug, zudem steht es nach dem 2:1-Heimsieg über den Regionalligisten SSVg Velbert zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale des Niederrheinpokals und wartet noch auf den Gegner für die Partie, die am 2. April gespielt werden soll: Der Sieger des Viertelfinales zwischen dem Oberligisten KFC Uerdingen und dem Drittligisten Rot-Weiss Essen ist den Ratingern zugelost worden.

Das sehr gute Abschneiden in beiden Wettbewerben zeugt von einer erworbenen Konstanz – einen großen Umbruch vor der Saison gab es nicht, die Ratinger verstärkten sich punktuell und behielten ihr einstudiertes Spielsystem bei: Aus ihrer 4-1-4-1-Aufstellung heraus geht es im Ballbesitz mit Tempo und möglichst vielen Akteuren nach vorne, was sich auch in gleich 13 verschiedenen Torschützen in den bisherigen 18 Saisonspielen widerspiegelt. Hat der Gegner den Ball, wird er sofort angelaufen und unter Druck gesetzt – das „Jagen“ ist ein Eckpfeiler bei Hasenpflugs Ausrichtung. Das hilft auch schon ab der vordersten Linie der Defensive, die Aufgabe der gesamten Mannschaft ist – hat es der Gegner im eigenen Spielaufbau schwer, wird es für die eigene Abwehr leichter.

Durch nur punktuelle Verstärkungen am Kader benötigte 04/19 nicht viel Zeit zum einspielen – in der Vorbereitung blieben die Ratinger in allen acht Testspielen ungeschlagen, auch gegen namhafte Gegner wie Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen (1:1) oder Westfalen-Oberligist SG Wattenscheid 09 (4:1). Zum Saisonauftakt ging das so weiter, der 3:2-Heimerfolg gegen TVD Velbert zeugte zudem direkt von Nehmerqualitäten: Nach 0:1-Pausenrückstand gelang Phil Spillmann der Ausgleich, fünf Minuten später sah Gianluca Silberbach eine Rote Karte, die Gäste gingen wieder in Führung, doch die Ratinger drehten die Partie durch die Treffer von Philipp Baum und Bo Lasse Henrichs.

Drei Verteidiger hatten da also die drei Tore geschossen, und das schien Wasser auf die Mühlen derer zu sein, die vernehmlich darüber moserten, dass 04/19 ein Stoßstürmer fehle. Dieses Murren wurde in der Folgezeit noch lauter, als die Ratinger in den nächsten beiden Partien unentschieden spielten und dann nach einer 0:1-Niederlage beim VfB 03 Hilden auf Rang acht abrutschten.

Hasenpflug aber hielt unbeirrt an seinem System und dem Vertrauen in die Treffsicherheit des Kollektivs fest – nach nun 18 Spielen sieht die Bilanz nicht nur die 13 verschiedenen Torschützen, sondern in Ali Hassan Hammoud auch einen Stürmer ganz vorne bei den internen Goalgettern. Zudem sind die 36 Treffer der zweitbeste Wert der Liga – nur Spitzenreiter Sportfreunde Baumberg hat eine bessere Offensive (46 Tore) und eine ebenso gute Defensive (17 Gegentore, beides Top-Wert der Liga).

Nach der Niederlage in Hilden ging es für 04/19 stetig bergauf, an Spieltag sieben waren die Ratinger auf Rang zwei, den sie nur noch einmal, am elften Spieltag, abgaben, aber umgehend zurückeroberten. Dort stehen sie weiterhin: mit drei Punkten Vorsprung auf Regionalliga-Absteiger SV Straelen und gar vier auf den eigentlichen Top-Favoriten KFC Uerdingen. Der Rückstand auf Baumberg beträgt zwar bereits fünf Punkte, aber ob die Sportfreunde selbst bei anhaltendem Erfolg am Saisonende das Aufstiegsrecht in die Regionalliga wahrnehmen würden, ist allein schon aufgrund ihrer in­frastrukturellen Nachteile mit einem Stadion mitten im Wohngebiet fraglich.

So ist das Ziel der Ratinger klar: dranbleiben und möglicherweise schon die sich bietenden Chancen nutzen. Verlassen können sie sich auf ein eingeübtes System und ihr Kollektiv, das die große Stärke ist. Zugang Daniel Nesseler etwa hielt als Einwechselspieler nach seinem fulminanten Kracher zum 1:0-Heimsieg über ETB Schwarz-Weiß Essen fest, dass er es in einer Mannschaft noch nie so extrem erlebt habe, dass jeder, der ins Team komme, die Qualität mindestens halte, manchmal sogar steigere. Auch sein Trainer sieht das ähnlich, er könne sich auf jeden verlassen, betont Hasenpflug stets.

So fing das Team auch die schwere Verletzung von Außenverteidiger Simon Busch am zweiten Spieltag durch Henrichs‘ starke Vorstellungen auf. Andere Beispiele: Start-Torwart Luca Fenzl verletzte sich, da war auf Dennis Raschka Verlass. Der bekam dann eine Rote Karte im Heimspiel gegen Homberg, Dario Ljubic hielt daraufhin den Kasten sauber beim 3:0-Sieg. Und als sich Hammoud verletzte, lief Yassin Merzagua zu großer Form auf, schoss beim 4:1 gegen Hamborn zwei Tore und bereitete ein weiteres vor.

Das Zwischenfazit lautet also: Ratingen 04/19 ist in der Breite stärker geworden, ohne großen Umbruch ist das Spielsystem eingeübt, was der Grundstein für die offensiv wie defensiv guten Werte ist. Wenn nun noch Ausrutscher gegen Kellerkinder wie St. Tönis (1:2) oder Mülheim (0:0) ausbleiben, kann es eine absolute Top-Saison der Ratinger werden. Sollte zusätzlich noch der erstmalige Einzug in das Finale des Niederrheinpokals gelingen, wäre es die beste Spielzeit der Vereinsgeschichte. Die Aufgabe für 04/19 lautet demnach: In der Liga die bisherigen Leistungen mindestens bestätigen und im Pokal-Halbfinale über sich hinauswachsen. Schwierig, aber nicht unmöglich.

Aufrufe: 028.12.2023, 13:30 Uhr
Georg AmendAutor