
"Ich möchte eine Ära prägen", lautete zu Saisonbeginn noch die Devise von Engin Kizilarslan, nun Ex-Trainer von DV Solingen. Damals verlängerte der ehemalige Regionalligaspieler seinen Vertrag vorzeitig. Seitdem konnte er mit seinen Schützlingen die zugetragene Rolle als Aufstiegskandidat durchaus erfüllen. An der Tabellenspitze ist zwar Lokalrivale 1. Spvg Solingen-Wald 03 enteilt, der Aufstieg über den Relegationsplatz ist jedoch ein weiterhin realistisches Ziel – allerdings nicht mehr unter der Regie von Kizilarslan und seinem Trainerteam. Hinter den Kulissen ist offenbar die Stimmung aufgekocht, mit dem neu gewählten Vorstand herrschte nicht mehr die zuvor spürbare Harmonie.
"Ich hatte einen sehr guten Draht zum alten Vorstand", schildert Kizilarslan. "Bein neuen Vorstand herrscht aber ein anderes Fußballdenken. Da habe ich gemerkt, dass ich nicht auf einer Wellenlänge bin und für mich selbst gesagt, dass ich spätestens ab Sommer nicht mehr weitermache."
Dazu kam es nun früher als geplant. Vor allem bei der personellen und zukünftigen Ausrichtung gab es unterschiedliche Auffassungen, die auch deutlich ausgetragen wurden: "Wenn ich sagen würde, dass es nicht gekracht hat, würde ich lügen", räumt Kizilarlsan ein. Beim Schlussstrich waren sich dann jedoch wieder alle Parteien einig. Neben dem Cheftrainer legten auch Co-Trainer Abdelkarim Ifrassen und Torwart-Trainer Florian Ricken ihre Ämter nieder. "Ich denke, dass der Schritt für alle Seiten einvernehmlich und unumgänglich war." Das sportliche Abschneiden in der laufenden Saison soll als Grund für die Trennung entsprechend keinen wesentlichen Einfluss haben, spielt der DV schließlich auch die beste Hinserie der Vereinsgeschichte.

Für den weiteren Saisonverlauf müssen die Planungen nun angepasst werden. Unter anderem stand in der Wintervorbereitung ein Trainingslager auf dem Programm, das nun wohl entfällt. "Selbst beim Trainingslager hat sich der Vorstand dagegengestemmt, obwohl alle Jungs dazu bereit waren, Urlaube einzureichen und einen eigenen Beitrag zu leisten", untermauert Kizilarslan die gewachsenen Meinungsverschiedenheiten. "Und all das muss jetzt einfach über den Haufen geworfen werden und zeigt auch, dass dass es überhaupt nicht mehr übereinstimmt mit dem, was wir eigentlich in der Rückrunde vorhatten."
Sportlich bleibt die Ausgangslage dennoch spannend. Hinter Tabellenführer Solingen-Wald ist das Rennen um den Relegationsrang weiterhin offen. Die plötzliche Zäsur kann nun jedoch einen wesentlichen Einfluss aufs Aufstiegsrennen nehmen. Neue wie etablierte Spieler, die dem Trainerteam nahegestanden hatten, müssen die starke Hinserie nämlich unter neuer Führung bestätigen.
Für Kizilarslan überwiegt trotz der Trennung der Stolz: "Wir gehen erhobenen Hauptes.“ Auch ein baldiges neues Engagement schließt er nicht aus. "Wir haben noch die Power, die Kraft und die Gier, weiterzuarbeiten“, betont er, will die nächsten Schritte aber ohne Hast angehen. "Wir sind bereit und werden abwarten, was die nächsten Tage bringen werden.“
