
Beförderung im Reich der Mitte: Reiner Maurer, gebürtiger Mindelheimer (Lkr. Unterallgäu) und mittlerweile Globetrotter in Sachen Fußball, tritt in Kürze seinen neuen Job als Co-Trainer der chinesischen Nationalmannschaft an. FuPa hatte die Möglichkeit, kurz vor Weihnachten mit der Löwen-Legende ausführlich zu sprechen.
FuPa: Herr Maurer, Sie sind derzeit wieder mal in der Heimat. Zeit, um mal durchzuschnaufen?
Reiner Maurer (65): Ja, derzeit bin ich in München. Die Weihnachtsfeiertage werde ich in Barcelona verbringen. Am 2. Januar werde ich dann wieder nach China fliegen.
Wo in Peking ein neuer, spannender Job auf Sie wartet.
Das ist richtig. Ich bin auch schon gespannt. Zuletzt war ich mit Jiayi Shao, der damals Anfang der 2000er Jahre bei 1860 gespielt hat, beim Qingdao West Coast Football Club tätig. Jiayi Shao wurde nun zum Nationaltrainer ernannt und ich werde als sein Co-Trainer arbeiten. Neben dem reizvollen sportlichen Aspekt bin ich auch gespannt, was mich in Peking für ein Leben erwarten wird. In der Stadt bzw. im Großraum leben mehr als 20 Millionen Menschen. Das ist gut zehnmal größer als München. Das ist schon eine Hausnummer... (lacht)

Mit welchem Auftrag wurden Jiayi Shao und Sie betraut, wo soll es mit der chinesischen Nationalmannschaft in der näheren Zukunft hingehen?
Aktuell steht China nur auf Platz 93 in der Weltrangliste. Wir wollen deutlich im Ranking klettern und dann wollen wir uns für die WM 2030 qualifizieren. Das ist das große Ziel.
Sie haben den Blick von außen: Wie wird der deutsche Fußball in der Welt wahrgenommen?
Der deutsche Fußball hat nach wie vor einen hohen Stellenwert im Weltfußball. Da muss man auch ein wenig differenzieren: Im Vereinsfußball hat Bayern München überall auf der Welt ein hohes Ansehen und ist eine der ersten Adressen weltweit. Hinter Real Madrid sehe ich die Bayern auf einer Ebene mit Manchester oder Paris St. Germain.
In Bezug auf die Nationalmannschaft werden derzeit Mannschaften wie Spanien, Frankreich, England oder auch Argentinien und Brasilien sicherlich stärker eingeschätzt. Die DFB-Elf hat viel an Renommee durch die letzten zwei vergeigten Weltmeisterschaften verloren. Wir sind da aber auch über eigene Sachen gestolpert: Zum einen über die eigene Arroganz, zum anderen standen beispielsweise in Katar auch andere Sachen im Vordergrund, die nichts mit dem Sportlichen zu tun hatten. Ich denke, Deutschland hat daraus gelernt und ist gut beraten, sich auf das Sportliche zu konzentrieren, was schwer genug wird.
Griechenland, Thailand, China - Sie sind international unterwegs, kennen aber auch den bayerischen Fußball bestens. Vor wenigen Jahren in der Corona-Saison 2019/21 waren Sie in der Regionalliga bei Türkgücü München engagiert. Verfolgen Sie immer noch intensiv den regionalen Amateurfußball?
Die Spiele live zu verfolgen ist natürlich schwierig, aber ich checke jede Woche die Ergebnisse. Mich freut es zum Beispiel sehr, dass der FC Memmimgen, der quasi mein Heimatverein ist, wieder in die Regionalliga Bayern aufgestiegen ist. Überhaupt ist die Regionalliga Bayern, oder Bayernliga, wie sie früher hieß, so eine Art Hausliga für mich. (lacht) Ich habe hier mit Memmingen, 1860 II, Unterhaching oder auch Türkgücü München viel Erfahrung sammeln können. Nebenbei war ich auch in der ersten und zweiten Liga und in der Schweiz aktiv. Ich habe da Woche für Woche gut zu tun, alle Ergebnistafeln durchzublättern, das ist recht umfangreich... (lacht)
Beim TSV 1860 München gehörten Sie als Spieler einst zur legendären Aufstiegsmannschaft unter Werner Lorant. Auch als Trainer waren Sie bei den Löwen tätig. Wie denken Sie heute über die Sechziger?
Ich habe ingesamt 16 Jahre bei den Löwen gearbeitet. Sechs Jahre als Spieler, dann Co-Trainer, Trainer der Profis und der zweiten Mannschaft und zu Beginn unter Werner Lorant auch Analyst. Natürlich habe ich da eine enge Verbindung und ich habe auch immer noch viele Freunde, die mit Sechzig absolut verwurzelt sind. Ich muss aber auch sagen, dass meine Zeit als Cheftrainer bei den Löwen die unangenehmste Zeit war, die man sich vorstellen kann. Zum einen wurde ich zweimal Cheftrainer, weil der Verein vor der Insolvenz stand und sich als letzte Lösung auf mich berufen hat. Zum anderen hat man bei den Löwen immer auf die andere Seite zu den Roten geschaut und sich nicht auf die eigenen Sachen konzentriert.

