2024-05-24T11:28:31.627Z

Allgemeines
Sano Nothstein, Cheftrainer des FV Herbolzheim, sieht seine Mannschaft auf einem guten, aber langen Weg.
Sano Nothstein, Cheftrainer des FV Herbolzheim, sieht seine Mannschaft auf einem guten, aber langen Weg. – Foto: Daniel Thoma

„Mit dem Spirit der letzten Wochen bekommen wir die Kurve“

Vom Vizemeister in den Abstiegskampf +++ Die Entwicklung des FV Herbolzheim fordert das Trainerteam um Sano Nothstein

Es ist eine verblüffende Entwicklung – und dann auch wieder nicht. Der FV Herbolzheim, in der Vorsaison noch Vizemeister der Fußball-Landesliga, hat in dieser Runde eher weniger mit dem Aufstiegsrennen zu tun. Nach den ersten elf Spieltagen hat die Mannschaft von Sano Nothstein und Josef Tohmaz erst zehn Punkte auf dem Konto und rangiert auf dem 13. Tabellenplatz. Trotz aller Schwierigkeiten, mit denen sich Trainerteam und Mannschaft auseinanderzusetzen haben, herrscht die Zuversicht, die gefährliche Zone bald hinter sich zu lassen.

Rückblick, 24. Juni: Der FV Herbolzheim bestreitet das entscheidende Spiel der Aufstiegsrunde zur Verbandsliga – im eigenen Stadion gegen die SG Konstanz-Wollmatingen. Am Ende unterliegt die Heimelf den Gästen denkbar knapp mit 0:1. Konstanz-Wollmatingen steigt in die Verbandsliga auf, Herbolzheim bleibt Landesligist. „Auch wenn wir es am Ende nicht geschafft haben: Die Aufstiegsspiele waren eine absolut positive Erfahrung für uns“, versichert Sano Nothstein. „Herbolzheim hatte in den 15 Jahren zuvor nie den Relegationsplatz erreicht, und das Finalspiel gegen Konstanz war ein echtes Highlight und auch für mich persönlich ein einzigartiges Erlebnis.“ Im Verein habe niemand groß getrauert, der Aufstieg sei kein „Muss“ gewesen, wenngleich die Galurastädter mehrere Wochen die Tabellenführung innegehabt hatten.

Dass es in der aktuellen Runde so schwer laufen würde, hatte sich für niemanden abgezeichnet, obwohl das Trainerteam alsbald mit ersten Schwierigkeiten konfrontiert wurde. „Fünf, sechs Leistungsträger haben den Verein verlassen“, erinnert Nothstein. Zwar habe der Verein reagiert und die Mannschaft auf einigen Positionen verstärkt, aber noch musste sich aus den Einzelkönnern eine Mannschaft formen.

Was den Coach gleich zum nächsten Punkt führt: Zwischen dem Finalspiel und dem Auftaktspiel zur neuen Saison lagen gerade mal sieben Wochen. „Statt sechs Wochen Vorbereitung hatten wir nur vier zur Verfügung“, erklärt Nothstein. „Dadurch verlief die Vorbereitung recht chaotisch, und dann schloss sich gleich noch die Urlaubszeit an.“ Nicht nur die Ferien, auch berufliche Eingebundenheit der Spieler oder Verletzungen hatten massive Personalnot zur Folge, die bis dato andauern. Torjäger Mirco Barella fällt mit einem Kreuzbandriss und Meniskusproblemen längerfristig aus, der spielende Co-Trainer Josef Tohmaz ist beruflich oft in München und kann dann nicht am Training teilnehmen. „Natürlich ist das wiederum die Chance für andere, sich zu zeigen, wie etwa Caius (Lenßen), trotzdem spürt man es“, sagt Nothstein.

Unter all diesen Umständen litt die Trainingsbeteiligung, was sich in den Auftritten und Resultaten widerspiegelte. „Wir waren nicht auf dem Level, wo wir hingehören“, beschreibt der Trainer den Leistungsstand der Mannschaft in den ersten Wochen der Saison, als Herbolzheim ein anspruchsvolles Auftaktprogramm gegen den Ex-Verbandsligisten Waldkirch, den letztjährigen Aufstiegskonkurrenten Wolfenweiler-Schallstadt, den ambitionierten und von Euphorie getragenen Aufsteiger Mundingen und den Bahlinger Regionalliga-Unterbau zu absolvieren hatte.

Die ersten vier Partien gingen allesamt verloren. „Wenn man drei, vier Spiele hintereinander verliert und das Tor nicht trifft, wird daraus schnell eine Kopfsache“, weiß Nothstein. „Es ist meine Aufgabe und die der Mannschaft, Lösungen zu finden und wieder Spaß am Fußball zu entwickeln.“ Eine der gesuchten Lösungen: Wegen der Personalprobleme wurden die Kader der ersten und zweiten Mannschaft zusammengelegt. „Wir trainieren gemeinsam und splitten am Wochenende zu zwei Mannschaften für Landesliga und Kreisliga. Ich bin froh, dass das Förderteam so mitzieht und uns aushilft.“ Julian Mall und Andreas Zuska, die eigentlich hatten kürzertreten wollen und sich daher dem Kreisliga-Team angeschlossen hatten, finden sich nun unversehens in Landesliga-Spielen wieder und ernten viel Lob für ihr Engagement. Als „eingeschworenes Team“ beschreibt Nothstein die Gemeinschaft der Spieler.

Und das Vorgehen scheint allmählich Früchte zu tragen. Nothstein: „Gegen Laufenburg haben wir zwar vier Gegentore bekommen, aber davor haben wir beim 0:0 in Wyhl eine starke Leistung gezeigt und uns zuletzt gegen Rheinfelden (3:2) belohnt.“ Mit dem einen oder anderen Rückkehrer werde sich die Lage weiter evident verbessern. „Ich bin überzeugt: Wenn wir mit dem Spirit der letzten Wochen in die Spiele gehen, werden wir die Kurve kriegen.“

Wie weit die Entwicklung schon gediehen ist, könnte die Partie am Sonntag (14 Uhr) gegen den Tabellenneunten SV Weil zeigen. Die Weiler müssen inzwischen ohne ihren langjährigen Stürmerstar Ridje Sprich auskommen. „Sie haben sich die Saison sicher auch anders vorgestellt, schließlich stellen sie seit Jahren immer wieder eine qualitativ starke Mannschaft“, sagt Sano Nothstein. „Wir sind taktisch gut vorbereitet, wollen die Schwächen der Weiler nutzen und auf ihre Stärken achten. Es wird ein schwieriges Spiel, aber es gilt, die Hausaufgaben zu erledigen und die eigene Power auf den Platz zu bringen.“

Aufrufe: 027.10.2023, 08:30 Uhr
Jürg Schmidt (BZ)Autor