2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche
Er lenkt die Geschicke beim Bundesligisten: Michael Ströll.
Er lenkt die Geschicke beim Bundesligisten: Michael Ströll. – Foto: Imago Images

Michael Ströll: Der Oberpfälzer an der Spitze des FC Augsburg

Der 39-Jährige hat sich beim Bundesligisten vom Praktikanten zum Geschäftsführer hochgearbeitet

Die Fäden beim FC Augsburg laufen bei ihm zusammen: Seit dem Rückzug von Stefan Reuter im September des vergangenen Jahres in eine Beraterrolle ist Michael Ströll gesamtverantwortlicher Geschäftsführer beim Bundesligisten. Und das mit nur 39 Jahren. Wer ist der Oberpfälzer, der als Aktiver in der Bayernliga gespielt hat und den Aufstieg des FCA zur Nummer zwei in Bayern seit nunmehr bald 17 Jahren mitbegleitet? FuPa hatte die Möglichkeit, ausführlich mit Michael Ströll zu sprechen.

FuPa: Herr Ströll, stressige erste Wochen im neuen Jahr liegen hinter Ihnen. In der Wintertransferperiode, die bis zum 1. Februar ging, hat sich in Augsburg einiges getan. Wie muss man sich das konkret vorstellen, haben Sie im Halbstundentakt Spielerberater in Ihrem Büro empfangen?
Michael Ströll (39): Ganz so extrem war es dann doch nicht, aber es ist schon intensiv, so dass das eine oder andere in der Transferphase auch mal liegen bleibt. (lacht) Zudem haben wir ja mit Marinko Jurendic einen Sportdirektor, der in der Hinsicht vieles abfedert. Wenn`s dann konkret wird, bin ich in den Gesprächen auch dabei. Aber es stimmt schon, es war dieses Mal einiges los im Winter. Ingesamt hatten wir neun personelle Bewegungen im Kader, das ist alles andere als Usus bei uns.


Ihre Geschichte ist fast zu schön, um wahr zu sein: Vom Praktikanten zum Geschäftsführer beim FC Augsburg!
Da waren einerseits Ausdauer und auch Beharrlichkeit gefragt. Aber wenn ich so zurückblicke, dann war ich auch einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Als wir 2006 in die 2. Liga aufgestiegen sind, waren nur vier Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle beschäftigt. Das waren damals komplett andere Umstände, die meine Entwicklung erst ermöglicht haben. Und irgendwer muss wohl auch gedacht haben, dass ich es so schlecht nicht mache, sonst wäre ich nicht in diese Position gekommen. (schmunzelt)

Sie sind studierter Sportökonom: War es schon immer Ihr Ziel, eines Tages einen Bundesligisten zu führen?
Ganz und gar nicht! (lacht) Ich wollte einfach etwas im Sport machen. Ob das nun im Fußball sein würde oder nicht, das war mir erst einmal gar nicht so wichtig. Dass es dann letztlich doch der Fußball geworden ist, war mehr oder weniger eine glückliche Fügung. Einen wirklichen Karriereplan hatte ich nicht in der Tasche.

Der FC Augsburg hat sich mittlerweile zur Nummer zwei in Bayern gemausert. Große Namen hecheln derzeit dem FCA hinterher. Der 1. FC Nürnberg ist in der 2. Liga jenseits von Gut und Böse, der TSV 1860 München steht sich wie so oft in den vergangenen Jahrzehnten selbst im Weg. Was macht der der FC Augsburg besser als die anderen?
Prinzipiell ist es immer schwierig, Vereine miteinander zu vergleichen. Der FCA stand im Jahr 2000 vor dem Bankrott. Unser Credo lautet seitdem, dass wir nie wieder in so eine Situation kommen wollen. Wir wollen nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen. Das ist unsere Devise. Ein stabiles wirtschaftliches Fundament ist die Basis, um Schritt für Schritt nach vorne zu kommen. Was uns in den vergangenen Jahren auch ausgezeichnet hat, ist eine hohe personelle Kontinuität in den Führungsgremien. Zudem können wir in einem ruhigeren Umfeld - auch medial betrachtet - arbeiten, als es zum Beispiel beim Club oder bei Sechzig der Fall ist.

Michael Ströll im Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Michael Ströll im Gespräch mit Bundestrainer Julian Nagelsmann. – Foto: Imago Images

Sie kommen aus dem Amateurfußball, haben von Bayernliga bis zur Kreisliga für einige Vereine gespielt. Gibt`s noch Kontakt zu den Klubs?
Ja natürlich. Ich verfolge alle Vereine, für die ich gespielt habe, sehr intensiv. Ich bin mit einigen alten Weggefährten immer noch im regen Austausch. Das ist ja auch Teil meiner Entwicklung.

Bei welchem Verein hat`s Ihnen am besten gefallen?
Das kann ich so pauschal gar nicht sagen. Jede Station hatte ihren Reiz: Die Jugendzeit in Regensburg war total spannend und interessant für mich, natürlich auch die Bayernliga in Weiden. In Pertolzhofen habe ich wegen meines Schwagers gespielt. (lacht) Vor allem interessiert mich natürlich auch was mein Heimatverein, der 1. FC Schwarzenfeld, macht. So oft es irgendwie geht bin ich auch in Schwarzenfeld, zumal meine Schwester und mein Bruder dort leben.

Als Oberpfälzer und ehemaliger Jahn-Spieler: Gibt`s noch einen besonderen Draht zum SSV?
Als Christian Keller noch da war, war der Kontakt intensiver, da wir einen regelmäßigen Austausch gepflegt haben. Aufsichtsrat Günter Hödl, der früher mein Trainer in der A-Jugend beim Jahn war, habe ich auch mal wieder bei einem Spiel in Regensburg getroffen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Ansonsten hält sich das in Grenzen. Aus meiner Zeit beim Jahn sind nicht mehr viele da.

Mit nicht einmal 30 Jahren haben Sie Ihre aktive Karriere beendet. Warum so früh?
Nun ja, Karriere würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen.(lacht) Ich war beruflich sehr eingespannt, der Arbeitsaufwand wurde immer größer. Das ging weit über eine normale 40-Stunden-Woche hinaus. Ich hätte nicht mehr regelmäßig trainieren können. Das wäre dem Verein, für den ich gespielt hätte, nicht gerecht geworden, und es wäre auch nicht mein Anspruch an mich selbst gewesen. Wenn ich es mache, dann richtig. Deshalb musste ich fußballerisch zurückstecken. Ich habe danach nur noch ein paar Mal für die Traditionsmannschaft des FC Augsburg gespielt, das würde mir aktuell auch wieder mal gut tun. (schmunzelt)

Neben dem FCA gibt`s in Augsburg noch den TSV Schwaben, der sich gerade anschickt, in die Regionalliga aufzusteigen. Der größte Rivale im Moment: Der TSV Landsberg um Sascha Mölders. Der ist ja auch kein Unbekannter beim FCA. Interessiert Sie das?
Ich schau gebannt auf das, was in der Bayernliga Süd passiert. Nicht nur Sascha hat eine Vergangenheit beim FCA, sondern auch Matthias Ostrzolek, der mittlerweile Spielertrainer bei den den 'Schwabenrittern' ist. Ich wünsche beiden den Aufstieg. Einer als Meister, einer soll über die Relegation hochgehen. (lacht)

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.


Zur Person:
Michael Ströll wurde am 1. Juni 1984 geboren und wuchs in Schwarzenfeld (Lkr. Schwandorf) in der Oberpfalz auf. Beim 1. FC Schwarzenfeld begann Ströll auch mit dem Fußballspielen. Im Jugendbereich wechselte er in den Nachwuchs der SG Post/Süd Regensburg und spielte dort U17-Regionalliga Süd (entspricht heute der Bundesliga Süd/Südwest). Nach der Fusion mit dem SSV Jahn Regensburg verpasste er mit dem Jahn nur knapp den Aufstieg in die U19-Bundesliga. Anschließend wechselte Ströll zur SpVgg SV Weiden, wo er im Seniorenbereich Bayernliga spielte (damals 4. Liga). Es folgten weitere Stationen beim 1. FC Schwarzenfeld, FC Wernberg, TSV Gersthofen, dem FC Augsburg II, dem 1. FC Pertolzhofen und beim FC Alte Heide München. Ströll ist Sportökonom und hat in Regensburg und Bayreuth studiert. Beruflich verschlug es ihn nach Augsburg. In der Nähe der Fuggerstadt lebt er seitdem auch.

Aufrufe: 07.2.2024, 08:30 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor