2024-04-30T13:48:59.170Z

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Karl-Heinz Wagner ist nicht mehr Trainer des FC Amberg
Karl-Heinz Wagner ist nicht mehr Trainer des FC Amberg – Foto: Harry Rindler

»Mental schwer mitgenommen«: Wagner wirft beim FC Amberg hin

Der 69-jährige Kult-Coach reagiert auf die durchwachsene Zwischenbilanz des Landesliga-Absteigers

Die klare 0:4-Schlappe bei der SpVgg SV Weiden II ist beim FC Amberg nicht ohne Folgen geblieben. Am Tag nach der sechsten Saison-Niederlage des Landesliga-Absteigers hat Coach Karl-Heinz Wagner das Handtuch geworfen. Der 69-Jährige darf Am Schanzl getrost als Trainer-Legende bezeichnet werden.

Wagner coachte den FCA bereits zwischen 1999 und 2004. In diesem Zeitraum führte er den Klub von der Kreis- in die Landesliga. Im Sommer 2019 holten die Amberger Verantwortlichen den erfahrenen Übungsleiter, der seit 1983 (!) fast ununterbrochen als Übungsleiter tätig ist, zurück und in der „Corona“-Spielzeit 2019/2021 glückte prompt die Rückkehr in die Landesliga, die in der ersten Saison nach dem Aufstieg gehalten werden konnten. In der vergangenen Runde kämpfte die junge Truppe von Beginn an gegen den Abstieg, der letztlich nicht abgewendet werden konnte. In einem echten Relgations-Drama beförderte ausgerechnet der benachbarte Bezirksliga-Vizemeister SV Hahnbach den FCA eine Etage nach unten.


„2023 war für uns ein wahres Seuchenjahr. Zahlreiche Verletzungen machten uns in der Frühjahrsrunde schwer zu schaffen und das völlig unnötige Relegations-Aus gegen Hahnbach war schließlich der negative Höhepunkt einer sehr schwierigen Saison, nach der uns dann auch noch wichtige Führungsspieler wie Lennard Müller und Marcel Hack verlassen haben. Trotz eines relativ kleinen Kadesr hatten wir zwar einen guten Start, sind dann aber in den letzten Wochen von vielen Problemen eingeholt worden. Die Mannschaft hat sich oft nahezu von selbst aufgestellt und es war viel Improvisationstalent gefragt. Yannik Haller musste beispielsweise schon auf fünf verschiedenen Positionen eingesetzt werden. Mir wurde zwar von unseren tollen Verantwortlichen stets der Rücken gestärkt, aber für mich war die ganze Situation zuletzt eine große Belastung, die mich mental schwer mitgenommen hat. Daher war meine Entscheidung alternativlos“, berichtet der in Neumarkt lebende Karl-Heinz Wagner, der keineswegs im Groll geht: „Der FC Amberg wird für mich immer eine Herzensangelegenheit sein. Ich habe in diesem Verein viele schöne Momente erleben dürfen und viele Freunde gewonnen. Ich wünsche dem gesamten Klub sowie vor allem der Mannschaft alles erdenklich Gute.“


FCA-Dauerbrenner Benjamin Burger wird die Mannschaft in der kommenden Partie gegen den 1. FC Schlicht coachen
FCA-Dauerbrenner Benjamin Burger wird die Mannschaft in der kommenden Partie gegen den 1. FC Schlicht coachen – Foto: Charly Becherer



Ambergs Sportlicher Leiter Matthias Schmien bedauert den Abschied des Trainer-Urgesteins, der in den 80er Jahren auch das Trikot der Kurfürstenstädter getragen hat: „Bei uns gab es überhaupt keine Trainerdiskussion, auch wenn die letzten Wochen ziemlich ernüchternd verlaufen sind. Trotzdem waren wir überzeugt, mit Karl-Heinz die Kurve wieder zu bekommen. Dass er nun selbst die Reißleine gezogen hat, stimmt uns traurig, denn wie er sich für den Verein engagiert hat, ist in Worten kaum zu beschreiben. Wir verlieren einen tollen Trainer, dem der FC Amberg viel zu verdanken hat.“ Im kommenden Heimspiel gegen den 1. FC Schlicht wird Co-Spielertrainer Benjamin Burger die Mannschaft betreuen. Der 32-Jährige befindet sich aber noch mitten im Hausbau und wird deshalb - zumindest vor der Winterpause - nur eine kurzfristige Lösung sein. „Aktuell haben wir noch keinen konkreten Plan, wie es in Sachen Trainer bei uns weitergehen wird“, verrät Schmien.


Ob Karl-Heinz Wagner nochmal an einer Seitenlinie stehen wird, ist zumindest fraglich: „Ich werde im Dezember 70 Jahre alt und irgendwann hat alles ein Ende. Man soll aber bekanntlich niemals nie sagen, zumal ich mich körperlich noch sehr gut fühle. Sollte ich wirklich nochmal etwas machen, dann aber mit großer Wahrscheinlichkeit kein längerfristiges Engagement mehr. Kurzzeitig irgendwo in die Bresche springen, wäre vielleicht eine Option. Aber das lasse ich auf mich zukommen, zumal ich froh bin, dass ich jetzt mal etwas Abstand vom Fußball gewinnen kann.“
Aufrufe: 025.9.2023, 19:00 Uhr
Thomas SeidlAutor