2024-05-17T14:19:24.476Z

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Während Hasan Ismaik (r.) mit Marc-Nicolai Pfeifer verlängern möchte, forciert Präsident Robert Reisinger (li.) seine Ablösung.
Während Hasan Ismaik (r.) mit Marc-Nicolai Pfeifer verlängern möchte, forciert Präsident Robert Reisinger (li.) seine Ablösung. – Foto: Fotomontage (IMAGO Images /Ulrich Wagner)

Machtkampf bei 1860 eskaliert: Reisinger greift durch – Pfeifer vor Kündigung – Ismaik tobt

Neuer Tiefpunkt im Dauerzwist

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Es läuft auf die maximale Konfrontation heraus. Die Gräben beim TSV 1860 wirken unüberwindbar. Ein Showdown der Gesellschafter scheint unausweichlich.

München - Sportlich hinken die Löwen den Erwartungen hinterher – das Aus im Totopokal beim Dorfclub Pipinsried war ein schwerer Rückschlag. Doch damit nicht genug. Der ewige Streit zwischen den Gesellschaftern eskaliert. Mittendrin: Hauptsponsor „Die Bayerische“.

Wie die überregionale Tageszeitung Die Welt berichtet, hat Martin Gräfer, Vorstandschef der Perlacher Versicherung, seinem Ärger Luft gemacht. „Aktuell können wir nicht erkennen, dass das Ziel des Aufstiegs in die 2. Bundesliga von allen Beteiligten mit der notwendigen Klarheit und insbesondere dem erforderlichen Fokus mitgetragen wird. Das stellt unser, aber auch das Engagement weiterer Sponsoren zunehmend infrage“, wird aus einer geleakten E-Mail an Yahya Ismaik, Bruder von Hasan Ismaik, zitiert.

„Ein Miteinander, wie es HAM vorschwebt, heißt andernorts Alleinherrschaft.“

Robert Reisinger in einer geleakten E-Mail an Martin Gräfer

Präsident Robert Reisinger hat demnach Ende September – ebenfalls per Mail – den Kontakt zu Gräfer gesucht und das Vorgehen der e.V.-Seite verteidigt. „Ein Miteinander, wie es HAM (Ismaiks Firma) vorschwebt, heißt andernorts Alleinherrschaft.“ Streitpunkt ist weiter die Personalie Horst Heldt, den Reisinger als Nachfolger von Günther Gorenzel, bis Sommer Geschäftsführer Sport, installieren wollte.

Mit zweifelhaften Methoden, wie Saki Stimoniaris, der Chef des Aufsichtsrats, behauptet. Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sei aufgefordert worden, „Bekannte von Herrn Reisinger, mit denen er das abgesprochen habe, als Scheinkandidaten neben Horst Heldt dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, um sicherzugehen, dass Heldt den Zuschlag erhält.“ Dies habe der alleinige Geschäftsführer in einer Befragung bestätigt. Auf Nachfrage wollte Reisinger nichts zur jüngsten Schlammschlacht sagen.

Kündigung von 1860-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer gegen Willen der Ismaik-Seite aufgesetzt

Unsere Zeitung weiß aber: Er weist die Vorwürfe von sich, zudem genießt er weiter den uneingeschränkten Rückhalt des Verwaltungsrats. Pfeifer ist aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Seine Kündigung ist bereits aufgesetzt, wie unsere Redaktion aus sicherer Quelle erfahren hat, unterschrieben von mindestens zwei Präsidiumsvertretern – gegen den Willen der Ismaik-Seite.

Stimoniaris teilte laut Die Welt schriftlich mit, die Zusammenarbeit mit Reisinger sei „nicht länger zumutbar“ und außerdem „ein Verstoß gegen den Kooperationsvertrag“. Reisinger hatte allerdings bereits im September angekündigt, zum 15. November aus dem Aufsichtsrat auszuscheiden. Doch gelöst sind die Probleme dadurch längst nicht – im Gegenteil.

„Wenn der Verein durch das Fehlverhalten bestimmter Personen Schaden erleidet, werden diese zur Verantwortung gezogen.“

Löwen-Investor Hasan Ismaik

Das drohende Ende der Ära Pfeifer stößt nicht nur bei Ismaik auf Widerstand. Auch das neue Sponsorenbündnis um „Die Bayerische“ fordert seine Weiterbeschäftigung. Der Umgang mit dem 42 Jahre alten Stuttgarter ist nach Ansicht Gräfers „ein weiterer Tiefschlag, der sich kritisch auf die gegenseitige Vertrauensbildung auswirken kann“. Ismaik, der bislang vergeblich auf ein Ende von „50+1“ hofft, schließt eine Insolvenz zwar aus, lässt aber durchblicken, sich juristisch wehren zu wollen: „Wenn der Verein durch das Fehlverhalten bestimmter Personen Schaden erleidet, werden diese zur Verantwortung gezogen.“

Es läuft auf die maximale Konfrontation an der Grünwalder Straße 114 hinaus. Sollte das Präsidium die Kündigung Pfeifers im Alleingang durch- und mittels „50+1“ einen Nachfolger einsetzen, will Ismaik den Geldhahn zudrehen. „Finanzielle Mittel werden in dem Maße zur Verfügung gestellt, wie und wann sich der e. V. für eine konstruktive Zusammenarbeit mit seinem Partner entscheidet“, zitiert ihn die Welt: „Jeder, der gewissermaßen vom e. V. zwangsverpflichtet zu 1860 kommt, wird nicht mit dem Geist der Zusammenarbeit kommen, der für das Funktionieren unseres Klubs erforderlich ist.“ (Uli Kellner und Jörg Bullinger)

Aufrufe: 022.11.2023, 13:00 Uhr
Uli KellnerAutor