2024-05-02T16:12:49.858Z

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Spricht mit den Leitlöwen und verhandelt mit Leicester City: 1860-Sportchef Günther Gorenzel.
Spricht mit den Leitlöwen und verhandelt mit Leicester City: 1860-Sportchef Günther Gorenzel. – Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Leicester entscheidet über Holzhauser: 1860 kassiert Rückschlag, Gorenzel schaltet Anwälte ein

Löwen-Sportchef knüpft sich Führungsspieler vor

Der TSV 1860 verhandelt mit Leicester City. Tatsächlich mischt der Premier-League-Klub im Holzhauser-Poker mit. Gorenzel kümmert sich aber auch ums aktuelle Team.

München/Belek – Für einen war auch der Abschlusstag in Belek vollgepackt mit Terminen, Telefonaten und Gesprächen. Während die 1860-Profis spontan frei hatten, kämpfte Günther Gorenzel an zwei Fronten. Zum einen bemüht sich der Sportchef weiter um Raphael Holzhauser. Das geplante Leihgeschäft mit dem Leuven-Profi entwickelt sich mehr und mehr zur Transferposse.

Zum anderen knöpft sich Gorenzel derzeit die vorhandenen Führungsspieler vor. Einer nach dem anderen muss antanzen. Gestern war noch Marcel Bär dran. Sportchef-Ansage an die Leitlöwen aus dem Mannschaftsrat: „Die müssen endlich Profil zeigen. Sie müssen das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Jeder muss für die Mannschaft eine Schippe drauflegen.“ Aber der Reihe nach.

TSV 1860: Poker um Signalspieler Holzhauser

Raphael Holzhausers Einsatz am Sonntagabend in der belgischen Liga hat die Lage im Transferpoker entscheidend verändert – zum Nachteil der Löwen. Gorenzels heimlicher Plan war, dass die Belgier Holzhauser spielen lassen, was sie ja auch taten. Nicht geplant war, dass OH Leuven verliert (2:3 gegen Kortrijk) – weil die Niederlage den Löwen ein „Ass im Ärmel“ nehmen könnte, das Gorenzel zu haben glaubte.

Das Ass war die Gastspielerlaubnis für den 1860-Test gegen Kaiserslautern. Gorenzels Rechtsauffassung ist, dass Holzhauser nicht berechtigt war, am Sonntag für seinen eigentlichen Arbeitgeber aufzulaufen. Er glaubt, wasserdichte Verträge sowohl mit Holzhauser als auch mit OH Leuven ausgehandelt zu haben. Das Druckmittel – Spieler her, sonst Prüfung durch Verbände und Juristen – wurde durch Leuvens Niederlage zum Rohrkrepierer. Wer keine Punkte holt, kann auch keine verlieren. Dieses Fass aufzumachen, würde am Ende nur dem Spieler schaden – was nicht im Interesse der Löwen ist.

Gorenzels nächster Schritt ist, das Vertragswirrwarr eine Instanz weiter oben zu klären – mit dem Vorsitzenden von Leicester City, das sich OH Leuven als Farmteam hält – unter dem Dach thailändischer Besitzer. „Das Ganze ist rechtlich sehr brisant“, sagte Gorenzel in einer Presserunde: „Dazu habe ich mich auch mit zwei Anwälten ausgetauscht.“ Die Chance, dass die Löwen ihren Führungsspieler noch bekommen, schwindet – auch wenn optimistische Löwen von einer 70:30-Chance ausgehen.

Klare Ansage an die eigenen Leitlöwen

Gorenzel kämpft auch deshalb so um Holzhauser, weil ihn die Wintervorbereitung darin bestärkt, dass die eigenen Spieler Defizite im Bereich Mentalität haben. Bestes Beispiel sind für ihn die leichtfertigen Gegentore in den Testspielen gegen Lautern (1:1) und Arad (1:2). „Für mich ist es zu einfach zu sagen: Wir machen die Tore nicht – wir bekommen auch welche“, kritisiert der Sportchef: „Meisterschaften gewinnst du über die Defensive. Wir dürfen in der Rückrunde nicht in alte Muster verfallen. Das Thema ist: Wir sind in gewissen Momenten zu schläfrig – oder unterschätzen Situationen. Dadurch bringen wir uns um den Lohn der Arbeit.“ In den ersten 17 Saisonspielen sei das nicht nur einmal der Fall gewesen.

Löwen-Schläfrigkeit als Spiegelbild der Herbstkrise? „Die Jungs müssen mehr Verantwortung übernehmen“, sagt Gorenzel: „Sie müssen mehr Präsenz zeigen, mehr führen.“ Mit freundlichen Grüßen an Hiller, Steinhart, Verlaat, Rieder, Kobylanski, Lex und Bär, die er explizit erwähnt. Sportchefs Schlussfolgerung: „Genau deswegen würde uns der Rapha sehr guttun. Er ist ein Typ, der auch vor 15.000 Leuten sagt: Gebt’s mir die Kugel und . . .“ Dazu klopft er dreimal mit der rechten Faust in die linke Handfläche.

Auf diese Einstellung werde es ab sofort ankommen: „Jeder Spieler muss vom Profil her eine Schippe drauflegen – das entscheidet darüber, ob wir bis zum Schluss bei der Musik dabei bleiben.“ (Uli Kellner)

Aufrufe: 09.1.2023, 14:43 Uhr
Uli KellnerAutor