
Gau-Odernheim. Dieser Gewaltschuss hatte die Qualität, wieder einmal Geschichte beim traditionsreichen Gau-Odernheimer Hallenmasters zu schreiben: Abgezogen hatte Philip Kohlstadt, der junge Petersberger. Und zwar in der Schlusssekunde des Finales. Letztlich zischte der Ball aber ein paar Zentimeter zu weit und ein paar Zentimeter zu hoch am rechten Dreieck des Tores von Rot-Weiß Walldorf vorbei. Erleichtert rissen die hessischen Fußballer die Arme hoch. Die sympathischen Debütanten hatten auf Anhieb das Turnier gewonnen.
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Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte in der gut besetzten Petersberghalle Totenstille. Sogar den lautstarken Gau-Odernheimer Fans stockte der Atem, als Kohlstadt tief in der eigenen Hälfte gegen das Leder trat. Alle wussten, dass dies die letzte Aktion in dieser Partie sein würde. Alle wussten auch, dass der 21-Jährige zu diesem Zeitpunkt die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte. Wenn der Ausgleich zum 2:2 - und damit eine Verlängerung des Spiels - noch hätte erzwungen werden sollen, dann mit diesem Hammer.
Auch wenn das Ziel knapp verfehlt wurde, sorgte Kohlstadt mit dieser Aktion für Gesprächsstoff. In der Vorhalle der Petersberghalle, dort, wo die vielen Zuschauer kulinarisch auf ihre Kosten kamen, palaverten die einen oder anderen über dieses sehenswerte Turnier. Ihr Credo: Kohlstadts strammer Schuss hatte einen Treffer verdient. Walldorfs Turniersieg aber geht völlig in Ordnung. Der Hessenligist, mit einer Mischung aus Erstmannschaftsspielern, Reservisten und U19-Spielern aufgelaufen, war das herausragende Team des Abends.
Einzig auf Augenhöhe: Der TSV Gau-Odernheim. Ein Indiz dafür? Gerne: Die Petersberger waren die einzige Mannschaft, der überhaupt Tore gegen Walldorf gelangen. In der Vorrunde hatten sich zuerst der FSV Saulheim (0:6), die SG Armsheim/Flonheim (0:9) und TuS Neuhausen (0:6) an der Abwehr der Rot-Weißen die Zähne ausgebissen. Erst im letzten Vorrundenspiel klimperte es im Kasten von Tim Nieschler. Emre Gümüs hatte ihn als erster überwunden. „Und das dann sogar doppelt“, kommentierte der Gau-Odernheimer grinsend. Trotzdem zog der TSV mit dem 3:4 den Kürzeren.
Gümüs’ Hoffnung, im Finale erneut auf Walldorf zu treffen, erfüllte sich, weil beide ihre Halbfinalaufgaben erfolgreich lösten. Rot-Weiß mit dem 5:0 über TuS Hackenheim erneut ohne Gegentreffer, der TSV Gau-Odernheim in einem packenden Schlagabtausch mit dem SV Gonsenheim U19 mit 4:2. Damit standen eben die beiden Teams im Endspiel, die die meisten Zuschauer schon nach den ersten Turnier-Minuten dort erwarteten.
Die Gau-Odernheimer warfen, wie üblich, ihren Kampfgeist und ihren lautstarken Anhang in die Waagschale. Unter den hatte sich unter anderem Fabio Moreno Fell gemischt. Der neue Star von Mainz 05, kometenhaft aus der Verbandsliga in den Europapokal durchgestartet, präsentierte sich einmal mehr als bodenständiger Fußballer, der weiß, wo er herkommt. Mit weißer Winterjacke und einer dunklen Mütze saß er auf der Tribüne inmitten seiner Ex-Gefährten vom TSV Gau-Odernheim. Und wer ihn fragte, ob es ihm gerade in den Füßen jucke und ob er jetzt lieber auf dem Feld stehen würde, entgegnete er mit der ihm typischen Knappheit: „Hallenfußball, das ist nicht unbedingt mein Ding“.
Anders Hannes Zimmer, der das Tor der Gau-Odernheim hütete. Der Keeper hatte seinen Spaß. Trotz des „blöd verlaufenen Finals“, in dem „wir mit Walldorf auf Augenhöhe waren.“ Und das unterm Strich mit den Hessen einen „verdienten Turniersieger hatte“. Mit der Einschätzung lag Zimmer exakt auf gleicher Wellenlänge wie Florian Diel. Der an diesem Abend arbeitsfreie Trainer würdigte die Leistung der TSVler ebenbürtig mit der der Hessen. Am Ende aber seien beide direkten Begegnungen am Walldorf gegangen, weshalb sie auch völlig verdient den Turniersieg davontrugen.
Hier und da wurde Kritik an der Gruppeneinteilung laut. Dass offensichtlich die beiden stärksten Teams des Turniers in einem Pool waren, bedauerte der eine oder andere. Die Turnierleitung aber hatte gute Gründe. Die Absage des VfB Bodenheim (für den FT/Alemannia Worms in die Bresche sprang) und die Entscheidung des SV Gonsenheim, nur die U19 zu schicken, hätten für das Ungleichgewicht gesorgt. Da zu dem Zeitpunkt die Spielpläne schon an die beteiligten Vereine und Medien herausgegangen waren, habe man die Teams nicht mehr umswitchen wollen, erklärte Sascha Merz.