2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview
Der FC Friedrichstal will diese Runde weniger zittern müssen.
Der FC Friedrichstal will diese Runde weniger zittern müssen. – Foto: Rainer Jacksch

"Langfristig wollen wir in die obere Tabellenhälfte"

FuPa Baden Sommercheck +++ FC Germania Friedrichstal

Nicolas Schmidt, Trainer des Verbandsligisten FC Germania Friedrichstal, macht den FuPa Baden Sommercheck.

1) Wie fällt euer Fazit zur vergangenen Saison aus?

Ich habe Anfang November die Mannschaft im Abstiegskampf übernommen. Vor der Winterpause konnten wir nur drei Punkte aus vier Spielen holen und überwinterten mit nur drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. In der Wintervorbereitung stieß dann mein vorheriger Co-Trainer Sascha Hornung dazu und wir begannen unseren Spielstil Stück für Stück der Mannschaft näherzubringen und anzupassen.

Die Rückrunde war eine Achterbahnfahrt mit großartigen Spielen und Ergebnissen auf der einen Seite und deutlichen Niederlagen gegen Spielberg und den FC-Astoria Walldorf II auf der anderen Seite. Der letztendliche Erfolg mit dem frühen Klassenerhalt kam dadurch, dass wir gegen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel kontinuierlich gepunktet und einen tollen Fußball gezeigt haben. Am Ende der Rückrunde zeigten wir dann nochmal ansprechende Leistungen gegen die Top drei mit knappen Niederlagen. Dies bestätigte uns in unserer Arbeit und spiegelte die kontinuierliche Entwicklung dieser jungen Mannschaft wider.

Zusammenfassend sind wir absolut zufrieden mit dem letztendlichen Verlauf und dem Ergebnis. Zur Winterpause haben uns die wenigsten im Umkreis den Klassenerhalt zugetraut. Es war schön, das Gegenteil zu beweisen (lacht).

2) Gibt es Veränderungen im Team? Transfers, Änderungen im Trainer- und Betreuerteam?

Das Trainer- und Betreuerteam bleibt zur nächsten Saison gleich. Bzgl. der Teamzusammensetzung haben wir im Sommer einen Umbruch eingeleitet. Wir hatten aus verschiedenen Gründen einige Abgänge zu verzeichnen und wollten uns auf verschiedenen Positionen nochmal verändern bzw. verstärken. Insgesamt hatten wir etwa 13 Abgänge und haben uns mit rund 16 Neuzugängen verstärkt.

3) Was sind eure Ziele für 2023/24?

Auch in dieser Saison streben wir wieder eine kontinuierliche Entwicklung unseres jungen Teams an. Zu Beginn ist wichtig, dass sich die Spieler schnell auf dem Platz kennenlernen und so zu einer Mannschaft zusammenwachsen. Ergebnisorientiert möchten wir dieses Jahr eine ruhigere Saison als letztes Jahr erleben und uns von Abstiegssorgen fernhalten. Ein einstelliger Tabellenplatz ist ein ambitioniertes Ziel, welches wir anstreben. Langfristig möchten wir diese Mannschaft formen und zusammenhalten, um zukünftig auch wieder in der oberen Tabellenhälfte mitspielen zu können.

4) Wer wird eurer Meinung nach Meister und warum?

Wir hatten es gerade über die bisherige Transferperiode und sind der Meinung, dass der FV Fortuna Heddesheim einige Top-Transfers verzeichnen konnte. Sie haben bereits letztes Jahr gegen uns einen tollen und abgezockten Fußball gezeigt und sind für mich daher der diesjährige Favorit.

5) Diesen Sommer verzichten überdurchschnittlich viele Klubs auf den Aufstieg. Worin könnten eurer Meinung nach die Gründe dafür liegen?

Bei uns in der Region ist mir das so noch gar nicht aufgefallen. Ich könnte es mir damit erklären, dass es in letzter Zeit doch einige Fahrstuhl-Mannschaften gab, die sich mit viel Geld hochgeschossen haben und nach dem Ausstieg eines/mehrerer Sponsoren wieder abgestürzt sind. Vielleicht fand dadurch ein Umdenken, hin zu einem gesunden Verhältnis aus Finanzen und Spielklasse statt. Außerdem haben viele Vereine mit einer fehlenden Jugend zu kämpfen, was bei einem Aufstieg gleichbedeutend mit externen Spielerverpflichtungen ist.

6) Weniger Zuschauerzahlen, auch Sponsoren zu bekommen wird nicht einfacher. Einfach ins Blaue gefragt: Wie seht ihr die Zukunft des Amateurfußballs?

Das ist meine ganz persönliche Meinung, aber ich denke, der Amateurfußball wird auch in Zukunft ein ganz instabiles Konstrukt bleiben. Es wird immer wieder Einzelpersonen oder Firmen geben, die viel Geld in eine Herrenmannschaft investieren und so die für sie höchstmögliche Spielklasse anvisieren. Das führt bereits im Amateurbereich zu unmoralischen Verhaltensweisen einiger Spieler und Verantwortlichen. Andere Vereine, die diese finanziellen Mittel nicht haben, werden weiter absteigen bis in den untersten Amateurbereich. Es ist ein ständiger Kampf, den eigenen Verein voranzubringen und konkurrenzfähig zu bleiben. Und auch an dieser Stelle ist den Ehrenamtlichen, die wirklich an ihrem Amateurverein hängen, ein großes Dankeschön auszusprechen. Unsere Gesellschaft muss genau diese Werte wieder mehr wertschätzen, ansonsten wird sich auch im Amateurbereich weiterhin alles um Geld drehen.

Aufrufe: 024.7.2023, 16:00 Uhr
red.Autor