2024-05-08T14:46:11.570Z

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Der FC Bayern vor der Saison 1979/80 mit Kurt Niedermayer (3.v.r): (v.l.) Wolfgang Dremmler, Wilhelm Reisinger, Hans Weiner, Wolfgang Kraus, Udo Horsmann, Norbert Janzon, Bernd Dürnberger, Trainer Pal Csernai, Klaus Augenthaler, Karl Heinz Rummenigge, Paul Breitner, am Steuer des Busses von Hauptsponsor Magirus Deutz Torwart Walter Junghans, Hans Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Dieter Hoeneß, Alfred Steinkirchner, Kurt Niedermayer, Peter Gruber und Branko Oblak.
Der FC Bayern vor der Saison 1979/80 mit Kurt Niedermayer (3.v.r): (v.l.) Wolfgang Dremmler, Wilhelm Reisinger, Hans Weiner, Wolfgang Kraus, Udo Horsmann, Norbert Janzon, Bernd Dürnberger, Trainer Pal Csernai, Klaus Augenthaler, Karl Heinz Rummenigge, Paul Breitner, am Steuer des Busses von Hauptsponsor Magirus Deutz Torwart Walter Junghans, Hans Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, Dieter Hoeneß, Alfred Steinkirchner, Kurt Niedermayer, Peter Gruber und Branko Oblak. – Foto: imago sportfotodienst

Kurt Niedermayer: „Fußball gibt’s bei mir nur noch im Fernsehen“

Besuch bei Ex-Profi aus Unterhaching – Kein Kontakt mehr zum FC Bayern

Mit mehreren Titeln und Meisterschaften hat Kurt Niedermayer Fußballgeschichte geschrieben. Doch hinter dem Ex-Profi verbirgt sich ein erfolgreicher Talentsucher. Eine seiner Entdeckungen? Unterhachings ehemaliger Bundesliga-Kapitän Matthias Zimmermann.

Unterhaching – Dreimal deutscher Meister (1980 und 1981 mit dem FC Bayern München, 1984 mit dem VfB Stuttgart), ein Länderspiel (1980 gegen Holland), 145 Bundesligaspiele für die Bayern, 73 für den VfB, DFB-Pokalsieger und Europapokal-Finalist 1982, Aufstiegsheld des FC Locarno (Schweiz), erfolgreicher Trainer und der Entdecker von Unterhachings Bundesliga-Kapitän Matthias Zimmermann – Kurt Niedermayer (68) hat viel gewonnen und viel erlebt in seinem langen Fußballer-Leben. Anfang der 70er begann die Karriere im Nachwuchsbereich seines Geburtsortes Reilingen (Rhein-Neckar-Kreis), 2012 endete sie als U19-Trainer beim FC Bayern, wo er seit 2001 tätig war. In dieser Zeit verlegte Niedermayer seinen Lebensmittelpunkt nach Unterhaching. „Hier wohne ich jetzt schon seit 15 Jahren mit meiner Frau Marianne – und wir fühlen uns sehr wohl“, erzählt der Ex-Profi.

Elf Jahre lang – von 2001 bis 2012 – trainierte Kurt Niedermayer die A-Junioren des FC Bayern.
Elf Jahre lang – von 2001 bis 2012 – trainierte Kurt Niedermayer die A-Junioren des FC Bayern. – Foto: LakoPress

Nach der aktiven Karriere trainierte er zunächst den SC Pfullendorf und dann von 1992 bis 2000 den SV Wacker Burghausen. „Er war der Trainer, der „den Fußball in Burghausen hoffähig gemacht hat“, schwärmte Manager-Legende Kurt Gaugler einst. Niedermayer erinnert sich: „Es war ein erfolgreicher Weg, den wir damals gegangen sind und acht Jahre, die mich geprägt haben.“

Innerhalb von nur drei Jahren (1992 bis 1995) führte der Nationalspieler die Salzachstädter aus der Landes- in die Regionalliga. „Wir haben damals sehr viel richtig gemacht, haben alle in eine Richtung gearbeitet“, blickt er zurück.

Und da kommt jetzt „Zimbo“ Zimmermann ins Spiel. „Wir sind über die Dörfer gefahren und haben junge, talentierte Leute aus den unteren Klassen angeschaut und einige von ihnen nach Burghausen geholt. Das war ein Geheimnis unseres Erfolgs.“ Zimmermann trug seinen Teil dazu bei: „Er kam 1992 zu Landesliga-Zeiten vom TSV Trostberg zu uns, wechselte zwei Jahre später zu den Bayern-Amateuren, von wo er 1996 den Sprung nach Unterhaching in die 2. Liga schaffte.“

Für die SpVgg bestritt der Mittelfeldspieler bis 2005 255 Spiele, davon 66 in der Bundesliga. Heute arbeitet der 53-Jährige in der Merchandising-Abteilung des FC Bayern.

Niedermayers Highlights während der Zeit in Burghausen waren die Spiele im Grünwalder Stadion in München gegen 1860 und die Bayern-Amateure – „aber natürlich auch gegen Unterhaching.“ Seine Trainer-Kollegen bei der SpVgg hießen damals u.a. Gerd Roggensack (heute 82) oder Willi Entenmann (am 3. Januar 2012 beim Langlaufen im Tannheimer Tal verstorben). „Zwei Kollegen, die unvergessen bleiben“, sagt Niedermayer.

Nach elf Jahren als Trainer der A-Jugend des FC Bayern (2001 bis 2012) zog sich Niedermayer langsam aus dem Fußball-Geschäft zurück. In Malaysia half er seinem ehemaligen Co-Trainer Teong-Kim Lim, einem 75-fachen Nationalspieler, anderthalb Jahre bei einem Nachwuchs-Projekt, war in dieser Zeit immer ein paar Wochen in Kuala Lumpur. Danach war Schluss. „Irgendwann war’s genug – ich war lange genug bei Wind und Wetter draußen gestanden. Jetzt bin ich Rentner, das Thema Fußball hat sich erledigt. Ich spiele schon lange nicht mehr selber, das habe ich sein gelassen, weil mir die Verletzungsgefahr zu groß war. Und ich geh auch nicht mehr ins Stadion. Fußball gibt’s bei mir nur noch im Fernsehen.“ Nach 18 Jahren Profifußball und 20 Trainerjahren ist Niedermayer umgestiegen: „Ich fahre viel Rad“, erzählt er. „Mittlerweile mit dem E-Bike, am liebsten hier in Bayern und rund um Unterhaching. Ich bin so viele Stunden im Bus gesessen – wenn ich da an die Weltreisen über die B12 zu unseren Auswärtsspielen denke... Da brauche ich weite Reisen nicht mehr.“

Im Winter ging der ehemalige Bundesligaspieler gerne mit seiner Frau zum Langlaufen, doch das fällt jetzt erst mal weg: „Ich hatte letztes Jahr eine schwere Knie-OP, die Spätfolgen eines Innenbandrisses. Ich kann mittlerweile wieder alles machen, aber ich will kein Risiko eingehen. Und zum Golf hat’s mich nie hingezogen.“

Es war eine lange, erfolgreiche Karriere – was ist davon außer schönen Erinnerungen geblieben? „Zum FC Bayern habe ich gar keinen Kontakt mehr“, verrät der 68-Jährige. „Nach meiner Trainertätigkeit hat sich das alles verlaufen. In meiner Wohnung hängen auch keine Wimpel oder sonstige Utensilien aus meiner Karriere. Ich habe nicht mal mehr Fotos. Das ist Vergangenheit, das ist erledigt und gegessen. Ich bin mit meinem Leben zufrieden.“

Dennoch holt den Wahl-Hachinger seine Vergangenheit immer wieder mal ein: „Ich bekomme regelmäßig Zuschriften und Autogrammwünsche. Gerade kam ein netter Brief von einem Ulmer, der Ersatztorwart war, als wir 2002 mit der Bayern-Jugend in Ulm gespielt haben. Er hat nach einem VfB-Trikot gefragt, aber ich habe ja nichts mehr. Deswegen habe ich ihn angerufen und mich mit ihm unterhalten.“ So geht Fan-Nähe – und zeigt: Der Unterhachinger Niedermayer ist noch einer dieser Fußballer vom alten Schlag…

Aufrufe: 015.1.2024, 05:00 Uhr
Thomas ErnstbergerAutor