2024-06-06T14:35:26.441Z

Spielbericht

KSV nach Herzschlagfinale in Kreisliga aufgestiegen.

Nach dem unglücklichen Ausscheiden in der vorsaisonalen Relegation und dem vor Wochenfrist am letzten Spieltag nur der schlechteren Tordifferenz wegen knapp verpassten Meistertitel war im Vorfeld die Besorgnis beim Karlsruher SV, den Aufstieg erneut zu verpassen, sicherlich nicht unbegründet existent. Auch wenn man sich beim 0:2-Erfolg im ersten Kräftemessen als das bessere Team erwies, war dies freilich keine Garantie für den Gesamterfolg. Die Rüppurrer hingegen fühlten sich in der ihnen ringsum zugewiesenen Außenseiterrolle nicht unwohl. Sie hatten nichts zu verlieren und brachten neben ihrem Kampfeswillen dann auch die nötige Unbeschwertheit auf den Platz. Dem KSV-Spiel hingegen fehlten hingegen oftmals die gewohnte Lockerheit und die letzte Kaltschnäuzigkeit beim Torabschluss. Gerade ein Torerfolg hätte den Charakter des Spiels zu Gunsten der Waldstädter wohl frühzeitig verändern können. Stattdessen blieb das Rückspiel in Anbetracht der knappen 0:1-Gästeführung bis zur letzten Sekunde offen und heiß umkämpft. Einmal mehr aber zeigten die KSV-Recken, dass sie nicht von ungefähr über die erfolgreichste Defensive der A-Klassen und der Kreisliga verfügen. Auch die steten Bemühungen nicht nur des Rüppurrer Torjäger-Duos fruchteten deshalb nur selten, so dass der wenigstens zur Verlängerung notwendige Treffer am Ende nicht mehr glücken sollte. Schon zu Beginn deutete sich an, dass die Nordsternler keinen Spaziergang zu erwarten hätten. Die Mannschaft von Michael Heim war läuferisch präsent und tauchte häufiger als der KSV vor dem gegnerischen Gehäuse auf. Diverse Annäherungen waren aber beiderseits nicht zwingend. Die Versuche waren entweder zu schwach für die Torleute oder verfehlten teilweise sehr deutlich das Tor. Allenfalls als Nico Bretzinger nach schön heraus gespielter Kombination an der KSV-Strafraumgrenze den Ball nur unzureichend unter Kontrolle brachte, wurde eine vielversprechendere Gelegenheit verpasst (33.). Zu diesem Zeitpunkt hatte die SG bereits etwas mehr vom Spiel, weshalb deren Führungstreffer allenfalls im Entstehen überraschend kam. Die Rüppurrer bauten aus den hinteren Reihen eher ungestört auf, Daniele Pascariello spielte sich in den Strafraum und bediente den links mitgelaufenen Luis Masuch Ibanez. Mit einem Flachschuss ins kurze Eck konnte er Christian Becker zur umjubelten 0:1-Führung überwinden (38.). Schon kurz darauf musste KSV-Coach Christian Stumpf erstmals verletzungsbedingt umstellen (39.). Der für Daniel Walz gerade ins Spiel gekommene Janis Müller beendete dann einen der wenigen zielstrebigen KSV-Angriffe mit einem schönen Flachschuss, der knapp am zweiten Pfosten vorbei flog (41.). Nach Wiederanpfiff schienen die Hausherren in ihre Normalspur gefunden zu haben. Gleich nach dem Anspiel köpfte Emirhan Yasa, der für das Aufstiegsspiel sogar eine Hochzeitsfeier der Familie unterbrach, knapp über den SG-Kasten (46.). Dann verpasste Lukas Stingl im Fünfer den Zeitpunkt gefährlich abzuziehen, in der Folge fand der durch den Strafraum kullernde Ball dann keine Abnehmer (48.). Anschließend versuchte es der plötzlich allein vor dem SG-Keeper auftauchende Yasa mit einem Heber, den er aber nicht an Wammetsberger vorbei brachte (52.). Minuten später musste der Schlussmann einen Schuss von Stingl per Fußabwehr auf der Linie klären (58.). Kurz darauf begeisterte Pascariello mit einer Akrobatikeinlage, als er eine Hereingabe mit einem Fallrückzieher abschloss, der aber mehr schön als erfolgreich war (61.). Auf der anderen Seite rutschte Janis Müller um Millimeter an einer Flanke von Hassan Hout vorbei (62.). Allmählich verloren die Waldstädter ihre spielbestimmende Phase und widmeten sich zunehmend wieder der Defensivarbeit. Denn die Jungs vom Brunnenstückweg waren nun wacher, hatten mehr Ballbesitz und erarbeiteten sich ein optisches Übergewicht. In dieser Phase stand SGR-Akteur Pascariello mit einigen Aktionen im Blickfeld. Allerdings semmelte er von der 16-er-Grenze weit übers Gehäuse (65.) und sein späterer Flachschuss beeindruckte den KSV-Goalie wenig (67.). Mehr Gefährlichkeit hatte dann sein Freistoßball von der 16-Meter-Kante, der knapp hinters Tornetz fiel. Vermutlich hätte sich Becker die Kugel aber notfalls noch gegriffen (70.). Der Vizemeister der A2 blieb dann im Bemühen um einen Torerfolg zwar meist feldüberlegen, nennenswerte Toraktionen konnten indes nicht mehr kreiert werden. Die KSV-Jungs verteidigten aufopferungsvoll und gönnten dem Gegner in der Gefahrenzone wenig Raum für gefährliche Abschlüsse. Und dann war da noch die Großchance zum 1:1 von Yasa. Nach einem sehenswerten Dribbling an vier Spielern vorbei fehlten ihm alleine vor Wammetsberger nur wenige Zentimeter, um die sich der Ball am Pfosten vorbei zitterte (77.). Nach der so verpassten Vorentscheidung blieb das Nervenkostüm der KSV-Anhänger unverändert auf harte Proben gestellt, zumal auch noch Abwehrchef Moritz Wittemann nach einem Zusammenprall ersetzt werden musste (83.). Die engagierten Rüppurrer gaben sich zwar nie auf und versuchten es unverdrossen mit der Brechstange, was aber nur selten fruchtete. Als der SGR-Goalie in der späten Nachspielzeit den Feldspieler gab und der vom KSV abgewehrte Ball bei Luca Tobehn in Höhe der Mittellinie landete, verfehlte dessen Fernschuss das verwaiste SGR-Tor um gut einen Meter (90.+5). Nach unendlich anmutenden Sekunden folgte dann die Erlösung für die Hausherren. Nach dem finalen Schiri-Pfiff waren befreiende Erleichterung und überschäumender Jubel auf der einen und (wenn auch nur vorübergehende) Enttäuschung auf der anderen Seite die höchst unterschiedlichen, aber verständlichen Reaktionen. Beide Teams hatten auf dem Platz alles gegeben, waren vor, während und nach dem Spiel angenehm fair. Nur zwei gelbe Karten je Mannschaft sind Seltenheit in einem Endspiel. Auch dies dürfte ein Stück weit dazu beigetragen haben, dass Spielleiter Pascal Rastetter (TSV Reichenbach) mit den AssistentInnen Chantal Kann (KSC) und Florian Kuppinger (TSV Ötisheim) einen super Job ablieferte. Dass auch die Zuschauer sich jeweils mit Respekt begegneten, rundet das für Spieler, Trainer usw. beider Vereine vielleicht einmalig bleibende Ereignis ab. Für den Karlsruher SV gilt seit Samstag: Kreisliga, wir sind da, erstmalig in der Vereinsgeschichte, fantastisch. Danke, Jungs! An solch einem Tag kann aber auch die Erwähnung des Trainerteams nicht ausbleiben. Vor allem die Arbeit von Christian Stumpf, der in seinem nunmehr zehnten Jahr die Geschicke der KSV-Herren verantwortet und die Truppe nach dem A-Klassenaufstieg 2017 jetzt auch in die Kreisliga geführt hat. Wo wir bleiben wollen, was schwer, sehr schwer wird. Wir werden´s aber versuchen. Mit all dem, was uns als Verein und Mannschaft auszeichnet. Auf jeden Fall wird uns dabei Moritz Wittemann aus beruflichen Gründen leider nicht mehr helfen können. Als wichtiger Teil des Teams werden wir ihn nicht nur auf dem Platz vermissen. Jetzt schon mal ein herzliches Dankeschön für das Geleistete. Besten Dank auch an die Delegierten vom Mitaufsteiger FV Leopoldshafen mit Coach Manuel Eifler. Sie gaben uns als Zuschauer des Rückspiels moralische Unterstützung und zeigten anschließend bei unseren ausgedehnten Aufstiegsfeierlichkeiten Stehvermögen und meisterliche Kompetenz. Den Sportfreunden von der SG Rüppurr, die eine unerwartet tolle Runde in einer Staffel mit renommierteren Vereinen gespielt haben, wünschen wir weiterhin eine gute Kameradschaft und den best möglichen Erfolg. Und der hängt nicht unbedingt vom Tabellenstand ab. Zu guter Letzt noch ein Danke an alle Beteiligten bei der Vorbereitung und Organisation des Entscheidungsspiels und an alle an vielen Stellen mithelfenden und unterstützenden KSV-ler (Hans-Dieter Brumm, Karlsruher SV).

Aufrufe: 06.6.2023, 08:00 Uhr
Norbert SchifferdeckerAutor