2024-06-14T14:12:32.331Z

Kommentar
Es sind unruhige Tage beim Regionalligisten 1. FC Bocholt.
Es sind unruhige Tage beim Regionalligisten 1. FC Bocholt. – Foto: Meiki Graff

Kommentar: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Der Regionalligist 1. FC Bocholt und Trainer Sven Schuchardt gehen getrennte Wege. Das scheint für alle Beteiligten wohl die beste Lösung zu sein.

Nun wird doch wieder Kaderplaner Marcus John beim abstiegsgefährdeten Regionalligisten 1. FC Bocholt an der Seitenlinie stehen. Schon nach einem Spieltag endete die Amtszeit von Coach Sven Schuchardt. Warum die Entscheidung richtig ist.

Keine Frage: Es waren große Fußstapfen, in die Trainer Sven Schuchardt Anfang des Jahres beim Regionalligisten 1. FC Bocholt treten musste. Sein Vorgänger war immerhin Marcus John, der nicht nur wegen seiner fachlichen Expertise, sondern auch wegen menschlicher Fähigkeiten in der Mannschaft hochangesehen ist. Daran, dass Sven Schuchardt reichlich Fußball-Kompetenz mitbringt, dürften keine Zweifel bestehen. Nur reicht das eben nicht. Nirgends, aber schon gar nicht im Fußball. Ein Trainer muss auch einen Draht zur Mannschaft haben. Nicht ohne Grund führte Menschenfänger Jupp Heynckes die Münchener Bayern zu historischen Triumphen, während Exzentriker Jürgen Klinsmann krachend scheiterte.

Es gibt drei Gruppen in der Mannschaft

Dem Vernehmen nach hatte es sich Sven Schuchardt zügig mit großen Teilen der Mannschaft verscherzt. Drei Gruppen gibt es am Hünting. Die erste Gruppe besteht aus Spielern, für die Fußball der Beruf ist. Denn: In der Regionalliga gibt es Vollprofis. Die zweite Phalanx umfasst Spieler, die den 1. FC Bocholt zum Aufstieg geführt haben - und daraus Ansprüche ableiten. Hinzu kommen erfahrene Kräfte, die viel Herzblut für den Sport aufbringen, aber auch noch beruflich eingespannt sind. Diese drei Gruppen zu einem Team zu formen - daran ist der 50-Jährige gescheitert. Die Akteure haben sich mehrfach bei der Klubführung beschwert. Und damit war das Aus besiegelt: Ohne Rückhalt ist ein Trainer machtlos, ein König ohne Land.

Dabei warten herausfordernde Monate auf den 1. FC Bocholt. Die "Schwatten" wollen unbedingt den Klassenerhalt in der Vierten Liga schaffen, die Mission wird schwierig genug. Da gilt es, interne Unruhen im Keim zu ersticken. Und diese Nebenkriegsschauplätze wären entstanden. Vielleicht sehr zeitnah, womöglich erst in der entscheidenden Phase. Ein Trainer, dessen Erwartungen nicht erfüllt werden können. Spieler, die sich nicht verstanden fühlen. Und eine sportliche Leitung, die ständig neue Feuer löschen muss. Das wäre nicht lange gut gegangen. Daher gilt wohl: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Marcus John wird der Fehler schnell vergessen

Nun muss es erneut Marcus John richten, der eigentlich nicht mehr Trainer sein wollte. Zu hoch sei der Aufwand, als Kaderplaner auch noch auf dem Trainingsplatz zu stehen, hatte der 48-Jährige Ende 2022 bei seinem Rücktritt erklärt. Dass Marcus John dem Vorstand nun erneut seine Zusage gegeben hat, ist aller Ehren wert. Seine Identifikation mit dem Klub scheint überaus hoch zu sein. Und mit Blick auf die Resultate unter seiner Regie stehen die Chancen gut, dass die Bocholter am Saisonende über der Abstiegszone landen werden. Dann dürfte auch vergessen sein, dass der Sportliche Leiter mit der Trainerwahl daneben gelegen hatte.

Aufrufe: 03.2.2023, 22:18 Uhr
Maarten OversteegenAutor