2024-05-08T14:46:11.570Z

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Das SCF-Gelände.
Das SCF-Gelände. – Foto: Weber

Juristische Auseinandersetzung steuert dem Höhepunkt entgegen: Traditionsverein droht Insolvenz

Fürstenfeldbruck

Die juristische Auseinandersetzung zwischen dem SC Fürstenfeldbruck und der Stadt Fürstenfeldbruck steuert auf ihren Höhepunkt zu. In zwei Verfahren geht es um die Zukunft des Fußballvereins. Insgesamt wird um rund 40 000 Euro gestritten.

Fürstenfeldbruck – An diesem Freitag stehen sich die Vertreter des SC Fürstenfeldbruck und der Stadt zum ersten Mal vor dem Landgericht II in München gegenüber. Verhandelt wird eine Schadensersatzklage über 26 600 Euro des SCF gegen die Stadt. Der Hintergrund: Der Stadtrat hat das Gesuch der Fußballvereins abgelehnt, das Stadion an der Klosterstraße für sieben bis zehn Spiele an den heimatlosen Regionalligisten Türkgücü München unterzuvermieten. Die Ablehnung sei unrechtmäßig, sagt der SCF und macht den entgangenen Gewinn aus acht Partien geltend.

Zwangsvollstreckung steht im Raum

Doch das ist nicht das einzige Verfahren, das zwischen Stadt und Verein läuft – auch in die andere Richtung wird geklagt. Die Stadt Fürstenfeldbruck hat einen Zwangsvollstreckunsbescheid über fast 13 000 Euro gegen den SC Fürstenfeldbruck in die Wege geleitet.

Die Summe setzt sich laut der Mitteilung einer Pressesprecherin des Landgerichts Münchens aus ausstehenden Zahlungen in den Bereichen „Betriebskostenbeteiligung“ in den Jahren 2019 (3275,11 Euro), 2020 (1959,82 Euro), 2021 (2302,54 Euro) und 2022 (3316,15 Euro) sowie „Nutzungsentgelt“ (1000 Euro) und „Bauhofrechnung“ (665,50 Euro) zusammen. Insgesamt geht es um über 12 500 Euro.

Verein legt Einspruch ein

Gegen den Bescheid hat der Sportverein Einspruch eingelegt. Deshalb wurde das Verfahren vom ursprünglich zuständigen Mahngericht an das Münchner Landgericht übertragen. Dort wartete man aber noch auf die Anspruchsbegründung der Stadt. „Diese liegt jedoch noch nicht vor“, erklärte die Gerichtssprecherin am Montagabend.

Stadt kann SCF pfänden lassen

Laut SCF-Präsident Jakob Ettner entscheiden diese beiden Verfahren über das weiter Bestehen des Vereins. Verliere man beide, so drohe dem SC Fürstenfeldbruck die Insolvenz. Die Lage sei prekär. „Die Stadt kann uns seit Dezember pfänden lassen“, sagt Ettner. Und das ausgerechnet jetzt, wo der Verein auf dem besten Weg sei, wieder eine spielfähige Mannschaft auf die Beine zustellen, nachdem diese wegen zahlreichen Abgängen im vergangenen Sommer vom Spielbetrieb abgemeldet werden musste.

Ettner betont, dass er die Forderungen für unrechtmäßig hält: „Es ist skandalös, was die Stadt versucht, dem Verein unterzuschieben.“ Die Stadt selbst hält sich recht bedeckt und bestätigt lediglich die Existenz der beiden Verfahren. Zur Zwangsvollstreckung erklärt eine Pressesprecherin: „Das Verfahren wird zeigen, ob der Vollstreckungsbescheid gerechtfertigt ist oder nicht.“

Künftige Nutzung des Sportgeländes

Vom Ausgang der Verfahren hänge laut Ettner auch die Durchführung der schon lange ausstehenden Mitgliederversammlung ab. Immerhin müsse ein potenzieller neuer Vorstand wissen, worauf er sich einlasse.

Und noch etwas hänge von den Verfahren ab, erklärt der SCF-Präsident. Laut Ettner sei die Nutzungsvereinbarung für das Areal an der Klosterstraße so geregelt, dass die Stadt diese bei ausstehenden Zahlungen kündigen könne. Der SCF-Präsident glaubt, dass so der Weg frei gemacht werden solle für die komplette Übernahme des Geländes durch den TuS Fürstenfeldbruck – insbesondere durch die American-Football-Abteilung Fursty Razorbacks.

Oberbürgermeister widerspricht

Dieser Theorie haben gegenüber dem Tagblatt zuletzt aber sowohl Oberbürgermeister Christian Götz (BBV) als auch Sportreferent Martin Kellerer (CSU) vehement widersprochen. Im Gespräch sei lediglich eine gemeinsame Nutzung des Areals durch beide Verein. Die Entscheidung darüber soll am 21. März in der Sitzung des Ausschusses für Integration, Soziales, Jugend und Sport fallen.

Im Stadtrat

Auch im Großen Sitzungssaal des Rathauses war bei der Stadtratssitzung diese Woche der SCF Thema.

Dirk Zahn meldete sich im Rahmen der Bürgerfragestunde zu Wort. Er sei seit einem Jahr beim SCF und verantwortlich für den Aufbau der ersten und zweiten Herrenmannschaft. „Das Projekt nimmt Gestalt an“, verkündete er von den Zuhörerplätzen aus.

Für die neue Saison würden eine erste und eine zweite Mannschaft zur Verfügung stehen. Daher sei es schwer nachvollziehbar, dass dem SCF immer wieder Steine in den Weg gelegt würden. „Warum wird den Razorbacks zugesichert, dass sie das Sportgelände des SCF bekommen, obwohl der SCF voll ausgelastet ist mit seinen Jugendspielern?“, fragte er in Richtung Oberbürgermeister Christian Götz.

Zunächst sei der Verein zu beglückwünschen, dass es wieder eine erste und zweite Mannschaft gibt, antwortete der Rathauschef. „Da sind wir sehr froh darüber.“ Er betonte, dass den Fursty Razorbacks nichts zugesichert wurde. Es gebe einen oder alternative Beschlussvorschläge, die im nächsten Ausschuss für Integration, Soziales, Jugend und Sport beraten würden.

Zahn bohrte weiter nach: Warum könnten die Fursty Razorbacks nicht beim TSV West bleiben, wenn sie dort bereits trainieren? Das könne man nicht auf die Schnelle beantworten, meinte Götz. „Viele Menschen machen sich Gedanken, wie wir unsere Sportstätten in Bruck optimal belegen und ausnützen können.“

Zuletzt wollte Dirk Zahn wissen, warum der OB sich gegen einen Termin alleine mit dem SCF-Vorstand wehre. Es sei unüblich und ihm als OB und Leiter der Verwaltung überlassen, welche Mitarbeiter er zu welchen Terminen hinzuziehe, antwortete Götz.

Es mache keinen Sinn, sich ohne Mitarbeiter aus dem Bereichen Recht, Liegenschaften und Sportförderung fachlich auszutauschen. „Eine Plauderrunde, wo ich mir irgendetwas anhöre, ist nicht zielführend.“ Für detaillierte Antworten solle Zahn seine Fragen schriftlich stellen, schloss der Rathauschef. (imu)

Der SCF stand schon einmal kurz vor der Insolvenz. Diese konnte damals jedoch abgewendet werden.

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Aufrufe: 029.2.2024, 15:30 Uhr
Thomas BenediktAutor