2024-06-14T06:55:53.576Z

Ligavorschau
Der Anfang der Party: Torhüter Marco Diroma (in Blau) heizt seinen Mitspielern nach dem Abpfiff ordentlich ein.
Der Anfang der Party: Torhüter Marco Diroma (in Blau) heizt seinen Mitspielern nach dem Abpfiff ordentlich ein. – Foto: kögl

Josef Thiermeyer: „Die Liga zu halten, ist einfacher als aufzusteigen"

WSV peilt Kreisliga-Klassenerhalt an

Im dritten Anlauf hat der WSV Unterammergau den lang ersehnten Aufstieg in die Kreisliga geschafft. Nach einer wilden Feier richten sich die Blicke nun schon wieder nach vorne.

Unterammergau – Komplett durchgefeiert hat Josef Thiermeyer nicht. Im Gegensatz zu einigen seiner Spieler. Die machten nach dem lang ersehnten Aufstieg des WSV Unterammergau in die Fußball-Kreisliga die Nacht zum Tag. Von Samstagmittag bis Sonntagabend ging die feuchtfröhliche Sause. „Zwischendurch habe ich eine Pause gebraucht, ein paar Stunden geschlafen“, gesteht der Trainer und fügt an: „Die Jungen halten einfach noch mehr aus.“

Drei Tage nach dem größten Triumph der Vereinsgeschichte ist am Dienstag wieder Ruhe eingekehrt in Unterammergau. Der Jubel, die Ekstase nach dem größten Erfolg in der 53-jährigen Historie der Fußballabteilung des Wintersportvereins hat sich gelegt. So langsam realisieren sie alle, was sie da durch den 3:0-Erfolg im Derby gegen den FC Bad Kohlgrub geleistet haben. „Wir haben etwas geschafft, durch das wir uns in den Geschichtsbüchern des Clubs verewigt haben“, bringt es Thiermeyer auf den Punkt. Lange genug hat es gedauert.

„Komischerweise war der Druck dieses Jahr nicht so groß.“

WSV Trainer Josef Thiermeyer mit Blick auf die beiden verpatzten Aufstiege der Vorjahre

Zweimal sind die Unterammergauer in den vergangenen beiden Jahren nur hauchzart am Aufstieg vorbeigeschrammt. In der Spielzeit 2020/21 machte ihnen die sogenannte Quotientenregel einen Strich durch die Rechnung. In der Vorsaison musste der WSV erst am vorletzten Spieltag den SV Münsing-Ammerland vorbeiziehen lassen und scheiterte anschließend in der Relegation an der DJK Waldram. Entsprechend groß war die Erleichterung, auch wenn Thiermeyer sagt: „Komischerweise war der Druck dieses Jahr nicht so groß.“ Bedenken, Sorgen, dass sie es – mal wieder – auf den letzten Metern mit dem Ziel unmittelbar vor Augen noch verbocken könnten, hatte in Unterammergau keiner. „Wir als Trainer hatten keine Zweifel“, erklärt Thiermeyer, der sich nicht allein als Architekt des Erfolgs sieht.

Explizit hebt er seinen Co Tobias Benning hervor. Die Mentalität ist heuer einfach eine andere gewesen, die Bereitschaft und der Ehrgeiz noch einen Ticken größer. Das hat man nicht nur in den Partien, sondern auch im Training gemerkt. Besonders ansehnlich war das nicht immer, gesteht der Coach. „In der Saison zuvor hätten wir den Aufstieg wesentlich mehr verdient. Da haben wir viel schöner gespielt.“ Doch entscheidend ist das, was am Ende bei rumkommt. Ganz egal wie. „Manchmal muss man Dinge einfach erzwingen.“

WSV plant ohne Zugänge

Was den WSV zudem so stark gemacht hat: Auch in Phasen, in denen es nicht so gut lief, behielt man im Ammertal stets einen kühlen Kopf. Das war nach dem verpatzten Start in die Meisterrunde mit einem Unentschieden beim TSV Erling-Andechs und einer Niederlage gegen den MTV Dießen der Fall. Ebenso als es zwischendurch zwei Punkteteilungen im Rückspiel gegen Dießen und gegen den FC Kochelsee Schlehdorf gab. Gerade letztere Begegnung nennt der Trainer „einen Knackpunkt“. Aus einem 1:4-Rückstand machte sein Team noch ein 4:4, holte sich damit das nötige Selbstbewusstsein für die abschließenden Duelle mit der SG Oberau/Farchant und Bad Kohlgrub, die beide gewonnen wurden.

Mindestens vier Wochen gewährt Thiermeyer seinen Spielern nun eine Pause. Kräfte tanken für die Vorbereitung auf die neue Saison, die erste in der Kreisliga. Ende Juni, Anfang Juli ist Trainingsauftakt. Zur Verfügung steht ihm dann – Stand jetzt – derselbe Kader wie zuletzt. Weder Abgänge noch Zugänge sind bislang fix. Wobei sie in Unterammergau auch nicht aktiv auf der Suche nach Verstärkung sind. Schon jetzt hat man für die Erste und die Reserve einen riesigen Pool an Akteuren, ein „Luxusproblem“, wie es andere Clubs zu gerne hätten. Neue Spieler anzuwerben, sei daher das falsche Signal. „Damit würden wir jedem, der den Weg über die Jahre mitgegangen ist, vor den Kopf stoßen. Die Jungs haben es alle im Kreuz, Kreisliga zu spielen.“

„Die Liga zu halten, ist einfacher als aufzusteigen.“

Josef Thiermeyer über die anstehende Saison in der Kreisliga

Das ausgegebene Ziel lautet Klassenerhalt und dann „mal schauen, was geht“. Ein realistisches Vorhaben, meint der Coach. „Die Liga zu halten, ist einfacher als aufzusteigen.“ Zumal seine Mannschaft eine neue Rolle einnehmen wird, nicht mehr Gejagter, sondern Jäger ist. Das Spiel müssen fortan die Gegner machen, sie haben den Druck, nicht der WSV. Der kann die Spielzeit ganz gelöst, unbeschwert angehen.

Zuvor wird aber noch mal gefeiert. Im Aufstiegsrausch wurde am Samstag spontan ein Mallorca-Trip fürs anstehende Wochenende organisiert. 15, 16 Leute fliegen mit. Thiermeyer gehört nicht dazu. Nicht, weil ihm die Aufstiegsfeier noch in den Knochen steckt. Ganz so schlimm steht es dann doch noch nicht um den 41-Jährigen. Er hat schlicht andere Verpflichtungen. Vor 14 Monaten ist er Vater geworden. „Die fußballfreie Zeit möchte ich der Familie widmen.“

Aufrufe: 031.5.2023, 09:29 Uhr
Sven SartisonAutor