2024-05-10T08:19:16.237Z

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Auf dem Sprung

Der Tarmstedter Mika Eickhoff gehört nächste Saison zum Regionalliga-Kader des SV Werder Bremen. Doch es soll nochweiter nach oben gehen.

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Es war kein großes Spiel Anfang April in Flensburg. Werder Bremen II war in der Regionalliga bei Weiche Flensburg zu Gast und verlor mit 0:2. Für einen Bremer Spieler war es aber doch eine besondere Begegnung: Mika Eickhoff – Kapitän der Bremer U19 – gab sein Debüt im Regionalliga-Team – an der Seite von Philipp Bargfrede . Seinem Ziel, Profifußballer zu werden, ist er wieder einen Schritt näher gekommen.

Es war kein großes Spiel Anfang April in Flensburg. Werder Bremen II war in der Regionalliga bei Weiche Flensburg zu Gast und verlor mit 0:2. Für einen Bremer Spieler war es aber doch eine besondere Begegnung: Mika Eickhoff – Kapitän der Bremer U19 – gab sein Debüt im Regionalliga-Team – an der Seite von Philipp Bargfrede . Seinem Ziel, Profifußballer zu werden, ist er wieder einen Schritt näher gekommen.

Zwei Monate später sitzt Mika Eickhoff mit seinem Vater zusammen mit einem ZZ-Mitarbeiter in einem Café unweit des Weserstadions. Das Gespräch dauert länger als geplant. Es geht um den bisherigen Karriereweg des 18-Jährigen, aber auch um seine Zukunft. Und im Gespräch zeigt sich: Der Tarmstedter ist genauso. wie er von ehemaligen Trainern und Weggefährten beschrieben wird: Aufmerksam, ein feiner Beobachter, klar im Kopf, wahrlich kein Schnacker. Es ist höchst angenehm, mit ihm über Fußball zu reden – ob nun über den TuS Tarmstedt oder Werder Bremen.

Der 18-Jährige steht nun vor einem entscheidenden Jahr in seiner noch jungen Laufbahn. Er wechselt aus der U19 in die Regionalliga – die vierthöchste deutsche Spielklasse, möglicherweise ein Sprungbrett für weit größere Herausforderungen. Er hat durch den Sprung in den Bremer Regionalliga-Kader schon mehr erreicht als viele andere Talente. Nur scheinbar ist er dabei den klassischen Weg gegangen: vom Dorfverein hin zum Nachwuchsleistungszentrum. Aber dieser Weg war nicht so selbstverständlich und klar, wie es auf dem ersten Blick scheint.

Alles beginnt in Tarmstedt – auf dem Sportplatz am Wendohweg. Hier spielt der junge Mika Eickhoff zunächst in einem Team mit seinem älteren Bruder Fynn, den manche zunächst für das größere Talent halten. Wenig später muss die Mannschaft geteilt werden und Vater Henning Eickhoff übernimmt das Training seines jüngeren Sohnes.

Traumberuf Profi-Fußballer

Damit beginnt für die Familie Eickhoff ein „Fußball-Leben“. Die Eltern sind in den folgenden Jahren mit ihren Söhnen viel unterwegs in Sachen Fußball – Training, Spiele, Lehrgänge. „Das war und ist schon extrem zeitaufwendig – viele Fahrten, lange Strecken“, so Henning Eickhoff. Der Traum Bundesligaspieler zu werden, lebt in den Köpfen vieler Jungen – auch in dem von Mika Eickhoff. „Er hat schon mit zehn Jahren angekündigt, dass er mit Fußballspielen sein Geld verdienen wird“, erinnert sich Vater Henning Eickhoff mit einem Schmunzeln.

Trotzdem scheint diese Möglichkeit zunächst sehr, sehr weit weg zu sein. Mikas Talent ist zwar offenkundig. So duelliert sich der Tarmstedter beispielsweise in den Spielen gegen Gnarrenburg mit dem beinahe gleichaltrigen Keke Topp. Doch während der junge Keke Topp schon früh zu Werder wechselt, spielt Eickhoff weiterhin für Tarmstedt in der Kreisliga. „Das war letztlich genau richtig für ihn. Das hatten wir ihm auch empfohlen. Dort konnte er sich in Ruhe entwickeln. Er hat damit am Ende alle anderen überholt“, so Sören Haß, der damals sein Stützpunkttrainer in Zeven war.

Trainer kämpft für Eickhoff

Haß glaubt, wie auch später andere Trainer, an dieses besondere Talent. Doch nicht alle sehen das so oder wollen das so sehen. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, man hatte Mika damals gar nicht auf den Zettel für die Niedersachsen-Auswahl“, erzählt Haß. „Ich musste schon ganz schön intensiv mit den Verbandstrainern diskutieren, damit sie ihn überhaupt zu den Lehrgängen einladen.“

Erst in der U14 wechselt Mika Eickhoff von Tarmstedt zum in der Jugendarbeit führenden Verein in der Region – A/O/Heeslingen. Andere Talente haben mit einem solchen Sprung zu kämpfen. Der junge Tarmstedter schafft die Umstellung scheinbar spielend. Schon sein erster Einsatz für den JFV beim Finow-Cup, einem großen Jugendturnier in Brandenburg, wird für seine damaligen Trainer ein „Aha-Erlebnis“. „Er war sofort der Chef auf dem Platz, der Spieler, der uns noch gefehlt hat. Mika wurde sofort zum Kopf der Mannschaft“, erinnert sich Robin Cordes, der damals diesen Jahrgang trainierte. Bei diesem Turnier spielt er auch erstmals mit Ole Schulz zusammen – einem anderen talentierten Jugendspieler, der gerade aus Hambergen zum JFV gewechselt war. Der Beginn einer besonderen Geschichte, denn auch Ole Schulz wird in der nächsten Saison für Werder II spielen. „Es ist natürlich toll, dass wir zusammen den Sprung geschafft haben. Mika und ich haben uns sofort verstanden, waren auf dem Platz fast wie Brüder“, erzählt Schulz, der sich erinnert: „Wir haben schon in Heeslingen darüber gesprochen, wie geil das wäre, wenn wir mal zusammen für Werder in der Bundesliga spielen würden.“

Fast zur Konkurrenz

Soweit ist es noch nicht. In der nächsten Saison werden beide zunächst auf Platz 11 spielen – der Spielstätte der U23, unweit des Stadions. Und selbst das war zunächst gar nicht so abzusehen: Mika Eickhoff hatte einige Male in Bremen mittrainiert, dann aber von den Werder-Verantwortlichen eine Absage bekommen. Es folgte – gemeinsam mit Ole Schulz – ein Probetraining bei einem anderen großen norddeutschen Verein. Der zeigte sich sehr interessiert, wollte beide sofort verpflichten, aber meldete sich nach dieser Ankündigung nicht mehr. Ein anderer hätte vielleicht nach diesen Enttäuschungen in seinen Leistungen nachgelassen – nicht Mika Eickhoff. Der spielte in der U15 des JFV eine herausragende Saison und wird sich seines Talentes immer sicherer. „Ich habe mich in diesem Jahr schneller weiterentwickelt als andere. Da habe ich gesehen, dass es für mich noch weitergehen kann“, so Eickhoff. Als Saison-Höhepunkt nahm die U15 des JFV in Barsinghausen an der Endrunde um die Niedersachsen-Meisterschaft teil. Es sollten Eickhoffs letzte Spiele für den JFV werden. Lukas Ringen, der gemeinsam mit Robin Cordes die Elf trainierte, erinnert sich noch gut an Eickhoffs letzten Moment als JFV-Spieler. „Mika hat bei diesem Turnier zwei überragende Spiele abgeliefert“, so Ringen. „Im kleinen Finale haben wir ihn kurz vor Schluss ausgewechselt. Für mich und Robin war das ein besonderer Moment, denn wir wussten, Mika ist so weit: Er wird es auch bei Werder schaffen.“ Und diesmal gelingt tatsächlich der Sprung zu Werder. Eickhoff wechselt in die U16 und spielt damit erstmals für ein Nachwuchsleistungszentrum – ziemlich spät für ein Talent. Aber auch diesmal schafft er den Sprung scheinbar spielend, nicht zuletzt auch, weil er das Glück hat, einen Trainer zu bekommen, der sofort auf ihn setzt. „Frank Bender war für mich genau der richtige Trainer. Er mochte einfach die Art, wie ich Fußball spiele, und das hat mir ungemein Selbstvertrauen gegeben“, erzählt Eickhoff.

Wie ist aber seine Art Fußball zu spielen? Oder anders gefragt: Was sollte ein Talent im modernen Fußball mitbringen, um es nach oben zu schaffen? „Mika bringt vieles mit, was man im modernen Fußball einfach braucht“, so Werder-Nachwuchstrainer Yannick Viol. „Er ist superschnell, beidfüßig, hat ein tolles Umschaltspiel und er hat einfach dieses Gefühl für die Tiefe und den Raum auf dem Platz.“ Und was noch hinzugefügt werden sollte: Der junge Eickhoff ist für einen Mittelfeldspieler sehr torgefährlich. Zudem ist er keine Diva, kein Egoist, kein Selbstdarsteller – weder auf noch neben dem Platz. „Für ihn steht das Team über allem. Er nimmt sich da selbst nicht so wichtig, aber ich denke, er war nicht ohne Grund Kapitän der U19. Er achtet auf andere. Man kann ihm vertrauen“, so sein ehemaliger Mitspieler bei A/O/H Fabio Gerke.

Der Agent von Philipp Lahm

Das junge Talent fällt jedenfalls immer mehr auf – auch verschiedenen Spielerberatern, was vor allem Vater Henning Eickhoff zu hören bekommt. „Da haben immer wieder Berater auf meinem Handy Sprachnachrichten hinterlassen“, erzählt er. „Da könnte ich Sprachnachrichten vorspielen.“ Schließlich entscheidet sich sein Sohn für eine Agentur aus München – acta 7 – mit einem in Fußballkreisen sehr angesehenen Inhaber namens Roman Grill. Bekanntester Klient der Agentur ist ein gewisser Philipp Lahm.

Eickhoff macht in Bremen weiter, trainiert in den beiden folgenden Jahren unter Christian Brand, lebt im Bremer Fußballinternat, wird Kapitän der U19, macht sein Fachabitur und steht nun tatsächlich vor dem Sprung in den bezahlten Fußball. Und doch ist er nie ganz weit weg von der Region, aus der er kommt, ist noch immer auf dem Sportplatz in Tarmstedt anzutreffen oder mit seinem ehemaligen Mitspieler und engen Freund Fabio Gerke am Platz in Ostereistedt.

Auch im Urlaub motiviert

Mit dem gleichaltrigen Gerke fährt er auch gemeinsam in den Urlaub – erstmals ohne Eltern: „Es hat Spaß gemacht“, erinnert sich der Ostereistedter Abiturient. „Aber Mika hat in diesen Tagen immer auch eine gewisse Ernsthaftigkeit behalten, hat sein Laufprogramm durchgezogen. Er hat sein Ziel klar vor Augen und weiß, was er dafür tun muss. Mika ist echt ein Arbeitstier.“

Letzteres wird auch nötig sein, um sich zunächst in der Regionalliga zu behaupten. Eickhoff ist da ganz Realist. „Der Fußball in der Regionalliga ist körperbetonter als in der U19-Bundesliga. Hier geht es um das Gewinnen, damit verdienen die Leute ihr Geld“, so der 18-Jährige, der klare Ziele hat: „Ich möchte Stammspieler werden, mich zeigen und möglichst schnell bei den Profis mittrainieren.“

Aufrufe: 024.6.2022, 09:00 Uhr
/ Zevener Zeitung / Andreas MeierAutor