2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Freuen sich auf die Zusammenarbeit (v. l.) Florian Wieser, Daniel Scherzl, der künftige Coach Björn Kramer und Uli Wieser.
Freuen sich auf die Zusammenarbeit (v. l.) Florian Wieser, Daniel Scherzl, der künftige Coach Björn Kramer und Uli Wieser. – Foto: Privat

Jena, München, Holzland - Björn Kramer wird Coach in Steinkirchen

FUSSBALL

Verlinkte Inhalte

Björn Kramer lebt seit zwei Jahren im Landkreis Erding. Im Sommer übernimmt er ein interessantes Projekt beim FSV.

Steinkirchen – Vom thüringischen Bundesliga-Leistungszentrum über München ins Erdinger Holzland – Björn Kramer freut sich darauf. Er wird in der neuen Saison als Nachfolger des scheidenden Kosta Papantoniou (wir berichteten) den FSV Steinkirchen trainieren. Vom Spielfeldrand aus, „denn von dort kann ich mehr bewirken“, sagt der 37-Jährige. Diese Erfahrung habe er in den vergangenen Jahren bereits beim FC Perlach gemacht.

Dabei spricht viel dafür, dass Kramer fußballerisch locker mithalten könnte, zählte er doch in seiner Jugendzeit zu den großen Talenten Thüringens. Bis zur B-Jugend war er im Leistungszentrum des damaligen Zweitligisten FC Carl-Zeiss Jena, jener Talentschmiede, aus der auch Nils Petersen stammt. Im Gegensatz zur späteren SC-Freiburg-Ikone bremsten Kramer aber Verletzungen in seiner Entwicklung aus. Als er schließlich aus beruflichen Gründen nach München zog – Kramer kümmert sich für eine Versicherung um Risikountersuchungen in der Flugzeugbranche –, war Schluss mit dem Leistungssport. „Mir war auch der Spaß am Fußball wichtiger als der unbedingte Erfolg“, erklärt Kramer, der seit 2011 mit zwei Abstechern nach Haidhausen und Grasbrunn ausschließlich für den FC Perlach spielte. Meist in der Kreisklasse, auch die Kreisliga war dabei. 2016/17 schoss er sogar in 21 Spielen 24 Tore. Das Potenzial für höhere Ligen habe er natürlich schon gehabt, sagt er, aber er müsse sich auch wohlfühlen – und er arbeite auch gern langfristig.

Auf Thüringer Torjagd: Björn Kramer als D-Jugendlicher des FC Carl Zeiss Jena.
Auf Thüringer Torjagd: Björn Kramer als D-Jugendlicher des FC Carl Zeiss Jena. – Foto: Privat

Und das ist ganz im Sinne des FSV, wie Abteilungsleiter Uli Wieser in einer Pressemitteilung deutlich macht: „Ganz bewusst entscheiden wir uns für einen Trainer an der Linie, der unsere jungen Spieler voranbringen und ihnen einen eigenen Plan vermitteln soll. Björn ist mit seiner Vita genau der Richtige.“

Seit Herbst habe die Abteilungsleitung ein Konzept erarbeitet, das den Verein mittel- und langfristig mit eigenen Spielern und dem eigenen Nachwuchs auf gesunde Beine stellen soll. Der Weg, der in der Jugend eingeschlagen wurde, soll im Verein einheitlich durchgezogen werden, denn „für uns Dorfvereine gibt es nichts Wichtigeres, als den gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen und dafür zu sorgen, dass der Verein mit den eigenen Leuten besteht und wächst“, so 2. Abteilungsleiter Daniel Scherzl.

Wie berichtet, hatte Papantoniou bereits im Herbst mitgeteilt, nach dieser Saison sein Amt als Spielertrainer abzugeben. Danach habe sich der Verein mit einigen potenziellen Bewerbern getroffen und sich „für den besten Mann für diese anspruchsvolle Aufgabe entschieden“, da ist sich Scherzl sicher: „Mit Björn gewinnen wir jemanden, der stark kommuniziert, ein intensives Training strukturiert plant und an dem ein Pädagoge verloren gegangen ist. Mit seiner persönlichen Erfahrung als Juniorenspieler in einem Bundesliga-Leistungszentrum sowie seinen Spieler- und Trainerstationen gibt er unseren Jungs den entscheidenden Push.“

Kramer wohnt seit zweieinhalb Jahren mit seiner Familie in Dorfen. Dreimal die Woche saß er jeweils 100 Kilometer im Auto für Training und Spiel in München. Nach fünf Trainerjahren beim FC Perlach sei jetzt dort Schluss. Deshalb habe er sich auf die Anzeige gemeldet, die der FSV auf dem Portal fupa.de geschaltet hatte. Und jetzt eventuell A-Klasse, falls der FSV den Aufstieg in die Kreisklasse verpasst?

„Ganz ehrlich“, sagt er, „in München wäre ich nie in die A-Klasse gegangen. Aber ich bin ein demütiger Mensch. Mich kennt hier noch niemand, ich muss mich hier erst einmal beweisen.“ Und das wolle er in Steinkirchen, wo ihm das langfristige Konzept gefalle.

„Dass ich gern lange in einem Verein arbeite, sieht man ja an meinen Stationen.“ Was ihn jetzt schon beeindrucke, seien die Begeisterung der Vereinsverantwortlichen und der Zusammenhalt in der Mannschaft. „So einen eingeschworenen Haufen, das findest du in der Stadt nicht so leicht.“

Und wie sieht seine Spielphilosophie aus? „Das hängt von der Liga ab. Grundsätzlich will ich schon den Ball haben und ihm nicht hinterherlaufen. Aber du darfst auch nicht mit Hurra als Aufsteiger ins offene Messer laufen.“ Weniger lange Bälle, weniger ackern, mehr spielen – da werde er ansetzen. „Aber natürlich hängt alles davon ab, welche Spieler du hast.“

Kramer hat sich alle Vorbereitungsspiele des FSV angesehen. „Alle verloren“, sagt er lachend. Aber er sehe viel Potenzial durch die starke Jugendarbeit. „Ich drücke dem aktuellen Trainer sowie dem Team die Daumen für den Rest der Saison und wünsche natürlich, dass es mit dem Aufstieg klappt.“ Uli Wieser schließt sich dem an und bedankt sich beim aktuellen Coach. „Kosta lebt für diesen Sport und hat alles reingehauen, um uns dahin zu bringen, wo wir jetzt stehen.“

Sportlich werde mit dem aktuellen Spielertrainer zwar ein wichtiger Spieler von Bord gehen und kein adäquater Spieler oder Spielertrainer verpflichtet. Dieses Risiko gehe man aber bewusst ein. Dass Kramer selbst noch aktiv eingreifen wird, glaubt Wieser nicht, „auch wenn er durchaus aufgrund seiner eigenen sportlichen Qualitäten eine Option wäre“.

Kramer habe der Abteilungsleitung gesagt, dass er die Spieler voranbringen wolle, und das könne er nicht, wenn für ihn ein junger Spieler auf der Bank schmoren müsste. Wieser: „Das hat uns ganz klar signalisiert, dass er der Richtige für unseren Weg ist.“

Aufrufe: 023.3.2024, 12:00 Uhr
Dieter PriglmeirAutor