2024-05-16T14:13:28.083Z

Spielbericht
Die Löwen überzeugten gegen Mannheim mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung.
Die Löwen überzeugten gegen Mannheim mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. – Foto: IMAGO / Ulrich Wagner

Jacobaccis Löwen überzeugen als kampfstarke Einheit: „Haben den ersten kleinen Schritt gemacht“

1860-Auftaktsieg gegen Mannheim

1860 startet mit einem Auftaktsieg gegen Mannheim in die neue Saison. Überraschend war die Mannschaftsleistung nach der durchwachsenen Vorbereitung.

München – Zwölf Minuten waren an diesem 5. August gespielt, da war der 5. Februar plötzlich ganz nah. Nicht nur schmuddelwetterbedingt. Manfred Starke, der Drittliga-Torschütze des Jahres – er hatte es wieder getan. Der vom Nord- zum Südlicht mutierte Linksfuß hielt einfach mal drauf, nicht aus dem Mittelkreis wie damals für den VfB Oldenburg, aber erneut aus beachtlicher Entfernung – und erneut schlug der Ball hinter einem verdutzten Torhüter ein.

Neulöwe Starke trifft bei Pflichtspiel-Debüt – Lakenmacher glänzt als Joker

Der Unterschied zu damals: Diesmal konnte Marco Hiller mitjubeln, denn diesmal waren die Löwen Profiteure der auf namibischen Bolzplätzen erlernten Schusskunst. Mithilfe eines abfälschenden Abwehrbeins, der Unterkante der Latte und dem Rücken von Waldhof-Keeper Bartels hatte sich das Momentum früh auf die Seite der Löwen geschlagen. Hiller scherzte: „Wir haben ihn geholt, dass er Traumtore schießt – nicht gegen, sondern für uns.“

Starke, der später auch noch den Treffer zum 2:0-Endstand auf den Weg brachte, sagte, angesprochen auf seine kernige Art der Wiedergutmachung: „Ich hab nicht sofort dran gedacht. Ich hab mich einfach nur gefreut, dass er rein ist.“

Manfred Starke erzielte das nächste Traumtor – diesmal für die Löwen.
Manfred Starke erzielte das nächste Traumtor – diesmal für die Löwen. – Foto: sampics

Wer weiß, wie sich das Spiel ohne diesen Geniestreich entwickelt hätte. Starke war der Mann, der nach einer torarmen Vorbereitung das erste zählbare Zeichen setzte. Aber auch die anderen sechs Neuzugänge, die Maurizio Jacobacci gegen harmlose Mannheimer in die Startelf beordert hatte, spielten sich in die Herzen des nassgeregneten Anhangs.

Der überraschend für Lang aufgebotene Kwadwo überzeugte neben Kapitän Verlaat als kompromissloser Zweikämpfer. Rechts hinten war Kaan Kurt ebenso emsig wie Linksverteidiger Fabian Greilinger, der ein Sonderlob des Trainers einheimste („Sein bestes Spiel, seit ich hier bin“). Als Nothelfer vor der Abwehr räumte Niklas Tarnat unspektakulär, aber solide ab. Auch die neue Flügelzange, bestehend aus Julian Guttau und Marcel Schröter, glänzte mit Dynamik und Eigeninitiative.

Einzig Valmir Sulejmani, die Solospitze, konnte sich noch nicht ganz so gut in Szene setzen. Für ihn übernahm nach der Pause Fynn Lakenmacher und sammelte Pluspunkte beim Trainer, indem er den schönsten Angriff des Tages – einen Konter über Starke, Vrenezi und Guttau – zum 2:0 ins Tor schob (55.). „Es war eine große Mannschaftsleistung“, schwärmte Jacobacci.

Fynn Lakenmacher, von Jacobacci zuletzt kritisiert, zahlte das Vertrauen mit dem 2:0 zurück.
Fynn Lakenmacher, von Jacobacci zuletzt kritisiert, zahlte das Vertrauen mit dem 2:0 zurück. – Foto: IMAGO/Eduard Martin

Beeindruckend war vor allem der Kampfgeist dieser neuen Löwen. Alle hauten sich rein, alle hielten sich an die Marschroute des Trainers, der hinten fehlertechnisch auf null Toleranz setzt, vorne es dagegen schätzt, wenn sich das Team was traut. So wie Starke vor dem 1:0.

„Es gab auch Phasen, wo Mannheim mehr vom Spiel hatte“, merkte der Italiener an, „da müssen wir schauen, dass wir ballsicherer werden.“ Aber, ergänzte er milde: „Das ist völlig normal für den ersten Spieltag, dass wir nicht 100 Prozent abrufen können.“

Top-Teamleistung: Maurizio Jacobacci ist stolz auf die von ihm umgekrempelte Löwen-Mannschaft.
Top-Teamleistung: Maurizio Jacobacci ist stolz auf die von ihm umgekrempelte Löwen-Mannschaft. – Foto: sampics

Und völlig egal, wie viel Prozent es am Ende waren – es waren mehr, als ihnen das bis Samstag spürbar trübsinnige Umfeld zugetraut hatte: „Dieser Pessimismus . . . Ich bin sehr glücklich nach allem, was im Vorfeld gesprochen wurde“, sagte Jacobacci. Durch den Sieg hat sein Team nun 14 Tage gewonnen, um ohne Panikgeheul am Feintuning zu arbeiten.

„Diese Zeit ist top für uns“, so der Coach: „Wir haben den ersten kleinen Schritt gemacht.“ Der nächste soll am 19. August in Duisburg folgen, aber erst mal haben die neuen Löwen bis Mittwoch frei. Es sei ihnen gegönnt – nach einem Auftritt mit der Wirkung eines Antidepressivums. (Uli Kellner)

Aufrufe: 07.8.2023, 06:28 Uhr
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