2024-05-24T11:28:31.627Z

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Manni Schwabl Gibson Adu
Manni Schwabl Gibson Adu – Foto: Foto: Verein

In Mainz aussortiert, für Haching Geschichte geschrieben: Warum Juwel Adu unter Schwabl aufblüht

„Den bekommt kein Mensch mehr auf die Spur“, hieß es

Gibson Nana Adu ist der jüngste Spieler der 3. Liga-Geschichte. Dabei wurde er im NLZ von Mainz 05 aussortiert. Bei Unterhaching überzeugt der 16-Jährige, dabei halfen auch Spüldienste im Wirtshaus.

Unterhaching – Am vergangenen Freitagabend ploppte bei Manni Schwabl eine Nachricht auf dem Handy auf: ‘Kannst du mir Geld für den Friseur geben? Ich will bei meinem ersten Einsatz in der 3. Liga gut aussehen.’ Absender: Gibson Nana Adu. „Ich habe ihn erst mal gefragt, ob er noch ganz dicht ist“, sagt Schwabl lachend. Das Geld gab es trotzdem.

Die Geschichte von Adu ist vor allem eine über Vertrauen

So schrieb Adu im Spiel gegen Bielefeld frisch frisiert Geschichte, als jüngster Spieler der 3. Liga. In der fünften Minute der Nachspielzeit eingewechselt, das reichte dem 16-Jährigen, um noch einen Elfmeter rauszuholen. Mathias Fetsch verschoss, aber egal, Haching siegte 2:1 – und alle feierten das nächste Hachinger Juwel: „Das war ein geiles Gefühl, nur etwas kurz. Ich freue mich schon, wenn der Coach mich das nächste Mal aufstellt.“ Die Geschichte von Adu ist vor allem eine über Vertrauen. Im Nachwuchsleistungszentrum von Mainz 05 gab es für das Talent keine Zukunft mehr. Nicht diszipliniert genug, zu impulsiv, immer wieder Aussetzer.

Das Umfeld von Gibson erinnerte sich an die Geschichte von Karim Adeyemi, der unter Schwabls Obhut bis zum Nationalspieler reifte und Haching über zehn Millionen Euro einbrachte. „Ich habe einen Anruf bekommen und wurde gefragt, ob ich so was noch mal auf mich nehmen möchte“, erzählt Schwabl: „Ich habe erst mal gesagt: Ich habe schon genug graue Haare, vergesst es.“

Aber der Präsident der SpVgg Unterhaching wollte sich ein eigenes Bild machen, fuhr nach Mainz, sprach mit den Eltern und dem Mainzer NLZ-Chef Volker Kersting. Kerstings Urteil über Gibson: Sportlich top, aber abseits vom Platz bekommt ihn kein Mensch auf die Spur. Das reizte Schwabl. Der 57-Jährige unterschrieb eine Erziehungsberechtigung, und Adu zog damals im Alter von 14 Jahren weg von der Familie zu einer Gastfamilie nach Unterhaching. In das Haus, in dem einst die Adeyemis wohnten. „Ich habe ihm gesagt: Der liebe Gott gibt jedem eine Gabe. Das war bei dir sicher nicht die Schule, sondern das Kicken“, schmunzelt Schwabl.

Gibson Adu: Schwabl fuhr mach Mainz, um sich ein eigenes Bild zu machen

Doch die Gabe allein reicht nicht. Ohne Disziplin geht nichts. Am Anfang gab es als Strafe schon mal häufiger Spüldienst im Wirtshaus. Es gab auch einen Moment, in dem Schwabl kurz davor war, Adu wieder nach Mainz zu schicken. Doch Tochter und Mutter vom Haching-Macher intervenierten: Das kannst du doch mit so einem jungen Kerl nicht machen. „Gibson ist wegen seiner Hautfarbe oft gehänselt worden, und ist in der Vergangenheit dann häufig ausgetickt. Das ist menschlich verständlich, so einen Spieler lasse ich ja nicht einfach so fallen“, sagt Schwabl.

Der Offensivspieler ist im Verein beliebt, war schon mit 15 Jahren im Trainingslager der ersten Mannschaft in der Saisonvorbereitung dabei. Der Einsatz in Bielefeld soll keine Eintagsfliege gewesen sein. Die Verantwortlichen erwarten, dass sich Gibson im Profikader etabliert. „Von seiner Geschwindigkeit erinnert mich Gibson stark an Karim Adeyemi“, sagt Haching-Trainer Marc Unterberger, der den Dortmund-Spieler einst in der Jugend betreute: „Gibson ist in der Lage, Tore zu schießen und vorzubereiten. Ein Spieler mit ganz großem Potenzial.“ Unterberger warnt aber auch davor, dass es ein harter, steiniger Weg in den Profifußball ist. Haching bietet Gibson die Bühne, doch die muss auch genutzt werden. Jetzt entscheide sich für Gibson, da ist sich Schwabl sicher, welchen Weg er einschlägt. Und dafür sei auch das soziale Umfeld entscheidend. In die ganzen TikToks und Instagram, das ganze Zeug, wie Schwabl sagt, könne er nicht reinschauen: „Aber ich schaue oft nachts am Handy, ob er noch online ist.“

Zuletzt besuchte Schwabl sogar einen Elternabend von Adu – und musste sich gleich einen Rüffel von den eigenen Kindern abholen. Nach dem Motto: Das hast du bei uns nicht einmal gemacht! Adu weiß die Fürsorge der Schwabls und des gesamten Vereins zu schätzen. „Haching ist eine Familie, die mich aufgenommen und aufgebaut hat“, sagt er: „Ich versuche jetzt natürlich, das in mich gesetzte Vertrauen voll und ganz zurückzuzahlen.“

Von Nico-Marius Schmitz

Aufrufe: 023.2.2024, 15:33 Uhr
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