2024-04-30T13:48:59.170Z

Spielbericht
– Foto: Jörn Kutschmann

Ich glaube, der Fuchs ist tot

mach die Box heiß

Hertha BSC Ama Zwee – Steglitz GB 2:6

8.Spieltag Kreisliga A Berlin Staffel 1 Saison 2023/2024

Sonntag, 22.10.2023 10:30 Uhr

Sportplatz Lüderitzstraße

Ca 50 Zuschauer

Umringt von Krähen sitzt er im Mittelkreis des Kunstrasenplatzes 1 auf dem Sportplatz Lüderitzstraße, der eigentlich seit geraumer Zeit in der Cornelius-Fredericks-Straße liegt. Ihm ist es egal, dass es auf dem Platz 2 der Anlage gerade 0:2 für Steglitz GB steht. Es scheint doch, als ob sein Leben zu Ende geht.
Der Fuchs war schon weit vor dem Spiel auf dem Platz gewesen und lag in der spärlichen Vormittagssonne ein Stück neben dem Anstoßpunkt. Er bekam durch sein Nickerchen nicht mit, wie die Ama Zwee dem Favoriten aus Berlins Süden in den ersten Spielminuten das Leben schwer machten. Als wir nach einer Ecke, einer misslungenen Torwartparade und einem daraus resultierenden Eigentor in Rückstand gerieten, machte der Fuchs gerade sein Geschäft, mitten auf dem künstlichen Rasen.
Kurz darauf wurde Herr Reinicke von Krähen umringt und verfolgt. Vermutlich war er durch eine Krankheit oder eine Verletzung ans Ende seines Lebens geraten, und die Mini-Geier witterten eine Gelegenheit für einen Sonntagsbraten. Was für eine trostlose Grundsituation. 0:2 gegen ein Team aus dem oberen Tabellenbereich hinten, und das Wappentier des Bezirks Reinickendorf steht kurz davor, auszuhauchen und sich von Krähen fressen zu lassen.
Dabei war vor wenigen Minuten die Welt noch so viel besser. Die Social-Media-Redaktion der FuWo kam zu Besuch, die Hertha Ama Zwee spielten gut mit und ließen sogar mehrmals das Aluminium des Steglitzer Tores wackeln. Einer dieser Pfostenschüsse erfolgte nach einem Freistoß, vor dessen Ausführung der Spruch: "Mach die Box heiß" über den Platz gerufen wurde. Weder meine beiden Kumpanen der Sektion "Mittel-Alt" noch ich hatten diesen Spruch je auf einem Fußballplatz gehört. In einem Erotik-Thriller vielleicht oder in einer Werbung für den Thermomix. Aber auf dem Platz? Vermutlich sollte der Inhalt des Spruchs suggerieren, dass man für Gefahr im Strafraum sorgen sollte. Das passierte auch, aber wie gesagt, am Ende wackelte nur das Torgestell und nicht das Netz.
Doch dann folgte der Doppelschlag in der 22. bzw. 26. Minute. Doch was nun geschah, ließ jeden Herthaner trotzdem etwas hoffen: Die Mannschaft spielte unbeeindruckt ihren Stiefel weiter herunter. Niemand ließ sich provozieren, es kam nicht zu gegenseitigen Streitereien oder sinnlosen Diskussionen mit dem wirklich guten Schiedsrichter.
Trotzdem gingen die Gäste mit einem Vorsprung von zwei Toren in die Kabine. Steglitz GB steht übrigens für Steglitz Gençler Birliği, was so viel bedeutet wie Jugendgemeinschaft. Der Verein wurde 1981 gegründet, und die höchste Spielklasse war die Bezirksliga 2019/2020.


Während der Fuchs bis in den Strafraum geflüchtet war, betraten beide Teams wieder das Feld. Es dauerte keine fünf Minuten im zweiten Durchgang, als Kapitän und Geburtstagskind Justin zum Anschlusstreffer traf. Aufgrund der stabilen Leistung der ersten Halbzeit und des frühen Anschlusstreffers schöpften wir natürlich berechtigte Hoffnung auf ein positives Ergebnis für Hertha BSC. Leider nur vorübergehend. Denn noch reguläre 22 Minuten zu spielen waren, verloren wir in der Abwehr den Ball. Für die Süd-Berliner war das eine willkommene Einladung zum 1:3. Sechs Minuten später war es Ahmad, der nach einem wunderschönen Freistoß mit Hilfe der Unterkante der Latte den erneuten Anschluss herstellte.
Nun war es ein Spiel mit offenen Visieren auf beiden Seiten. Für den neutralen Zuschauer bestimmt unsagbar unterhaltsam und für jeden, der es mit den Ama Zwee hält, Grund zur Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison. In der 81. Minute zeigten die Gäste jedoch ihre Klasse und verwirrten Keeper und Abwehrspieler, um wieder mit zwei Toren Vorsprung zu gehen. Fünf Minuten vor dem Ende gelang ihnen ein Konter, der den Auswärtssieg der Steglitzer besiegelte.

Der Fuchs war zu diesem Zeitpunkt bereits vom Feld verschwunden und nicht mehr zu sehen. Dennoch drangen merkwürdige Geräusche aus dem Dickicht neben dem Platz. Vermutlich hatte das arme Tier nun sein Ende gefunden. Für die Hertha Ama Zwee ist noch nichts zu Ende. Das Ergebnis war Schalke (sagt man nicht, macht man), aber die Leistung, der Einsatz und die Moral waren da. Das muss sich doch irgendwann einmal auszahlen. Vielleicht schon nächsten Sonntag, den 29.10.23, um 11:15 Uhr bei der Zweeten der Johannistaler Sportfreunde.

Ha Ho He, Amateure Zwee,

der Kutten König

Aufrufe: 023.10.2023, 21:26 Uhr
Jörn KutschmannAutor