2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Hugo Da Costa Araujo
Hugo Da Costa Araujo – Foto: FC Vinesca Ehnen

Hugo Da Costa: „wollen oben mitspielen und aufsteigen“

Der Trainer von Vinesca Ehnen über sein Team, die 3.Division und die Entwicklung im Fußball

Hugo, erklär uns inwiefern eure Mannschaft im Vergleich zur nicht ideal verlaufenen vergangenen Saison sich verändert hat?

Die ursprüngliche Idee unserer Projekts der letzten zwei Jahre basierte auf Jugendlichen, mit denen wir eine Mannschaft aufbauen wollten. In meinen Augen rührten die letztjährigen Probleme daher, dass wir eine völlig neue Stammelf auf dem Platz hatten. Für diese Saison verstärkten wir uns gezielter. Die Basis, bestehend aus sechzehn oder siebzehn Spielern, die von Beginn des Projekts an dabei sind, haben wir halten können. Diese sind auch der Grund, weswegen wir nach und nach bessere Ergebnisse erzielen konnten. Insgesamt tätigten wir in diesem Sommer acht Transfers, nicht mehr.

Sind unter diesen auch erfahrenere Spieler?

Ja, in der Tat, auch wenn trotzdem noch einige Jüngere darunter sind. Wir haben bei diesen aber gezielt Wert darauf gelegt, dass sie von ihrer Einstellung her weiter und reifer sind. Hier kann ich als Beispiel Steven Baskewitsch nennen, der aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung eine Hilfe sein wird. Fabio Martins aus Itzig ist ebenfalls jemand, den man in diesem Rahmen nennen muss. Trotz seiner jungen Jahre hat er bereits in höheren Ligen gespielt. Auf der anderen Seite des Altersspektrums ist Odailton „Deco“ De Oliveira mit ganzen 46 Jahren aus Pfaffenthal zu uns gestoßen, dieser ist fit wie ein Turnschuh. Hinzu kommt mit Kim Kessler ein Torwart aus Steinsel.

Welche Ambitionen hegt ihr für die neue Spielzeit?

Wir gehen in das dritte Jahr des eben auf drei Jahre ausgelegten Projekts. Deshalb ist das Ziel klar, wir wollen oben mitspielen und aufsteigen.

Wie sieht aktuell die allgemeine Lage im Verein aus? Damals, als ihr mit der neuen Mannschaft nach Ehnen kamt, gab es ja größere Probleme. Hat sich das mittlerweile stabilisiert?

Wir hatten wie oft im Fußball einen Weg eingeschlagen, in dem Leute sich einbrachten, die andere Vorstellungen hatten als die eigenen. Und dadurch ging auch die Stabilität in der Mannschaft verloren. Wir legten Wert darauf, diese zurückzubringen. Der Vorstand hilft uns, wo er kann, man ist sehr präsent.

Hinzukommt, dass wir unseren Trainerstab vergrößert haben. Baddi Sigurdsson ist neuer Sportdirektor, ich selber bleibe Cheftrainer, Rui Pedro Reis ist Co-Trainer, Anna Weber ist Physiotherapeutin und Peter Harding ist Torwarttrainer.

Womit ihr für eine 3.Division hervorragend aufgestellt seid.

Ganz genau. Der Kader umfasst 28 Spieler, worunter einige aber studieren und über die gesamte Saison geschaut öfter fehlen werden. Am Ende des Tages werden wir auf rund 24 Spieler zählen können.

Mit dieser Zahl könnt ihr vernünftig arbeiten. Wen siehst du in der 3.Division neben euch als weitere Aufstiegsfavoriten?

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt (lacht). Wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lassen, würde ich ein Auge auf Brouch werfen, einfach weil es eine Mannschaft ist, die seit Jahren mit demselben Trainer zusammenarbeitet. Dadurch verfügen auch sie über Stabilität, sie spielen und halten zusammen. Doch auch dort hatte man viele Studien bedingte Abwesenheiten zu beklagen. Dann sehe ich auch Aspelt wieder oben mitspielen und natürlich die Absteiger, mit denen muss man immer rechnen.

Es gab vor der Saison ein Referendum, darüber, ob in der 3.Division eine dreifache oder zweifache Runde gespielt wurde. Das Ergebnis zugunsten der zweifachen Runde wertet die 3.Division meines Erachtens nach nicht auf. Wie siehst du das?

Als Trainer war ich nicht so froh über diese Entscheidung. Ich liebe und lebe den Fußball und deshalb hätte ich es lieber gesehen, wenn wir mehr Spiele gehabt, also eine dreifache Runde gespielt hätten. Das Feedback, das ich mitbekam ging in die Richtung, dass Vereine wegen zu zahlender Prämien lieber nur zweimal in der Saison gegeneinander spielten. Bei verschiedenen Vereinen kann ich dies zwar nachvollziehen, doch man muss bedenken, dass bei mehr Heimspielen auch mehr Zuschauer kommen und für mehr Umsatz im Catering sorgen.

Die Idee eines dritten Bezirks in der 2.Division anstelle der 3.Division machte zwar die Runde, wurde aber nie konkretisiert. Wäre eine solche mittelfristig nicht eine realistische Alternative?

Ich denke schon und bin überzeugt, dass die FLF sich darüber Gedanken macht, da es vor allem in der 3.Division immer weniger Mannschaften gibt (d.Red.: nach der Fusion City-Cessange spielen mittlerweile nur noch zehn Teams in der untersten Klasse). Ich denke dass die 3.Division früher oder später in beide Bezirke der 2.Division aufgeteilt wird oder dass es wie erwähnt einen dritten Bezirk geben wird.

Ist ein Bezirk einer 2.Division mit vierzehn Mannschaften nicht bereits zu groß? Oder eine BGL Ligue, Ehrenpromotion oder 1.Division mit sechzehn Teams?

Das finde ich nicht. Mit Ausnahme vom Winter können wir das ganze Jahr über spielen. Ich denke, dass mit mehr Spielen das Niveau steigen würde, sowohl insgesamt als auch der einzelnen Mannschaften.

Kommen wir zurück auf die 3.Division zu sprechen. Stellen die Distanzen in dieser kein Problem dar? Die sind ja oft sogar größer als in der BGL Ligue.

Ich sehe das anders. In unseren Nachbarländern und auch in meiner Heimat Portugal fährt man manchmal zwei Stunden zu einem Auswärtsspiel, das ist dort normal. Das hat auch ein wenig mit der Kultur zu tun, wie wir aufgewachsen sind. Für uns ist oft einfach alles zu weit. Wenn wir mehr als eine halbe Stunde Fahrt haben, ist uns das bereits zu lange.

Gab es je einen sportlichen Nachteil aufgrund der Entfernungen? Kam es vor, dass z.B. ein Spieler am Mittwochabend nicht mit zum Auswärtsspiel fahren konnte oder wollte?

In der Tat, auf manche traf das schon zu. Das ist das was ich meinte, wie wir aufwachsen, unsere Fußballkultur, all das hat damit zu tun. Es hängt aber auch von der jeweiligen Person bzw. deren Charakter ab. Es kommt auf die Gruppe an und wenn in dieser Gruppe dann jeder mitzieht, dann geht es meistens von alleine.

Hugo, gibt es abschließend sonst noch Berichtenswertes aus Ehnen?

In der Tat. Ich wollte mich an dieser Stelle bei Armand und Susanne von „Gesund laufen“ bedanken, die wir zur Saisonvorbereitung im Sommer hinzugezogen haben und die uns über die gesamte Spielzeit zur Verfügung stehen werden. Für kleine Mannschaften aus den unteren Divisionen sind solche Initiativen eine wertvolle Hilfe.

Kannst du uns näher erläutern, worum es sich dabei handelt?

Was mich beeindruckte war, dass sie vor der Zusammenarbeit von uns als Trainerteam wissen wollten, was wir wollten und was unsere Spielvision sei. Sie konnten dann ihre Individualtrainings daran anpassen. Zu diesem Zeitpunkt (d.Red.: das Gespräch wurde Anfang August geführt) hatten wir in den Vorsaison oft bereits sieben oder acht Spieler mit Muskelverletzungen. In den ersten vier Wochen hielten wir zusammen mit „Gesund laufen“ eine reine physische Vorbereitung ab. Nicht einer meiner Spieler gab auf, nicht eine Verletzung ist aufgetreten.

Gearbeitet wird in der Gruppe, doch sie gehen auf spezifisch auf jeden einzelnen Spieler ein. Sie betreuen unser Team mit zwei oder drei Trainern. Ich bekomme regelmäßige Berichte, zu Beginn und am Ende wurden Lauftests durchgeführt. Einige Akteure hatten sich auf dem vorgegebenen Parcours um sieben oder acht Minuten verbessert. Ich bin sehr zufrieden über diese Zusammenarbeit. Es steckte auch eine persönliche Entwicklung der Spieler in dieser Arbeit. Unsere Physiotherapeutin hatte deshalb weniger Arbeit (Lachen), doch es ist ja wichtig, dass die Gesundheit der Spieler im Vordergrund steht.

Aufrufe: 016.9.2023, 10:00 Uhr
Paul KrierAutor