Hertha III schlägt (sich) Wacker (in) Lankwitz

Freitagabend. Es ist Regen angesagt und es kann kalt und windig werden. Perfekte Voraussetzungen, um sich mit einer Decke auf das Sofa zu knallen und zu netflixen. Doch hier kommt ein großes “aber”. Weil die Hertha BSC-Amateurmannschaft am Sonntag beim FC Bayern München antreten sollte, hatten viele Fans die Ama Zwee um eine Verlegung des Spiels gegen Wacker Lankwitz gebeten, um beiden Spielen beiwohnen zu können. Da Wacker am Samstag keine Kapazitäten hatte, wurde das Spiel auf Freitag verlegt.

Ich lag also am frühen Abend nicht auf der Couch, sondern am Steuer und lenkte meinen Pampersbomber eine halbe Stunde vor dem Anpfiff in eine Parklücke unweit der Klaus-Bergmann-Sportanlage. Wacker hatte seinen Platz im Jahr 2020 nach einer 2019 verstorbenen Vereinslegende benannt. Eine schöne Geste, die die Liebe der Lankwitzer zum Verein zum Ausdruck bringt. Das gesamte Areal rund um die Plastikwiese ist in den Vereinsfarben gehalten und das Wacker-Wappen ist fast überall präsent.

Man fragt sich, wie ein Verein mit offensichtlich so intaktem Vereinsleben dermaßen abstürzen konnte. Als Absteiger waren die Grün-Weißen in die Bezirksliga gestartet und werden wohl am Ende dieser Spielzeit den bitteren Gang in die Kreisliga antreten müssen. Auch wenn ich natürlich heute ganz fest die Daumen für die Hertha-Amateurmannschaft drückte, fand ich den Eintrittspreis von 5€ einfach zu teuer und man musste viel zu lange für eine eher mittelmäßig schmeckende Wurst anstehen. So einen Absturz haben die Lankwitzer jedoch nicht verdient.

Jedoch hatte ich jetzt keine Zeit, mich groß mit Mitleidsgefühlen zu befassen. Es waren heute so viele alte bekannte Gesichter hier, dass ich erst einmal einige Menschen begrüßen musste. Meine früheren Weggefährten Diana und Janny waren ebenfalls auf dem Weg hierher, genauso wie mein ehemaliger Kollege Jonny. Der Hertha-Suchti und der Hauptstadtbolzer waren ebenfalls hier. Quasi ein who-is-who des Ha Ho He.

Es waren generell wirklich viele Herthaner hier, um die Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt zu unterstützen. Ein fettes Dankeschön daher an alle, die trotz der miesen Wetterprognose hergekommen waren. Schlechtes Wetter gab es trotz Vorhersage mehrerer Wetter-Apps dann zwar nicht, aber ein ärgerliches Gegentor mussten alle Blau-Weißen nach 13 Minuten verdauen. Ein Ballverlust in der Hertha-Abwehr wurde von Wacker direkt bestraft. Nachdem Ballgewinn drosch ein Lankwitzer die Pille mit einem platzierten Sonntagschuss (und das am Freitagabend) ins Netz. Nicki im Tor flog schön, aber vergebens.

Es war übrigens das zweite Saisonspiel des Keepers, aber das erste im Kasten. In der Hinrunde half er ein paar Minuten im Feld aus. Dafür, dass er heute zum ersten Mal in dieser Saison zwischen den Pfosten stand, machte er seine Sache aber wirklich ordentlich, strahlte eine permanente Ruhe aus und gab seiner Mannschaft die nötige Sicherheit.

Sicherheit ist ein gutes Stichwort: Ganz sicher verwandelte Ferro nach 19 Minuten einen Foulelfmeter zum 1:1. Das vermeintliche Foul ereignete sich nach einer Ecke. Zuerst dachten alle, der Schiedsrichter würde Freistoß für Wacker pfeifen. Aber seine undeutliche Gestik sollte Strafstoß bedeuten.

Keine zehn Minuten später steckte Bene wunderbar auf Fritz durch, der auf der Außenbahn nach vorne marschierte und eine präzise Flanke auf Zoran schlug. Der köpfte dann wuchtig am machtlosen Wacker-Torwart vorbei zur Führung.

Dann war Halbzeit und ich machte mich auf den Weg, um mir etwas zu trinken zu holen. Um etwas abzukürzen, schlüpfte ich unter einer Absperrung durch, lief über den Platz und wurde direkt aus dem Hertha-Block bepöbelt. Als Antwort gab es eine entsprechende Handbewegung und ein Grinsen meinerseits, ehe ich den Weg fortsetzte - natürlich auf dem Feld. Was zu trinken holte ich mir nicht, dafür war die Schlange zu lang. Ich verquatschte die Halbzeit und ging dann wieder meiner Tätigkeit an der Außenlinie nach. Es gab auch etwas Interessantes zu fotografieren: Ungefähr in der Mitte der zweiten Halbzeit wurde ein wunderschönes Feuerwerk gezündet. Vermutlich gab es eine private Feier in den umliegenden Häusern, und irgendein Partygast hatte eine Batterie auf der Wiese außerhalb des Platzes gezündet. Die anwesenden Hertha-Fans nutzten dieses externe Spektakel, um die Mannschaft noch einmal lautstark anzufeuern. Dem Torhüter der Lankwitzer war das alles aber zu laut, und er ging zu Boden. Offenbar hatte er ein empfindliches Trommelfell und wurde vom Knallen des Feuerwerks kurz ausgeknockt. Nach ein paar Minuten war er aber wieder auf den Beinen, und das Spiel konnte weitergehen. Sowohl er als auch Nicki auf der anderen Seite des Feldes hatten immer mal wieder brenzlige Situationen zu meistern. Die letzte knifflige Szene ereignete sich dann vor dem Hertha-Tor, als Nicki nach einem Durcheinander im Strafraum direkt am Pfosten am Boden lag, der Schiedsrichter das Spiel aber laufen ließ und ein Lankwitzer sich den Ball mit dem Kopf gegen den Oberschenkel köpfte, von wo aus er direkt in die Arme unseres Torhüters flog.

Schlusspfiff, jubeln, durchatmen.

Hertha BSC holt die nächsten wichtigen Punkte und kann sich ein wenig von der Gefahrenzone absetzen. Ich blieb noch ein bisschen hier und quatschte mit all den alten Freunden, ehe ich nach Hause aufbrach.

Seit langem schlief ich wieder etwas ruhiger, aufgrund des kleinen Polsters auf die Abstiegsplätze.

Kurz vor dem Einschlafen musste ich aber noch einmal lachen, als Ronnour mir noch eine Nachricht mit dem Worten: „Hertha III schlägt (sich) Wacker (in) Lankwitz“, schrieb.

Nächste Woche muss dann trotzdem nachgelegt werden.

Gegner in der Lüderitze ist der FC Amed. Kick Off ist um 13 Uhr. Gerne wieder vor so vielen Herthanfans…!

Ha Ho He Amateure Zwee

Der Kutten König