2024-06-06T14:35:26.441Z

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Der SV Rhenania Bessenich, die JSG Erft und der SV Blau Weiß Kerpen sind punktgleich auf dem letzten offenen Abstiegsplatz.
Der SV Rhenania Bessenich, die JSG Erft und der SV Blau Weiß Kerpen sind punktgleich auf dem letzten offenen Abstiegsplatz. – Foto: Ralf Zander und Rocco Bartsch

Gleiche Punktzahl, gleiche Tordifferenz: Spannung pur im Abstiegskampf

Auf drei Plätzen wird sich die Handlung im Tabellenkeller abspielen. In Friesheim duellieren sich mit dem SV Rhenania Bessenich und dem SSV Rot-Weiß Ahrem zwei der vier Protagonisten sogar direkt.

Mit der steil nach oben zeigenden Formkurve der JSG Erft hat sich der Abstiegskampf Woche für Woche weiter aufgeschaukelt. Zum Saisonfinale erreicht er nun auch seinen Siedepunkt: Erft teilt sich zusammen mit dem SV Blau-Weiß Kerpen und dem SV Rhenania Bessenich die gleiche Punktzahl (31) und auch Tordifferenz (-14). Nur einen Zähler voraus darf sich auch der SSV Rot-Weiß Ahrem keinesfalls in Sicherheit wiegen. Am letzten Spieltag kommt es also zum Showdown.

Erft spielt auf Sieg gegen Horrem

Die einzigartige Tabellenkonstellation erlaubt natürlich Spielereien mit unzähligen Szenarien. Der Einfachheit zuliebe sollten zumindest zwei Fakten dargelegt werden: Ein eigener Sieg würde allen Beteiligten den Klassenerhalt sichern - unabhängig von den Ergebnissen der parallel laufenden Spiele. Gleichzeitig könnte jedem der Protagonisten sogar eine Niederlage reichen, um die Klasse zu halten, hierzu bräuchte es natürlich kräftige Mithilfe der Konkurrenz.

>>> Hier geht es zur Tabelle der Bezirksliga, Staffel 3

Über die Anzahl der eigenen geschossenen Tore ist Erft aktuell noch hauchzart im Hintertreffen. Auch das 10:4-Schützenfest aus der Vorwoche bei der Spvg Wesseling-Urfeld konnte daran nichts ändern. Umgehend nach der Partie herrschte innerhalb des jungen Teams der Euskirchener Unmut, das Ergebnis nicht noch weiter in die Höhe geschraubt zu haben.

Auch Erft-Coach Christopher Kockerols blickte nach der Partie etwas entgeistert auf das Tabellenbild: "Erstmal habe ich mich geärgert, weil natürlich alles so gelaufen ist, wie wir es uns am wenigsten gewünscht haben", sagte Kockerols und wollte gleichzeitig nicht zu viel Gewicht auf den Spielausgang beim Tabellenschlusslicht legen: "Ich sagte den Jungs, dass es an dem einen Spiel gegen Wesseling nicht scheitern würde. Da hatten die Jungs noch 28 Spiele, die vor diesem einen waren."

Aus der vermeintlich schlechtesten Ausgangslage gibt es keinen Grund für Erft sich zu verstecken. Die Amtsübernahme von Kockerols leitete eine Leistungsexplosion im talentierten, aber unerfahrenen Kader der Euskirchener ein. Vier der vergangenen fünf Spiele konnten sie für sich entscheiden.

Auch gegen den nominellen Favoriten aus Horrem wird deshalb die Herangehensweise nicht über Bord geworfen: "Wir werden ganz klar auf Sieg spielen", versicherte Kockerols. "Die Jungs sind fokussiert, die machen einen guten Job im Training. Die Stimmung ist gut. Ja, man hat sich am Wochenende ein bisschen geärgert. Wir wissen aber schon, dass wir durchaus in der Lage sind, Horrem zu schlagen."

Abstiegskracher in Friesheim: Celik erwartet defensive Ahremer

Mit den guten Ergebnissen der Erftler kann die Rhenania zuletzt nicht mithalten, was natürlich besonders den schweren Brocken im Terminkalender des SVB geschuldet ist. Mit Unentschieden in Pulheim beim SV Grün-Weiss Brauweiler und gegen die Viktoria Birkesdorf holte Bessenich sogar Zählbares gegen absolute Topteams, bei der Viktoria reichte es nur wegen zwei später Gegentreffer nicht mehr für den Sieg.

Aufgrund der engen Konkurrenzsituation muss der SVB am finalen Spieltag also noch einmal zittern: "Vorab hätte ich gesagt, dass 31 Punkte ausreichen. Ich habe mir auch von den letzten Jahren die Tabellensituation angeguckt. Da hatten die letzten drei um die 20", schilderte Bessenich-Trainer Can Celik.

Im qualitativ eng gestaffelten Mittelfeld werden die Punkte unter den meisten Teams recht fair verteilt, weshalb anders als in vielen Jahren zuvor über 30 Punkte nicht zwingend reichen, um die Spielzeit über dem Strich abzuschließen.

Freunde der Geschichte würden hierzu wohl an die Saison 2007/08 in der Bezirksliga, Staffel 3, erinnern. Nur unschwer lassen sich dadurch auch viele Parallelen zur aktuellen Spielzeit ziehen. Auch damals kämpften vier Mannschaften am letzten Spieltag gegen den Abstieg, der SC Alemannia Straß und der SSV Weilerswist duellierten sich davon direkt gegeneinander. Letztlich entschied Straß das Entscheidungsspiel zu seinen eigenen Gunsten, Weilerswist stieg aufgrund der schlechteren Tordifferenz - trotz 31 Punkten - in die Kreisliga ab.

Der Abstiegsgipfel zwischen Bessenich und Ahrem könnte eine nicht weniger wichtige Bedeutung in der Endabrechnung einnehmen. Der SVB wird in jedem Fall mit einem positiven Gefühl in die Partie gehen: "Wenn wir so auflaufen wie in den letzten Wochen, sind wir guter Dinge, dass das auch ein gutes Ende für uns hat", offenbarte Celik, während die Drucksituation gar nicht heruntergespielt werden soll: "Eine gewisse Anspannung ist immer da, das kann man nicht abtun. Wir haben auch eine erfahrene Truppe mit vier, fünf Jungs, die etwas höher gespielt haben."

Klar ist, Ahrem kann sich als einzige der vier Mannschaften fest darauf verlassen, dass ein Remis in jedem Fall für den Klassenerhalt reicht. Ins offene Messer wird der SSV daher sicherlich nicht laufen.

"Ich kenne die Mannschaft und ich weiß, dass sie auch ein bisschen defensiver stehen. So würde ich sie auch erwarten, sie brauchen ja nicht mehr als einen Punkt. Ich gehe schon schwer davon aus, dass wir eine tiefstehende Mannschaft erwarten und dass sie viel auf Konter spielen", prophezeite Celik.

Kerpen: Hilft die Erfahrung im Abstiegskampf?

Etwas überraschend erkämpften sich die Kerpener erst ihre gute Ausgangslage. Zum 1:0-Sieg gegen den Horremer SV gehörte sicherlich auch eine ordentliche Menge Spielglück, doch genau diese fehlte Blau-Weiß bei liegen gelassenen Punkten in der Hinserie bei Wesseling-Urfeld, in Nierfeld, oder auch zum Saisonauftakt in Kuchenheim gegen die JSG Erft.

Nun haben die Kerpener ihr Schicksal in der eigenen Hand. Seit dem Aufstieg in die Bezirksliga in der Saison 2017/18 pendelt Blau-Weiß zwischen Mittelfeld und Abstiegskampf und hält sich seitdem wacker. In jedem Fall ist das späte Zittern keine neue Erfahrung für die Kerpener: "Die Jungs sind heiß, sie sind da. Ich glaube sie wissen einfach worum es geht. Und dadurch, dass wir die letzten Jahre immer wieder im Abstiegskampf waren, ist es so, dass wir eine gesunde Anspannung haben", überlegte Kerpen-Trainer Tom Apitz.

Das Vertrauen in die Mannschaft ist komplett gegeben, weshalb es sich verbietet, während der Partie zu viel auf die parallel laufenden Spiel zu schauen: "Du kannst dich auf nichts verlassen. Die spielen alle zeitgleich. Du musst dein Ding machen und wenn bei dir Abpfiff ist, dann kannst du auf die anderen gucken", sagte Apitz.

Gegner Wißkirchen wird nach einer tollen Saison nicht mehr um das eigene Schicksal spielen. Es sollte gleichzeitig auch nicht erwartet werden, dass der SCW die Partie komplett abschenkt. Nicht zuletzt beim robusten Auftritt gegen Hilal-Maroc zeigten die Wißkirchener, dass sie sich nicht vorzeitig aus der Saison verabschieden möchten.

"Ich glaube, dass Wißkirchen alles dafür tun wird, um mit erhobenem Haupt vom Platz zu gehen. Für sie geht es um nichts mehr. Ich glaube aber, dass es sich keiner nachsagen lassen will, in den Abstiegskampf noch eingegriffen zu haben. Schönen Gruß Effzeh und Dortmund", witzelte Apitz und verdeutlichte, dass der Fokus nur auf dem eigenen Spielfeld liegen wird: "Wir haben Infos, was Wißkirchen stark macht und darauf werden wir uns vorbereiten. Und alles andere wissen wir dann um 17.15 Uhr."

Der Spannungspegel wird sicherlich bis zur Montags-Konferenz noch weiterhin steigen. Es ist ein gebührliches Finale einer atemberaubenden Saison in der Bezirksliga. Da dürfe es eigentlich zu schade sein, dass eines der vier Teams den Gang in die Kreisliga A antreten muss.

Aufrufe: 017.5.2024, 08:00 Uhr
Markus BeckerAutor