2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Kevin Hetzel beobachtet sein Team und dessen Entwicklung genauestens.
Kevin Hetzel beobachtet sein Team und dessen Entwicklung genauestens. – Foto: Franziska Lindhorst

„Für mich war klar, dass ich den nächsten Schritt machen möchte“

Für Kevin Hetzel und sein Team, Union Klosterfelde läuft es trotz Umbruch im Sommer sowohl in der Liga, als auch im Pokal gut. Der Trainer ist selbst etwas überrascht von seinem Team - trotzdem steht den Männern eine intensive Vorbereitung bevor.

Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/- regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Kevin Hetzel, #528

Kevin, im Sommer hast du bei Union Klosterfelde deine erste Stelle als Cheftrainer in Herrenbereich angenommen. Wie lassen sich die ersten Monate zusammenfassen?
Die Entscheidung im Sommer nach Klosterfelde zu wechseln, war die absolut Richtige und ich bin sehr glücklich über den bisherigen Saisonverlauf. Klar waren die beiden letzten Jahre bei Lichtenberg 47 und Tasmania Berlin in der Funktion als Co-Trainer sehr lehrreich, aber für mich war klar, dass ich irgendwann den nächsten Schritt machen möchte und eigenständig eine Mannschaft leiten und entwickeln möchte. Vor allem die sportliche Leitung um Paul Schmuck und Franz Roosch haben mir den Einstieg enorm erleichtert und wir einen jungen hungrigen Kader im Sommer zusammengestellt, der ehrgeizig, motiviert und wissbegierig ist.

Der Schritt zum Cheftrainer kommt aber schon ziemlich früh. Woher kommen die Ambitionen?
Ich war vor meiner Station bei Tasmania schon Cheftrainer im U15 und U17 Bereich. Dort und in meiner Funktion als Co-Trainer im Herrenbereich habe ich dann sehr schnell gemerkt, dass ich es mir auch zutraue eine ambitionierte Herrenmannschaft in Hauptfunktion zu betreuen und diesen Schritt gehen möchte. Inder Regionalliga habe ich sehr viel mitgenommen und von tollen Trainern wie Daniel Lingfeld, Thomas Franke, Murat Tik und Rudy Raab, insbesondere aber auch von Benni Plötz viel lernen und aufsaugen können. Diese Zeit habe ich von Anfang an als Lehrjahre gesehen und denke, dass mir diese Erfahrungen in meiner Entwicklung als Trainer und in meiner jetzigen Funktion bei Klosterfelde zugutekommen. Insofern bin ich sehr glücklich, dass ich im Sommer diese Möglichkeit bekommen habe und als Cheftrainer in Klosterfelde arbeiten darf.

Wie konntet ihr den Umbruch mit neuem Trainerstab und vielen neuen Spielern so schnell bewerkstelligen? War es sogar gut, dass alles „neu gemacht wurde“ und so alle Personen bei „Null“ gestartet sind?
Wir haben uns am Anfang der Saison bewusst dazu entschieden, ein junges, hungriges Team aufzubauen und einen Umbruch einzuleiten. Die Mischung aus sechs, sieben erfahrenen Spielern und jungen Talenten hat dazu geführt, dass das Engagement und die Trainingsintensität außerordentlich hoch ist und wir klare Hierarchien im Team haben. Jeder Spieler bringt sich sehr gut ein und die Mannschaft ist dadurch sehr homogen gewachsen. Auf der einen Seite ist es natürlich riskant, einen so großen Umbruch einzuleiten, auf der anderen Seite, ist solch ein Neustart aber natürlich auch eine Chance. Der Charakter und die Gier der Mannschaft hat gezeigt, das Zweiteres eingetreten ist. Ich bin sehr stolz darüber, dass die Mannschaft unsere intensive Spielweise sofort angenommen hat und bisher überragend umsetzt. Die jungen und neuen Spieler haben einen frischen Wind ins Team gebracht und die Etablierten nutzen diese Möglichkeit, um das Team zu führen. Alles in allem war der Umbruch im Sommer richtig und wichtig und hat mir in meiner ersten Station als Cheftrainer im Herrenbereich natürlich auch geholfen.

Bist du auch zufrieden mit der Entwicklung der Mannschaft?
Insgesamt kann man schon jetzt mit der Entwicklung des Teams und den Ergebnissen mehr als zufrieden sein, zumal wir im Sommer einen großen Umbruch hatten und insgesamt 16 Neuzugänge plus neues Trainerteam bei Klosterfelde begrüßen konnten. Dass das Team so schnell zusammen gewachsen ist und unsere Spielphilosophie verinnerlicht hat, ist auch nicht selbstverständlich und macht mich als Trainer natürlich glücklich. Bis auf das Auswärtsspiel bei Frankfurt Oder, das wir unglücklich 0:3 verloren haben, konnten wir jedes Spiel für uns entscheiden oder dem Gegner unser Spiel aufdrücken und einen Punkt mitnehmen. Auch der Einzug ins Pokalhalbfinale ist natürlich für mich als Trainer, aber auch für die Mannschaft und den Verein eine große Sache und vor der Saison nicht erwartbar gewesen. Alles in allem bin ich mit dem Wechsel zu Klosterfelde und der Entwicklung des Teams mehr als zufrieden.

Geht bei euch etwas in dieser Saison in Richtung Oberliga?
Nein. Wir haben von Beginn an gesagt, dass wir dieses Jahr als Übergangssaison sehen und uns gesund entwickeln wollen. Ich glaube, dass andere Vereine wie Frankfurt, Neuruppin und Ahrensfelde da ganz andere Ambitionen haben und teilweise mehr Druck haben hochzugehen. Gerade Ahrensfelde spielt bisher eine unglaubliche Hinrunde, haben eine tolle Mannschaft und einen absoluten Fachmann als Trainer und haben es, Stand jetzt, auch absolut verdient, unangefochten da oben zu stehen. Dennoch freuen wir uns sehr auf die beiden noch ausstehenden Vergleiche gegen Ahrensfelde. Ärgerlich sind für uns die drei zu Beginn der Saison durch den FLB abgezogenen Punkte, aber wir haben von Anfang an gesagt, wir wollen eine bessere Platzierung erreichen, als im letzten Jahr. Wir sind auf einem guten Weg, aber mit dem Thema Oberliga beschäftigen wir uns aktuell gar nicht.

Worauf legst du mehr wert, als auf den Aufstieg? Worauf achtest du als Trainer?
Natürlich ist jeder Trainer bestrebt, den maximalen Erfolg mit einer Mannschaft zu haben und in der Meisterschaft und im Pokal so erfolgreich wie möglich zu sein, das ist ja ganz klar. Diese Saison ist mir als Trainer allerdings wichtig, dass wir uns insgesamt weiter entwickeln und vor allem die jungen Spieler einen Entwicklungsschritt machen. Mir ist wichtig, dass die Jungs so gut es geht, unsere Spielidee verinnerlichen. Ich bin überrascht, wie schnell die Mannschaft die Vorgaben umgesetzt hat.

Mit einem überragenden 8:0 hat sich das Team in die Winterpause verabschiedet. Überrascht, dass das Team nach der längeren Pause so überlegen gespielt hat?
Ja das 8:0 war für uns ein toller Jahresabschluss und rundet die Hinrunde perfekt ab. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir das Spiel über die gesamte Spieldauer so dominiert haben und 3 Punkte eingefahren haben. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen, trotz der widrigen Winterbedingungen sehr, sehr hart und intensiv gearbeitet, umso schöner, dass sie ihr Investment auch im Spiel in Tore ummünzen konnte. Ich denke, dass wir von den Torchancen her, durchaus mehr Tore hätten erzielen müssen, das ist allerdings auch ein Spiegelbild der gesamten Hinrunde. Wir kreieren sehr viele Torchancen im Spiel und schaffen es oft, den Gegner unser Spiel aufzuzwingen, leider belohnen wir uns oft nicht und vergeben teilweise klare Torchancen kläglich. Auch ein Grund, dass wir gegen Eberswalde, BSC Süd und Werderaner FC nicht über ein Unentschieden hinauskamen, obwohl wir in allen drei Partien das Spielgeschehen bestimmt haben.

Woran arbeiten du und dein Trainerteam in den kommenden Wochen, um das Team auf die lange Rückrunde inklusive der Nachholspiele vorzubereiten?
Wir werden auch in der Wintervorbereitung den Fokus auf unser laufintensives Spiel richten und vor allem im physischen Bereich mit der Mannschaft arbeiten. Wir starten bereits in der zweiten Januarwoche mit der Vorbereitung und werden sechsmal die Woche zum Training bitten. Es liegen viele englische Wochen vor uns, zumal wir auch noch im Pokal mitmischen dürfen, da ist es entscheidend, dass die Mannschaft fit ist.
Wir wollen die Vorbereitung aber auch dazu nutzen, unsere Spielidee weiter zu implementieren und an einigen Stellschrauben zu feilen. Wenn die Mannschaft die Intensität weiter so annimmt wie bisher und weiterhin so hungrig ist, bin ich guter Dinge, dass wir uns in der Rückserie nochmal steigern können. Wichtig ist, dass wir verletzungsfrei bleiben und gut in die ersten Spiele starten.

Im Pokal ist unter den letzten vier alles möglich - auch der Pokalsieg?
Ich glaube, allein der Einzug ins Pokalhalbfinale ist für uns und den Verein schon etwas Außergewöhnliches. Wir können uns nun zurücklehnen und abwarten, wen wir im Februar zugelost bekommen, da wir das Viertelfinale als einziges Team schon gespielt haben. Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, würde ich denken, dass sich am Ende Neuruppin, Energie Cottbus und SV Babelsberg durchsetzen werden und mit uns das Halbfinale komplettieren. Ich glaube, wenn es dann ein reines Brandenburg-Liga-Duell wird, stehen die Chancen nicht schlecht, das Finale zu erreichen. Und im Finale ist ja bekanntlich alles möglich. Aber mal im Ernst, wir nehmen alles wie es kommt und wenn dann im Halbfinale Schluss sein sollte, dann können wir dennoch auf eine unglaubliche Pokalsaison zurückschauen.

Wie stehst du zu Hallenturnieren in der Winterpause?
Grundsätzlich bin ich als Trainer kein großer Fan von Hallenturnieren, weil der zeitliche Aufwand an dem Tag riesig und die Verletzungsgefahr groß ist. Dennoch werden wir dieses Jahr wieder am Hussitencup in Bernau teilnehmen, der jährlich zahlreiche Zuschauer anzieht und hohes Ansehen in der Region genießt. Darauf freuen wir uns.

Aufrufe: 031.12.2023, 11:35 Uhr
Marcel PetersAutor