Frauen-WM: Von Begeisterung bis geringes Interesse

„Wir fiebern mit“, sagt Melanie Knödler. Die Defensivspielerin des Kreisligisten TSV Oberbrüden hat mit ihrer Mannschaft im gemeinsamen Public Viewing im Vereinsheim die zweite Gruppenpartie der Deutschen gegen Kolumbien angeschaut. „Das hat am Sonntag sehr gut gepasst. Davor haben wir unseren Trainingsauftakt absolviert“, so die 32-Jährige.

Melanie Knödler weist auch darauf hin, dass die WM bei ihren Mitspielerinnen ein Thema ist und das eine oder andere darüber diskutiert wird. Da aufgrund der Zeitverschiebung die WM-Begegnungen größtenteils am Vormittag stattfinden, ist es für die TSV-Fußballerinnen etwas schwierig, diese unter der Woche live zu sehen. „Wir hoffen, dass die Deutschen die Gruppenphase überstehen. Wenn dann ein weiteres Spiel am Wochenende stattfindet, könnten wir es vielleicht wieder zusammen verfolgen.“

Bei den Bezirksliga-Fußballerinnen der TSG Backnang nimmt die WM einen hohen Stellenwert ein. „Generell schauen sich die Mädels die Spiele an und diskutieren darüber“, berichtet TSG-Trainer Manuel Holder. Der 38-Jährige hat Spielerinnen mit unterschiedlichen Nationen in seinem Team. Zum Beispiel drückt Torhüterin Stefania Creolese ihren Italienerinnen die Daumen. Aber gemeinsam haben die Backnangerinnen noch kein WM-Spiel gesehen. Coach Holder nimmt schon jetzt einiges von der Weltmeisterschaft mit. „Zum Beispiel sind die Standards bei den Frauen anders als bei den Männern. Da möchte ich einige Varianten auch bei uns probieren“, sagt Holder.

Verfolgt wird die Frauen-WM ebenfalls beim Kreisligisten Spvgg Kleinaspach/Allmersbach. Nicole Schmidt, die zwei Jahre lang die Trainerin war, ihre Zukunft ist derzeit noch offen, hat sich kaum eine Begegnung bei der Weltmeisterschaft entgehen lassen. „Zu Hause mit der Familie oder im Freundeskreis habe ich schon geschaut“, sagt die 37-Jährige. Momentan befinden sich die Kleinaspacher Fußballerinnen noch in der Sommerpause. Nicole Schmidt geht aber davon aus, dass auch die Spvgg-Spielerinnen die WM verfolgen.

Schmidts Einschätzung lautet: „Von vielen Spielen war ich positiv überrascht. Besonders beeindruckt haben mich Mannschaften wie Haiti und Panama, die mit viel Leidenschaft für ihr Land spielen.“ Nicole Schmidt wird sich am morgigen Donnerstag ab 12 Uhr das letzte Gruppenmatch der deutschen Frauen gegen Südkorea anschauen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir gewinnen und die Gruppenphase überstehen“, sagt Schmidt.

Die WM geht auch an der ranghöchsten Mannschaft aus dem Murrtal, dem Landesliga-Aufsteiger SGM Oppenweiler/Sulzbach, nicht spurlos vorbei. „Wir haben uns schon über das eine oder andere Spiel der Weltmeisterschaft unterhalten, aber eine riesige WM-Stimmung gibt es bislang bei uns nicht“, teilt Jana Vujanovic mit. Die 21-jährige Spielerin hat nämlich bislang noch keine Begegnung aus Australien und Neuseeland über den Fernseher oder übers Internet gesehen. „Die Anstoßzeiten sind sehr ungeschickt.“ Bei der zweiten Gruppenpartie des deutschen Teams am vergangenen Sonntag waren SGM-Fußballerinnen sogar selbst aktiv, denn sie spielten bei einem Dreierturnier in Herrenberg mit. Nach einem 1:1 gegen Sondelfingen und einer 1:2-Niederlage gegen Gastgeber VfL Herrenberg belegte Oppenweiler den zweiten Platz.

Jana Vujanovic kann es sich aber gut vorstellen, das morgige Match der deutschen Frauen gegen Südkorea vor dem Bildschirm anzuschauen. Einen Terminkonflikt gibt es mit dem WM-Finale, das am Sonntag, 20. August, um 12 Uhr stattfinden wird. Eine Stunde früher sind nämlich bislang 25 Begegnungen der ersten Runde des WFV-Pokals der Frauen von Verbandsseite angesetzt. Und da muss Oppenweiler bei der SV Leingarten antreten. Das wäre bei einer Männer-WM oder -EM undenkbar, dass Pflichtspiele zeitgleich ausgetragen werden.

Die Aktivensaison 2023/2024 endet nämlich am 2. Juni, ehe noch die Relegationspartien anschließend stattfinden. Die letzten davon sind am 15. Juni, also einen Tag nach dem Beginn der Männer-EM in Deutschland geplant. Ansonsten ruht der Ball bei den Amateuren, damit sich alle auf die Begegnungen bei der Europameisterschaft konzentrieren können. Mit großer Sicherheit gibt es im Sommer 2024 wieder Public-Viewing-Veranstaltungen, bestimmt auch in der Region. Diese sucht man bei der derzeitigen Frauen-WM vergeblich.

„Es gab bei uns bislang keine Nachfrage danach“, berichtet Michael Hägele, Wirt von der Backnanger Sportbar Kick and Rush. Der frühere Spieler von Fortuna Köln und im Nachwuchs beim VfB Stuttgart sieht wie auch die Vertreter der Frauenteams der Region die frühen Anstoßzeiten der WM-Spiele als Problem an. Sollte aber das deutsche Team ins Viertelfinale oder noch weiter kommen, dann gibt es durchaus Überlegungen, dass auch Partien der Frauen-WM in der Sportbar angeschaut werden können.

Bei den Männerteams der Region hält sich das Interesse an der Weltmeisterschaft der Fußballerinnen ebenfalls eher in Grenzen. „Das geht bei uns etwas unter. Die Frauen-WM ist nicht so präsent bei uns“, gibt Michael Brucker vom B-Kreisligisten SC Fornsbach zu. Es wird zwar vereinzelt bei seinen Spielern über die Ergebnisse gesprochen, aber: „Die Frauen-WM hat nicht so Stellenwert wie bei den Herren. Ich persönlich finde es schade“, so Brucker.