2024-05-24T11:28:31.627Z

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Plastik statt Glas: Eine Regelung des BFV schreibt vor, dass Getränkeflaschen bei Relegationsspielen nicht mehr ausgegeben werden dürfen.
Plastik statt Glas: Eine Regelung des BFV schreibt vor, dass Getränkeflaschen bei Relegationsspielen nicht mehr ausgegeben werden dürfen. – Foto: imago images

Flaschenverbot bei Relegationsspielen: „Für einen Dorfverein ist das problematisch“

Ab sofort Getränke nur noch im Plastikbecher

Erstmals dürfen in der Relegation Getränke nur noch in Plastik- oder Kunststoffbechern ausgeschenkt werden. Dies entschied der BFV auf Verbandsebene.

Landkreis – Stefan Rießenberger kann sich nicht mehr daran erinnern, wann es war. In der Kreisliga-Relegation 2004/05 der Peißenberger Fußballer hütete der Vorsitzende des TSV noch den Kasten seiner Mannschaft. Damals spielten die Kicker aus dem ehemaligen Bergarbeiterort in Herrsching gegen den TSV Türkenfeld.

Auch das Ergebnis ist Rießenberger mittlerweile entfallen (die Partie ging für Peißenberg 0:4 verloren, Anm. d. Red.). Wenn die Peißenberger an diesem Samstag im Sportgelände Wörth zum Rückspiel der Relegation zur Bezirksliga gegen die DJK Pasing antreten (15 Uhr), wird Rießenberger, wieder im Einsatz sein. Nicht auf dem Rasen, obwohl er für alle Fälle gerüstet ist. „Ich habe meine Tasche immer dabei“, verrät er mit einem Augenzwinkern. In erster Linie ist der TSV-Präsident in der Organisation gefordert.

Neue Regelung vom BFV für Relegationspiele: Kein Ausschank mehr in Flaschen, Gläsern und Dosen

Anders als anno dazumal, als Rießenberger, mittlerweile 52 Jahre alt, noch im Gehäuse stand, hat sich inzwischen auch das Drumherum bei der Relegation verändert. Der Bayerische Fußball-Verband hat im Juli vergangenen Jahres verboten, dass nicht nur bei den Spielen auf Verbandsebene Getränke in Dosen, Flaschen oder Gläsern nicht ausgeschenkt werden dürfen, sondern auch bei der Relegation.

Von dieser Regelung sind alle Vereine selbst im unteren Amateurbereich betroffen, auch wenn während der normalen Saison diese Verordnung nicht für sie gilt. In den Sicherheitsrichtlinien des BFV heißt es dazu unter Punkt elf: „Zulässig ist der Ausschank von Getränken ausschließlich in Papp- oder Kunststoffbechern.“

Angriff auf alte Sitten? Verbandsspielleiter Janker: „Wichtige Maßnahme für maximale Sicherheit“

Diese Maßnahme sorgte bei einigen Vereinen in Bayern für derartiges Unverständnis, dass sich Josef Janker berufen sah, die Dinge klarzustellen. „Es handelt sich um keinen Hammer“, entgegnete der Verbandsspielleiter den Kritikern, die einen Frontalangriff auf die guten alten Sitten beklagten. „Vielmehr ist es eine wichtige Präventivmaßnahme, um für alle an einem Relegationsspiel Beteiligten eine maximal mögliche Sicherheit zu bieten.“

Diese Argumentation ist zumindest für Rießenberger schlüssig. Anders als bei einem normalen Punktspiel in der Kreisliga ist die Zahl der Zuschauer bei den Spielen der Relegation beträchtlich höher. „Wenn es da zur Sicherheit beitragen kann, ist es für mich in Ordnung“, stellt er klar.

Flaschen- und Glasverbot auch beim Eishockey

Die Regelung ist für den Vorsitzenden ohnehin nicht neu. Im Eishockey ist es streng verboten, Getränke in Flaschen oder Gläsern auszuschenken. Der TSV hat deshalb schon vor Jahren für die Eishockey-Abteilung über 500 Kunststoffbecher angeschafft, die am Samstag erstmals auch bei den Fußballern zum Einsatz kommen. Da nur Helles ausgeschenkt wird, bleiben die stilgetreu geformten Weißbierbecher im Schrank, die der Verein ebenso besitzt. „Wir haben Glück gehabt“, findet Rießenberger. „Andere müssen da schon weit mehr organisieren oder investieren.

Auch der SV Kinsau erfuhr am vergangenen Mittwoch tatkräftige Unterstützung, als er erstmals ein Relegationsspiel bestritt, bei dem die neuen Richtlinien zur Anwendung kamen. Die Aktienbrauerei in Kaufbeuren stellte dem Kreisklassisten 700 Kunststoffbecher für die Partie gegen die SG Lechsee zur Verfügung.

SV-Kinsau-Abteilungsleiter Rid: „Für einen kleinen Dorfverein ist das problematisch“

Im Vereinsheim wurden die Getränke umgefüllt und dann an die Zuschauer ausgegeben. „Für die Leute wird es weniger problematisch gewesen sein“, vermutet Tobias Rid. Klagen kamen dem Abteilungsleiter des SV Kinsau nicht zu Ohren, was wohl nicht allein daran lag, dass die Begegnung in die Zeit seines Italienurlaubs fiel.

Zweifel über die Sinnhaftigkeit des neuen Reglements kamen dem Spartenchef aber schon. „Ich glaube nicht, dass dies in den unteren Ligen nötig gewesen wäre“, ist er überzeugt. Er selbst kann sich jedenfalls nicht daran erinnern, dass sich bei einem Relegationsspiel auf Kreisebene einmal die Fans gegenseitig mit Flaschen oder Gläsern traktiert haben.

Bei Plastikbechern besteht zwar keine Gefahr der zweckentfremdeten Verwendung, doch die Behältnisse verursachen jede Menge Müll, sollten sie nur einmal gebraucht werden. Zu einer Zerreißprobe kann dies bei Vereinen führen, die komplett auf Mehrweg umgestellt haben, um die Umwelt wirksam zu schonen. „Ab einer gewissen Liga sehe ich das ein, aber für einen kleinen Dorfverein ist das problematisch“, so Rids Fazit.

Als kleiner Verein definiert sich die SG Lechsee, die am Samstag (15 Uhr) den SV Kinsau zum Rückspiel in der Kreisklassen-Relegation empfängt. Seit dem Zusammenschluss des SV Prem mit dem SV Lechbruck zu einer Spielgemeinschaft zählt der Klub ungefähr 860 Mitglieder. Die sind auch nötig, um all die Auflagen erfüllen zu können, die jüngst Konrad Enzensberger in einem zwei Seiten langen Schreiben erreichten. Wie sich der Verkauf von Getränken in Bechern organisieren lässt, hat der Abteilungsleiter aus Lechbruck am vergangenen Mittwoch in Kinsau studiert.

Mehr Kopfzerbrechen bereitet ihm jedoch die Frage, wie er das Spielfeld in Prem, das nach allen Seiten offen ist, nach den Vorstellungen des BFV komplett abriegelt. Der Verband empfiehlt entweder Bauzäune, Sicherheitsbänder oder Ordner, die sich im Abstand von zehn Metern um das Gelände postieren – das wären allein für diesen Posten um die 30 Kräfte. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich Zuschauer Zugang verschaffen, ohne Eintritt zu bezahlen. „Das ist Aufwand, das ist Arbeit“, gibt Enzensberger zu bedenken.

Warum der sich lohnen soll, erschließt sich ihm auf Anhieb nicht. „90 Prozent der Leute zahlen ja“, weiß er aus Erfahrung. Und die anderen zehn Prozent? Die machen weder die SG Lechsee noch den SV Kinsau arm, die paritätisch an den Einnahmen beteiligt sind. Aber anscheinend den BFV. Denn der Verband verdient bei jedem Relegationsspiel am Eintritt mit, ohne selbst irgendwelche Leistungen zu erbringen. „In Wirklichkeit geht es um das liebe Geld“, meint Enzensberger mit Blick auf diese Praxis. Na dann Prost – wenn auch nur aus Plastikbechern. (Christian Heinrich)

Aufrufe: 02.6.2023, 19:01 Uhr
Christian HeinrichAutor