2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligavorschau
Ein intensives Endspiel-Derby, ähnlich dem Halbfinale der Vorsaison, ist zu erwarten.
Ein intensives Endspiel-Derby, ähnlich dem Halbfinale der Vorsaison, ist zu erwarten. – Foto: Michael Wolff

Final-Derby: Duell der Sieg-Garanten

Cheftrainer von Schott und Gonsenheim haben noch kein Endspiel verloren +++ SVG will in Fußstapfen des TSV treten

Schafft Noch-Regionalligist TSV Schott Mainz das Triple oder Oberliga-Vizemeister SV Gonsenheim die Premiere? An diesem Samstag, 11.45 Uhr, steigt in Ingelheim (und der ARD-Live-Konferenz) das Endspiel im Fußball-Verbandspokal. Mehr als 1.700 Tickets sind weg, die Gegengerade ist für die Zuschauer geöffnet.

Auf dem Papier ist der TSV Favorit, als Pokalsieger 2022 und 2023, nach vier Regionalligasaisons binnen der letzten sieben Jahre. Links der Haupttribüne werden sich die „Blauen“, synchron zu Auswechselbank und Trikotfarbe, versammeln. Der SVG fühlt sich als Herausforderer wohl, sicherte sich aus der Außenseiterrolle die Aufstiegsspiele – ebenso ein Novum wie die Finalteilnahme.

Final-Experten stehen auf beiden Seiten. TSV-Trainer Samuel Horozovic holte sich mit Schotts U11, U13 und U17 den Verbandspokal, SVG-Chefcoach Anouar Ddaou mit U16 und U17 von Eintracht Frankfurt und SVWW dreimal den Hessenpokal. Ein Finale haben sie beide noch nicht verloren.

Anouar Ddaou (rechts) und Cotrainer Ferhat Gündüz können aus dem Vollen schöpfen.
Anouar Ddaou (rechts) und Cotrainer Ferhat Gündüz können aus dem Vollen schöpfen. – Foto: Michael Wolff

„Ich weiß schon, wie man Pokalspiele gewinnt, aber das ist eine andere Ebene“, betont Ddaou, „so ein Finale ist immer ein besonderes Gefühl, aber man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren.“ Horozovic ist als Mombacher, der als Dreijähriger zur Schott kam, doppelt und dreifach motiviert vor dem bedeutendsten Spiel seiner Laufbahn: „Ich würde mich als Schott-Urgestein bezeichnen, bin seit 24 Jahren im Verein.“ Da komme automatisch eine „gewisse Brisanz“ in die Stadtteilduelle.

Der SVG kann erreichen, was bislang als Mainzer Amateurclub nur der TSV schaffte, und diesen von der Ligazugehörigkeit her sogar überflügeln. So gut das Verhältnis beider Vereine ist, so kribbelig ist die aktuelle Konstellation, zumal es neben dem Titel auch um die Teilnahme am DFB-Pokal geht, die für die Schott Gold wert war und dem SVG einen enormen Schub verleihen würde.

Der TSV Schott Mainz ist zweifacher Titelverteidiger.
Der TSV Schott Mainz ist zweifacher Titelverteidiger. – Foto: Oliver Zimmermann

Nichts Besonderes machen, alle Abläufe so normal wie möglich halten, ist der Fahrplan. Im Trainingsalltag, in der Gegneranalyse. „Unsere Athletiktrainer sprechen von Peaken“, erzählt Horozovic. Auf zwei Trainingswochen erstreckt sich der dezidiert aufs Endspiel abgestimmte Plan aus Regenration und Intensität: „Dienstag haben wir reingeknallt.“ Schließlich liegt, so die Analyse, die wesentlichste Stärke der Gonsenheimer in Mentalität und Zweikampfschärfe: „Das müssen und werden wir annehmen. Schließlich sind wir Regionalliga-Niveau gewohnt.“ Der Schwerpunkt in der Videoanalyse habe auf der eigenen, starken Rückrunde gelegen.

Beide Teams strotzen vor Selbstvertrauen, legten zuletzt beeindruckende Serien hin. Kleingruppentraining und taktische Inhalte rückten Ddaou und sein Cotrainer Ferhat Gündüz, der bis zur Wochenmitte den bei der Schul-WM in China weilenden Chefcoach vertrat, in den Fokus. „Die Jungs sind topfit, haben ein gutes Gefühl. Schott ist sehr spielstark, da ähneln wir uns. Beide agieren gern mit dem Ball. Sie sind auch defensiv sehr gut organisiert. Das Wichtigste wird sein, dass wir bei uns bleiben.“ Bei der Aufstellung hat Ddaou die Qual der Wahl, Ausfälle gibt es nicht. Auch beim TSV sind alle zuletzt verfügbaren Spieler fit.

Maurice Neukirch (Mitte) löste mit seinem Siegtor bei Wormatia Worms das Finalticket.
Maurice Neukirch (Mitte) löste mit seinem Siegtor bei Wormatia Worms das Finalticket. – Foto: Claus-Walter Dinger

Nichts Besonderes machen, bei sich bleiben, den Flow mitnehmen, so lautet auch die Botschaft der Sport-Chefs. „Jedes Erreichen eines Pokalendspiels mit dem TSV Schott ist sensationell, top. Das kann niemals Alltag werden“, sagt der Sportliche Leiter Sascha Meeth. „Unsere Mannschaftsstruktur wird sich mit Sicherheit nicht vom Druck übermannen lassen. Da sind sehr viele drin, die nicht nervös sein werden.“

„Schon als Spieler war es mein Traum, einmal in den DFB-Pokal einzuziehen“, sagt Marvin Bylsma. Jetzt, als SVG-Sportvorstand, könnte es endlich wahr werden. „Wir haben ein solches Fußball-Festival nur ganz selten und wollen, dass der ganze Verein an diesem positiven Gefühl mitwirkt und dieses erlebt.“

Für die Schott-Macher Till Pleuger (links) und Sascha Meeth war das DFB-Pokalspiel gegen den BVB ein unvergessliches Erlebnis.
Für die Schott-Macher Till Pleuger (links) und Sascha Meeth war das DFB-Pokalspiel gegen den BVB ein unvergessliches Erlebnis. – Foto: Marcel Heeg / TSV Schott Mainz

Die Bilanz ist recht ausgeglichen, die direkten Duelle sind immer eng. Was könnte man sich vielleicht noch beim Gegner abgucken? „Was heißt abgucken“, fragt Meeth. „Wir sind immer gut beraten, ohne Scheuklappen unseren eigenen Weg zu gehen.“ Was nicht heißt, dass man nicht von den Besten lernen könne.

Bylsma verweist auf die vielen Komplimente, die beide Vereine regelmäßig austauschen: „Wir sehen nur 500 Meter entfernt von uns einen toll geführten Verein, der mit viel Fachkompetenz, Leidenschaft und Einsatz aus seinen Möglichkeiten ein absolutes Optimum raus holt. Das Ziel haben wir auch zu jeder Zeit.“ Und: „Wir haben uns abgeguckt, wie man den Südwestpokal gewinnt.“

Aufrufe: 024.5.2024, 15:46 Uhr
Torben SchröderAutor