2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Fassungslos verfolgt die TSV-Bank das Geschehen auf dem Platz; die 1:7-Pleite der 65-Kicker in Deisenhofen kam einem Offenbarungseid gleich.
Fassungslos verfolgt die TSV-Bank das Geschehen auf dem Platz; die 1:7-Pleite der 65-Kicker in Deisenhofen kam einem Offenbarungseid gleich. – Foto: Robert Ohl

TSV 1865 Dachau: Richter zählt Spieler nach Debakel an - „Respektlos. Da fehlt es am Charakter“

Direkter Klassenerhalt nicht mehr möglich

Desaströs, ohne Einstellung und über weite Strecken orientierungs- und hilflos präsentierte sich der TSV 1865 Dachau im Auswärtsspiel beim FC Deisenhofen.

Dachau - Selten war die Bezeichnung Offenbarungseid so treffend wie nach diesem Auftritt. Das Gästeteam, das im Keller der Gruppe Süd jeden Punkt so dringend benötigt, wurde von einer furios aufspielenden Heimmannschaft in seine Bestandteile auseinandergeschraubt.

Selbst wenn man den Direktabstieg aus eigener Kraft nach wie vor vermeiden kann, am letzten Spieltag trifft die Richter-Elf daheim auf den abgeschlagenen Fix-Absteiger aus Schwabmünchen, erscheint fraglich, ob die Teilnahme an einer Abstiegs-Relegation Sinn macht.

Eines dürfte nach dieser deftigen 1:7-Pleite allen Beteiligten an der Dachauer Jahnstraße klar sein: Mit dieser Mannschaft, und damit sind alle Spieler gemeint, ist der TSV 1865 Dachau maximal Landesliga tauglich.

Die mit vielen Vorab-Lorbeeren in die Saison gestartete, vermeintlich sehr gut besetzte 1865-Truppe erwies sich in allen Belangen als Flop, die Landung auf dem Boden der Tatsachen ist heftig ausgefallen und dürfte erhebliche Spuren hinterlassen haben.

Nun erwartet den TSV 1865 Dachau, sofern er die Aufgabe Schwabmünchen meistert und nicht noch auf Platz 18 abrutscht, eine lange, nervenzehrende Relegation. Und das Nachsitzen kann zur Lotterie mutieren, denn von zwölf Startern werden nur drei das Ticket für die Bayernliga 2022/2023 lösen.

Der Direktabstieg des TSV 1865 ist Fakt, wenn Dachau das Heimspiel gegen Schwabmünchen nicht gewinnt und Wasserburg sein Heimspiel gegen Türkspor Augsburg gewinnt oder einen Punkt holt; Wasserburg hat nämlich im direkten Vergleich die Nase vorn.

Die Geschichte des Deisenhofen-Matches ist schnell erzählt. Gleich der erste Schuss auf das Dachauer Tor bescherte den Hausherren in der 13. Minute das 1:0 durch Michael Bachhuber. Sein Hammer aus 20 Metern schlug im Torwinkel ein. Im Gegenzug hätte man versäumtes nachholen können, doch Sebastian Brey vergab die Chance, schnell auf 1:1 zu stellen. Seinen 15-Meter-Schuss gleich nach dem Anstoß hielt FCD-Torwart Enrico Caruso in toller Manier.

Nur wenige Minuten später verursachte Stefan Vötter einen dummen Foulelfmeter, als er Maxime Schneiker im Strafraum regelwidrig von den Beinen holte. Den Strafstoß verwandelte Marius Poschenrieder souverän zum 2:0 (18.). Und in der katastrophalen ersten halben Stunde schenkten die Deisenhofener den Dachauern noch einen weiteren Treffer ein, Tobias Rembeck schloss einen superschönen Spielzug gekonnt ab. Die Dachauer leisteten den Deisenhofener Kombinationskünstlern brav Begleitschutz, Defensive sieht anders aus.

Doch damit nicht genug, in der 34. Minute ließ Michael Bachhuber noch das 4:0 folgen, er machte aus fünf Metern nach einem Freistoß von Marinus Poschenrieder per Abstauber alles klar. 1865- Keeper Marco Jakob konnte den Freistoß noch parieren, doch beim Rebound schlief die gesamte Defensivabteilung des TSV den Schlaf des Gerechten.

Wer gehofft hatte, die Dachauer würden die Pause nutzen, um sich zu konsolidieren, wurde enttäuscht. Eine Viertelstunde nach Wiederanpfiff spazierte Martin Mayer behände durch die 1865-Abwehr und netzte anschließen zum 5:0 ein. Nicht einmal der Ehrentreffer war den Gästen vergönnt, Fitim Konjuhis Tor zum 1:5 in der 62. Minute wurde nach dem Match in ein Eigentor umgewandelt. Doch die ohnehin sehr verhaltene Freude über den Treffer verpuffte schnell, keine 120 Sekunden nach dem 1:5 stellte Michael Bachhuber mit seinem dritten Treffer den alten Fünf-Tore-Vorsprung der Deisenhofener wieder her.

Den Schlusspunkt setzte Sandro Volz fünf Minuten vor Schluss, er konnte ohne Gegenwehr auf das Tor von Marco Jakob zulaufen, den Dachauer Keeper ausspielen und die Kugel in das leere Tor schieben.

Dachaus konsternierter Trainer Marcel Richter meinte nach dem Debakel: „Uns fehlt alles, was in der Bayernliga benötigt wird – Charakter, Einstellung und Kondition. Die Leistung der Spieler ist respektlos gegenüber den Ehrenamtlichen im Verein, die sich jeden Tag stundenlang den Ar... aufreißen, damit es läuft. Fußball ist halt auch ein Charaktersport – und da fehlt es. Die Spieler haben überhaupt nicht kapiert, in welcher Situation der Verein steckt, da wird davon geredet, dass man nicht in der Landesliga spielen will. Mit so einer Leistung geht vielleicht noch Bezirksliga – mehr nicht.“ (Robert Ohl)

Stenogramm

FC Deisenhofen - TSV 1865 Dachau 7:1 (4:0)

FC Deisenhofen: Enrico Caruso, Marinus Poschenrieder, Tobias Nickl, Leon Müller-Wiesen, Martin Mayer, Marco Finster, Michael Bachhuber, Tobias Rembeck, Maxime Schneiker, Michael Vodermeier, Niklas Sagner – Michael Loroff, Sandro Volz, Hannes Sigurdsson, Markus Mayer, Dennis Yimez

TSV 1865 Dachau: Marco Jakob, Alexander Weiser, Oliver Wargalla, Sebastian Brey, Mathias Leiber, Stefan Vötter, Lirim Kelmendi, Daniel Leugner, Mario Maric, Vendim Sinani, Niclas Groß – Fitim Konjuhi, Florian Mayer, Alexander Weiss, Orkun Tugbay, Menelik Ngu Ewodo

Zuschauer: 150

Tore: 1:0 (13.) – Michael Bachhuber. 2:0 (18.) – Marinus Poschenrieder (Elfmeter). 3:0 (26.) – Tobias Rembeck. 4:0 (34.) – Michael Bachhuber. 5:0 (59.) – Martin Mayer. 5:1 (62.) – Eigentor. 6:1 (64.) – Michael Bachhuber. 7:1 (85.) – Sandro Volz.

Aufrufe: 016.5.2022, 08:07 Uhr
Robert OhlAutor