2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Der FC Deisenhofen ist für sie viel mehr als Fußball: Der scheidende FCD-Manager Franz Perneker mit seinen Söhnen Andreas (l.) und Maximilian beim Abschiedsspiel nach 22 erfolgreichen Jahren.
Der FC Deisenhofen ist für sie viel mehr als Fußball: Der scheidende FCD-Manager Franz Perneker mit seinen Söhnen Andreas (l.) und Maximilian beim Abschiedsspiel nach 22 erfolgreichen Jahren. – Foto: FCD

Franz Perneker nimmt Abschied vom FC Deisenhofen: „Unser Weg hat sich immer bewährt“

Manager blickt auf 22 erfolgreiche Jahre zurück

Das Ende einer Ära beim FC Deisenhofen. Manager Franz Perneker hört nach 22 Jahren auf. Das Abschiedsinterview mit dem 47-Jährigen.

Deisenhofen – Nach 22 Jahren als ehrenamtlicher Manager des FC Deisenhofen übergibt Franz Perneker, 47, den Stab an Thomas „Simsen“ Werth, der jüngst zu seinem Nachfolger als „Vorstand Sport“, wie die Position eigentlich heißt, gewählt wurde. Im Gespräch mit dem Münchner Merkur Zeitung blickt Perneker auf die abgelaufene Saison und seine für den Verein prägende Amtszeit zurück.

Sind Sie eigentlich noch im Amt?

Offiziell seit der Jahreshauptversammlung am 28. April nicht mehr. Aber ich habe gesagt, dass ich die Saison noch ordentlich zu Ende bringe, was mit dem Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Bezirksliga auch gelungen ist.

Waren Sie noch an der Planung für die nächste Saison beteiligt?

Ich habe mir mit Thomas Werth die Gespräche mit den Spielern aufgeteilt, die schon bei uns sind und war auch an der Trainersuche beteiligt, aber die Detailplanung mit unserem neuen Trainer Andreas Pummer hat Simsen gemacht.

Drei FCD-Teams sind aufgestiegen. Das muss das ja eigentlich das schönste Abschiedsgeschenk sein.

Richtig. Dass die U23 als letzte Ausbildungsmannschaft aufgestiegen ist und dazu die Dritte und Vierte, die sich aus dem Breitensport speisen, mit Spielern, die es sportlich nicht ganz schaffen oder die den zeitlichen Aufwand nicht stemmen können, spiegelt unsere Vereinsphilosophie wider.

Die erste Mannschaft trat hingegen im Frühjahr auf der Stelle, hat sich aber immerhin als feste Größe in der Bayernliga etabliert. Wie beurteilen Sie die Saison?

Wir haben die Erwartungen, die auch von außen herangetragen wurden, nicht zu hundert Prozent erfüllen können. Wenn man die Rückrunde betrachtet, gab es aber auch Gründe, warum wir zurecht Zehnter wurden. Am Schluss das 3:3 beim Meister Hankofen nach zwei Gegentoren in der Nachspielzeit hat zu dieser Saison gepasst. Aber mit den Umständen durch Corona und aufgrund der Aufstiege der anderen Mannschaften kann man auch mit der Ersten zufrieden sein.

Wie fällt Ihre Gesamtbilanz nach 22 Jahren als FCD-Manager aus?

Sportlich war es eine gute Zeit. Wir haben ja auf keinem schlechten Niveau angefangen, in der Kreisliga mit Michael Niklaus als Spielertrainer. Aber es hat fünf, sechs Jahre gedauert, bis wir unser Profil herausgearbeitet haben. Wir sind von diesem Profil, also auf den eigenen Nachwuchs zu bauen, dann aber nicht mehr abgewichen. Wenn wir Leute von außen geholt haben, dann lief das über Kontakte, das waren Freunde von Spielern. Außerdem haben wir immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Trainer gehabt. Wir hatten sieben Trainer in 22 Jahren. Das zeigt Kontinuität und das kann ich mir schon auf die Fahne schreiben.

Deisenhofen ist ein Fußballpflaster. Und in lebendigen Vereinen wird ja auch oft im Umfeld viel geredet und kritisiert. Gab es am Anfang Widerstände zu überwinden?

Absolut. Es war in Deisenhofen nicht en vogue, vor allem Jugendspieler einzubauen. Man hat schon gefragt: Können wir die Liga halten mit lauter Jungen? Aber Trainer wie Frank Thömmes oder Mike Probst haben dann einen Martin Mayer mit 17 spielen lassen. Und danach war Dieter Meixelsberger extrem mutig. Er hat mit Muggesser, Fischer und Finster drei 17-Jährige spielen lassen. Da hatte ich dann auch die eine oder andere schlaflose Nacht, aber dieser Weg hat sich immer bewährt.

Fällt Ihnen ein Ereignis ein, das Sie als das schönste in den 22 Jahren in Erinnerung behalten?

Ich könnte jetzt sagen: Sportlich der Aufstieg in die Bayernliga. Aber das würde den anderen Ereignissen nicht gerecht werden. Was für mich fast schwerer wiegt als ein Aufstieg hin oder her, ist, wenn zum Beispiel unser Kapitän Michael Vodermeier jetzt nach Oberhaching zieht. Nicht, weil er woanders keine Wohnung findet, sondern, weil er 15 schöne Jahre im Verein hatte. Und es gibt mehrere Beispiele, dass sich die Spieler wohlfühlen und etwas im Verein machen.

Und was hat Sie in dieser Zeit so richtig geärgert?

Mich ärgert es, wenn Spieler die Bayernliga als Sprungbrett nutzen wollen und die Vereine hinhalten, weil vielleicht ein besseres Angebot kommen könnte. Das ist gegenüber den ehrenamtlichen Vereinsverantwortlichen nicht fair und das ist auch mir immer wieder begegnet. Es ist natürlich in Ordnung, wenn jemand die Chance bekommt und sie dann wahrnimmt wie unser Stürmer Flo Schmid, der im Winter zur SpVgg Unterhaching gewechselt ist. Aber die Zockerei ärgert mich. Wir sind Amateursportler und der Verband muss aufpassen, dass hier nicht zu sehr der große Fußball kopiert wird.

Der Job kostet vermutlich viel Energie, bedeutet auch mal Stress, gerade als Familienvater ist es nicht immer leicht. Haben Sie auch mal überlegt, hinzuwerfen?

Keine Sekunde. Natürlich fragt man sich manchmal, wenn man von zwölf bis sechs bei acht Grad und Nieselregen am Platz gestanden ist: Wieso mach ich das eigentlich? Aber hinwerfen wollte ich nie. Es hat mir so viel Freude gemacht, das kreativ mitzugestalten.

Befürchten Sie nicht, dass Ihnen jetzt langweilig wird?

Das glauben manche. Aber: Nein, ich hab schon immer über den Tellerrand hinausgeschaut. Es warten zum Beispiel ein paar alte Mopeds und ein altes Auto, die ich herrichten will.

Bleiben Sie noch in irgendeiner Funktion im Fußball tätig?

Ich trainiere einmal in der Woche Buben und Mädchen von der U12 bis zur U15, die vom DFB gesichtet wurden, am Stützpunkt in Oberhaching. Das hat nichts mit dem FC Deisenhofen zu tun. Das macht mir viel Spaß. Ich komme ja aus der Trainerschiene, hab das aber in Deisenhofen nur kurz gemacht, weil ich der Meinung bin, als Trainer muss man den Heimatverein verlassen. Das wollte ich nicht, deshalb bin ich Funktionär geworden.

Auch Ihre Söhne, die 20 und 18 Jahre alt sind, spielen Fußball. Ist es in der Hinsicht schöner, einfach nur Fan zu sein?

Maxl, der Ältere, ist der perfekte Amateursportler, er trainiert zweimal, trinkt danach eine Halbe und spielt am Wochenende, Anderl ist ambitionierter. Die Bewertung, ob es bei ihm für die Erste beim FCD reicht, spare ich mir. Ich schau bei beiden gerne als Fan zu.

Sie und Ihre Wegbegleiter haben sehr viel erreicht. Wo liegen die Grenzen für einen Verein wie den FC Deisenhofen? Oder anders gefragt: Wo kann es noch hingehen?

Die Regionalliga ist sicher nicht abgehakt. Das beansprucht das Ehrenamt dann aber auch sehr stark. Die U23 ist als Einstieg in den Herrenbereich für die U19-Spieler in der Bezirksliga gut aufgehoben. Wichtig ist aber, dass der FC Deisenhofen als Verein den eingeschlagenen Weg weitergeht, dass ein Finster, ein Vodermeier und noch zehn Spieler dem Verein erhalten bleiben. Dann wäre es selbst in der Landesliga und Kreisliga in Ordnung. Und ich bin sicher, dass das mit Simsen so bleiben wird, denn er ist ein echter Deisenhofner.

Das Gespräch führte Umberto Savignano.

Aufrufe: 03.6.2022, 14:52 Uhr
Umberto SavignanoAutor