2024-05-15T11:26:56.817Z

Interview
Jason Walzel besticht durch eine gute Ballbehandlung. Egal, ob auf dem Golfplatz oder den Sportplätzen der Region.
Jason Walzel besticht durch eine gute Ballbehandlung. Egal, ob auf dem Golfplatz oder den Sportplätzen der Region. – Foto: Siegfried Lörz

Ex Walldörfer Walzel vom Golfplatz ins Tiefenbacher Traineramt

Schwere Verletzung verhinderte höherklassige Karriere+++Tiefenbach stöbert bei Heidelberger Kreisligisten FC Wiesloch***Spaß steht im Vordergrund

Die beschauliche Ortschaft Tiefenbach feiert dieses Jahr ihr 750jähriges Bestehen. Das Weindorf bietet vielen Gästen erholsame Stunden am Kreuzbergsee oder beim Heitlinger Golf Resort. Der Kreuzbergsee ist so beliebt, dass in den 90er Jahren sogar die Profimannschaften von Hertha BSC und Eintracht Braunschweig ihr Trainingslager hier aufgeschlagen haben. Dem Golf Resort ist es zu verdanken, dass Tiefenbach nun einen sehr starken Fußballer als Spielertrainer vorweisen kann.

Seitdem Jason Walzel Ende März 2023 die Gelb-Schwarzen übernommen hat, musste sein Team das Spielfeld in Punktspielen nur noch einmal als Verlierer verlassen. Nun konnte sich der SVT weitere gute Fußballer an Bord holen. Vor allen Dingen beim FC Wiesloch, Team in der starken Heidelberger Kreisliga, war man erfolgreich. Außer deren Trainer verpflichtete man auch den erfolgreichsten Wieslocher Torschützen, sowie einen Abwehrspieler.

Jason, wie ist Deine sportliche Vergangenheit und wie kamst Du zum SV Tiefenbach?

Walzel: Also die Jugend habe ich eigentlich komplett beim FC-Astoria Walldorf verbracht. Ich wurde dann in die U23 des Vereins übernommen und durfte auch einige Zeit bei der damaligen Oberliga-Mannschaft verbringen. Von dort wechselte ich zur Spvgg Neckarelz, die damals ebenfalls in der Oberliga spielten. Leider verletzte ich mich dort sehr schwer. Mein vorderes und hinteres Kreuzband waren gerissen und auch meine Kapsel war geschädigt. An Fußball war lange Zeit nicht mehr zu denken. Ich musste mich 4 Operationen unterziehen und führte 2 Jahre lang Reha durch. Mein Freund Mergin Gjinovci und ich begeisterten uns dann für den Golfsport, den wir regelmäßig in Tiefenbach ausübten. Irgendwann kamen wir dann auf die Idee doch mal wieder beim Fußball reinzuschnuppern. Wir trainierten dann beim SV Tiefenbach einfach mal mit. Das hat dann ganz gut gepasst und so bin ich bis heute beim Verein geblieben. Zuerst war ich nur Spieler, dann vereinzelt Co-Trainer. Nach dem Ende der Trainertätigkeit von Marcel Martin habe ich im März 23 die Mannschaft übernommen.

Hat das Team Gewissensbisse gegenüber Vorgänger Marcel Martin?

Walzel: Inwiefern?

Na ja, Ihr habt unter ihm um den Klassenerhalt gekämpft um anschließend in elf Spielen nur noch einmal zu verlieren.

Walzel: Die Serie, die wir nach meiner Übernahme hingelegt haben, die kann man ja nicht planen. Es ist im Fußball einfach manchmal so, dass Dinge plötzlich funktionieren, die vorher nicht geklappt haben. Letztendlich hat der Verein die Entscheidung getroffen, dass ich die Truppe übernehmen soll. Das Team hat diese Entscheidung angenommen und wir haben gute Spiele auf den Platzt gebracht. Aber auch unter Marcel Martin gab es gute Spiele von uns. Leider hatte ich in seiner Zeit einige muskuläre Verletzungen, so dass ich oft nicht zur Verfügung stand, um zu helfen.
Marcel ist dem Verein übrigens weiterhin verbunden, macht viel Vereinsarbeit und kümmert sich um die Jugend.

Nach dem Trainerwechsel habt Ihr in elf Spielen nur noch einmal verloren. An welchen Stellschrauben hast Du gedreht?

Walzel: Da ich mitten in der Rückrunde eingestiegen bin, war für taktische Dinge wenig Zeit. Ich wurde nach meiner Übernahme auch vorbildlich von älteren Spielern unterstützt.
Nach der Niederlage in Elsenz Ende März hatte das Team dann eine lange Aussprache. Das Ergebnis war, dass auch die jungen Spieler in der Verantwortung stehen, mehr Verantwortung übernehmen müssen und gerne auch Führungsarbeit übernehmen dürfen. Vor allen Dingen die kämpferische Einstellung hat dann dazu geführt, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückgekommen sind.

Euer Spiel war im letzten Drittel der Saison sehr hart (nicht unfair !), robust und laufstark. Hast Du ein spezielles Training durchgeführt?

Walzel: Nein! Mitten in der Saison kannst Du ja die Spieler nicht kaputt trainieren, wenn am Wochenende Spiele stattfinden. Aber unser kleiner Kader war diesbezüglich eventuell ein Vorteil. Dadurch, dass immer dieselben Spieler aufgestellt wurden, waren diese auch fit. Wir haben uns die erforderlichen Körner durch unsere Spiele geholt. Uns kam aber auch zu gute, dass Führungsspieler Murat Yildiz nach einer Verletzung wieder zurückkam.
Jetzt , in der aktuellen Vorbereitung auf die Saison 23/24, hatten wir natürlich schon konditionelle Schwerpunkte in der Trainingsarbeit.

Trotz der tollen Ergebnisse fliegt Ihr unter dem Radar. Ist das für Dich enttäuschend oder die große Chance in der Saison 23/24 als Außenseiter Großes zu erreichen.

Walzel: Das stört mich überhaupt nicht. Es ist weder ein Vorteil noch ein Nachteil für die Saison, wie man vorher beurteilt wurde.
Wir wollen uns von Spiel zu Spiel beweisen. Sollten wir nach ein paar Spieltagen tatsächlich weit oben stehen, so richtet sich der Fokus ganz automatisch auch auf uns.

Als weiterer Trainer steht Dir nun Haldun Özdemir zur Seite. War er Dein Wunschpartner? Was kannst Du über ihn sagen?

Walzel: Haldun und ich sind als Trainer gleichberechtigt. Er kam über einen anderen Spieler zu uns. Ich selbst habe mit ihm vor zehn Jahren mal ein Freizeitturnier gespielt. Allerdings hatten wir seitdem keinen Kontakt mehr. Ich darf aber sagen, dass die bisherige Zusammenarbeit toll ist und viel Spaß macht. Wenn er fit ist, wird er auch selbst auflaufen. Seine angestammte Position ist das zentrale Mittelfeld. Wir bringen beide gute Ideen ein, so dass alle von dieser Konstellation profitieren.

Ihr habt nun den Trainer Özdemir, den Torjäger Satilmis und den Spieler Parlak vom Kreisligisten FC Wiesloch "abwerben" können. Hat Tiefenbach einen neuen Sponsor an Land gezogen?

Walzel: Nein, ein neuer Sponsor ist mir nicht bekannt. Einer unserer Spieler hat einen guten Draht zu Haldun. Dieser wiederum versteht sich sehr gut mit den beiden Spielern vom FC Wiesloch, die jetzt mitgekommen sind. Ohne diese guten persönlichen Verhältnisse wäre Tiefenbach niemals an dieses Trio gekommen.

Im vergangenen Saisondrittel lief es optimal für Euch. Besteht nicht die Gefahr, dass sich durch die Neuen der Charakter bzw. die Balance des Teams entscheidend verändern?

Walzel: Da habe ich gar keine Sorge Alle haben sich sehr gut integriert. Das sind durch die Bank weg gute Jungs. Vor allen Dingen helfen sie uns sportlich weiter.
Der Kader wurde nun im Sommer deutlich breiter.
Wenn alle an Bord sind bzw. bleiben, bin ich optimistisch, dass wir sogar ins obere Drittel kommen können.

Eure 2. Mannschaft wurde mit 224 Gegentoren in der abgelaufenen Saison förmlich abgeschossen. Weshalb meldet Ihr erneut in der B-Klasse, anstatt in der Reserverunde?

Walzel: Leider wurde die Mannschaft letzte Saison in die B1-Staffel gelost. Der Wunsch war im Vorfeld natürlich in der B2-Staffel zu spielen. Es wird sich nun zeigen, ob es diese Saison erneut so schwer werden wird. Die 2. Mannschaft hat übrigens einen eigenen Trainer. Sie trainieren parallel zu uns auf dem anderen Rasenplatz. Ich kann sagen, dass trotz des schlechten Torverhältnisses immer gute Stimmung beim Training der 2. Mannschaft herrscht. Zudem ist das Training - trotz der schlechten Saison - immer gut besucht gewesen.

Ist die Fusion mit Östringen III gescheitert, weil Ihr nun nur noch unter Tiefenbach II antretet?

Walzel: Ich bin nicht richtig drin in dem Thema und möchte auch nichts falsches sagen. Aber meines Wissens haben viele der Östringer Spieler ihren Pass nun in Tiefenbach. Sprich sie haben einen Vereinswechsel vorgenommen.

Die tolle Jugendarbeit mit dem FC Östringen bleibt aber bestehen?

Walzel: Ja, die Östringer Jugend trainiert weiterhin bei uns in Tiefenbach. Die Mannschaften spielen aber in Mittelbaden.

Was ist für den SV Tiefenbach in der neuen Saison 23/24 drin?

Walzel: Priorität hat, dass wir zusammen Spaß haben und attraktiven Fußball zeigen. Wir wollen weiterhin die Konstanz in unserem Spiel beibehalten. Sollte sich die Chance ergeben, dass wir im oberen Drittel mitspielen können, so wollen wir diese Chance natürlich auch nutzen.

Was erwartest Du generell von der A-Klasse in der Saison 23/24?

Walzel: Die Teams sind generell sehr gut aufgestellt in der A-Klasse. Die vier Absteiger der Kreisliga machen es in der kommenden Runde nicht leichter. Wenn man in der Tabelle oben stehen möchte, dann muss alles in der Mannschaft stimmen. Meines Erachtens ist die
A-Klasse in der anstehenden Runde mindestens so gut aufgestellt wie in der abgelaufenen Saison.

Aufrufe: 05.8.2023, 13:00 Uhr
Volker KillusAutor