
Der Ex-Hachinger avanciert zum besten Joker der Bundesliga. Mit seinen späten Toren wird er sogar mit Harry Kane verglichen.
Haching und die Bundesliga – das ist mittlerweile ein Vierteljahrhundert her. Aber es gibt noch immer ein bisschen Haching im deutschen Fußball-Oberhaus. Da ist zum einen der Dortmunder Karim Adeyemi (23), der von 2012 bis 2018 im Nachwuchsbereich der Rot-Blauen spielte und dann zu Red Bull Salzburg wechselte. Der elffache Nationalspieler hat in dieser Saison in elf Spielen vier Tore für den BVB erzielt.
Das sind genauso viele, wie ein Stürmer geschossen hat, dessen Stammplatz die Ersatzbank ist. Der jetzt aber als einer der besten Joker der Bundesliga für Schlagzeilen sorgt. Da ist Stefan Schimmer (31) sogar in Augenhöhe mit Bayern-Star Harry Kane.
Schon zu seinen Zeiten im Amateurfußball, beim FC Gundelfingen und beim FC Memmingen, wo sie heute noch von ihm schwärmen, und dann ab 2017 in der 3. Liga bei der SpVgg Unterhaching, für die er bis zum August 2019 in 74 Pflichtspielen 26 Mal traf und sieben Vorlagen beisteuerte, hieß er nur „Der Bomber“. Jetzt bombt der Stürmer aus Wertingen (Landkreis Dillingen in Nordschwaben) für den 1. FC Heidenheim, für den er bislang 161 Mal, 38 Mal davon in der Bundesliga, auflief – immer mit der Torjäger-Nummer 9 auf dem Rücken. Im Fußball-Oberhaus stand er aber bisher nur einmal in der Startelf. In der laufenden Saison schoss er sich jetzt plötzlich ins Rampenlicht, nachdem er in den ersten beiden Bundesliga-Jahren überhaupt nicht getroffen hatte: Beim 2:2 gegen Werder Bremen machte der Ex-Hachinger am 18. Oktober, am siebten Spieltag sein erstes Tor in der ersten Liga, eine Woche später traf er beim 1:3 in Hoffenheim.
Und dann schlug das „Last Minute-Monster“, wie er mal genannt wurde, am 29. November gegen Union Berlin und eine Woche später gegen den SC Freiburg jeweils kurz vor Schluss, gegen Freiburg sogar in der vierten Minute der Nachspielzeit zu und erzielte jeweils den Siegtreffer zum 2:1. Vier Tore in sieben Spielen, alle als Einwechselspieler – so wurde der „Bomber“ zum Super-Joker und sogar zum Hoffnungsträger an der Brenz. Auch wenn er gerne mehr als nur Ergänzungsspieler wäre: „Mit dieser Rolle habe ich mich nie richtig angefreundet. Aber es ist halt ein Großteil meiner Aufgabe in Heidenheim, Joker zu sein.“
Am vergangenen Samstag auf St. Pauli sicherte er sich mit der Vorlage zu Marvin Pieringers Anschlusstreffer zum 1:2-Endstand zwar einen Scorer-Punkt, doch die Chance zum Ausgleich in der Nachspielzeit konnte er (wieder als Einwechselspieler) nicht nutzen. Trotzdem hat sich der schwäbische Bomber nach seinen Toren zumindest schon mal einen fixen Platz im Kader gesichert – nachdem er in den ersten fünf Saisonspielen nicht einmal auf der Bank saß. Und in einem Atemzug mit Harry Kane genannt zu werden, ist für einen Stürmer von Kellerkind Heidenheim ja durchaus eine Ehre…
Noch eine Ex-Hachinger-Notiz aus der Bundesliga, allerdings aus der österreichischen: Yannick Oberleitner (23), der in der Jugend für die SpVgg am Ball war, der Sohn von Bundesliga-Held Markus Oberleitner, köpfte am Samstag im sechsten Bundesliga-Spiel sein erstes Tor für den Grazer AK. Allerdings verabschiedeten sich die Steirer mit einer 1:2-Heimniederlage gegen LASK Linz in die Winterpause. (te)