2024-06-14T14:12:32.331Z

Allgemeines
Trainer Mattia Croci Torti zeigt mit zwei Fingern in die Luft.
Trainer Mattia Croci Torti zeigt mit zwei Fingern in die Luft. – Foto: Imago/Pius Koller

Ex-Assistent erklärt im Interview: „Mit Jacobacci steigt Sechzig auf!“

Mattia Croci-Torti über den Löwen-Trainer

Mattia Croci-Torti kennt Maurizio Jacobacci wie kein Zweiter. Erst spielte Croci-Torti unter dem neuen Löwen-Coach, dann war er dessen Assistent beim FC Lugano. Im Interview entschlüsselt der heutige Luganer Chefcoach Croci-Torti seinen Ex-Chef.

Herr Croci-Torti, wann und wie haben Sie davon erfahren, dass Maurizio Jacobacci bei den Löwen anheuert?
Croci-Torti: Ich habe es aus der Presse erfahren (lacht). Wir haben viel Kontakt und eine enge Beziehung zueinander, aber es war wahrscheinlich einfach zu viel los bei ihm. Als ich es dann wusste, habe ich ihm direkt geschrieben und gratuliert. Maurizio freut sich, dass er sich nun in Deutschland beweisen kann.
Passt er zu den Löwen?
Croci-Torti: Ja, wie die Faust aufs Auge! Er kommt in die 3. Liga, in der mit einer riesigen Intensität gespielt wird. Wir haben im Dezember mit Lugano gegen Freiburg II ein Testspiel absolviert, da habe ich mich mit deren Trainer Thomas Stamm unterhalten. Er hat mir erzählt, wie wichtig es ist, in der 3. Liga zu rennen und zu kämpfen. Genau dafür ist Maurizio wie geschaffen. Sein oberstes Prinzip lautet: Rennen, rennen, rennen. Maurizio arbeitet extrem akribisch, kein Detail entgeht ihm. Ich bin mir sicher, dass er schon jetzt den Namen eines jeden Mitarbeiters draufhat (lacht).
Sind Sie mit dem Kader der Löwen vertraut?
Croci-Torti: Ja. In dieser Mannschaft steckt echt viel drin. Ich habe mich darüber mit Lars Lukas Mai ausgetauscht, der jetzt bei mir in der Mannschaft spielt und die Löwen ja aus seiner Zeit beim FC Bayern II kennt. Er hat mir erzählt, wie gut die Löwen sind. Trotzdem könnte man da noch mehr rausholen. Die Mannschaft hat ohne Frage das Potenzial unter die ersten vier Plätze zu kommen.

TSV 1860: Jacobacci ist kein reiner Defensiv-Trainer

Hat der Trainer ein Lieblingssystem?
Croci-Torti: Ja. Das 4-2-3-1. Und das passt, denn die Löwen kennen das System ja. Hier in Lugano hat er auch oft mit einer Dreierkette spielen lassen. Das lag aber eher daran, dass wir einfach drei Top-Abräumer hatten und er auf keinen davon verzichten wollte. In der Offensive mag er klare Zuständigkeiten. Flügelspieler sollen auf dem Flügel bleiben, der Zehner ist für die Zentrale zuständig.
Wie sieht’s mit der Spielweise aus? Jacobacci sprach in seiner ersten Pressekonferenz davon, dass die Defensive über allem steht. Der Löwen-Kader ist jedoch eher offensiv ausgerichtet.
Croci-Torti: Maurizio ist kein reiner Defensiv-Trainer. Dennoch ist es ihm wichtig, zu Null zu spielen. Dafür, das ist sein klarer Ansatz, muss jeder mit anpacken – auch die offensiven Spieler. Aber sofern ein solides Grundgerüst steht, will er, dass sich das Spiel nach vorn verlagert. Maurizio fordert viele Läufe, erst nach hinten, dann nach vorn.
Auf welchen Stürmertyp setzt Jacobacci? Sechzig hat einen wendigen Stürmer wie Marcel Bär und einen bulligen wie Fynn Lakenmacher.
Croci-Torti: Geht beides. Wichtig ist für Maurizio, dass er einen dynamischen Arbeiter vorne drin hat. Er legt, wie gesagt, viel Wert auf klare Zuständigkeiten. Aus seiner Sicht sind für den Spielaufbau ganz klar die Flügel und der Zehner verantwortlich. Vorne darf sich der Stürmer austoben. Aber, niemals vergessen: Die Wege nach hinten sind mindestens genauso wichtig.

TSV 1860: Jacobacci einer wie Capello

In der Verteidigung hat Sechzig mit Chris Lannert und Phillipp Steinhart zwei Spieler auf außen, die ihre Rolle gerne offensiv interpretieren. Die sich ins Spiel nach vorne mit einschalten. Bleibt das unter Jacobacci so?
Croci-Torti: Ich gehe davon aus. Wenn die Mannschaft den Ball hat, hat er gerne fünf, sechs Spieler in der gegnerischen Hälfte. Minimum! Wie gesagt: Maurizio ist kein defensiver Sturkopf. Er weiß nur, dass es ohne die Defensive nicht funktioniert. Gerade in der ersten Phase wird er das seinen Spielern immer wieder eintrichtern. Danach kommt alles Weitere.
Wie viel Zeit braucht Jacobacci, um seinen Spielern diesen Pan zu verklickern?
Croci-Torti: Das geht schnell. Er ist ein Trainer, der nicht viel Zeit braucht. Er ist kein Guardiola, der seine Spieler mit unendlichen vielen Plänen überfrachtet. Nein, er ist ein konkreter Trainer.
Wenn er kein Guardiola ist: Welchem Trainertypen entspricht er dann?
Croci-Torti: Lassen Sie mich überlegen. Er ist ein Sir wie Fabio Capello. Für Capello war es auch das Wichtigste, hinten gut zu stehen. Maurizio ist genau so konkret, solide. Maurizio ist kein Laptop-Trainer, wie ihr Deutschen immer so gerne sagt.

TSV 1860: Jacobacci hat Vertrag bis Saisonende

Wie geht Maurizio Jacobacci mit seinen Spielern um?
Croci-Torti: Maurizio ist ein feiner Mensch, ein Team-Player. Über allem steht für ihn ein Wort: Respekt. In beide Richtungen. Maurizio hat immer Lust, zu arbeiten. Er wird seinen Spielern viel abverlangen, die werden in den ersten Wochen immer müde nach Hause kommen. Aber er legt auch viel Wert auf zwischenmenschliche Dinge. Wann immer er eine Mannschaft übernommen hat, um eine sportliche Talfahrt aufzufangen, hat er es schnell geschafft, die Spieler auf seine Seite zu holen.
Auch aus finanziellen Gründen kommt Jacobacci nun ohne Co-Trainer nach München.
Croci-Torti: Und das ist ein Nachteil, ganz klar. Jeder Trainer will einen Assistenten haben, der dieselbe Spielidee teilt und ihn in der Umsetzung im Training zielgenau unterstützt. Nun hat Maurizio ja erst einmal Vertrag bis Ende der Saison. Für diese paar Monate kann es auch ohne Assistenten funktionieren. Maurizio kann zeigen, dass er es auch ohne eigenen Co-Trainer kann. Diese Chance muss man ihm geben.
Was meinen Sie: Bleibt es bei wenigen Monaten?
Croci-Torti: Ich glaube, dass er die klare Ambition hat, noch länger zu bleiben. Er weiß um die Chance, die Geschichte dieses großen Klubs mitzuschreiben. Sein Traum ist es, in München zu bleiben und Erfolg zu haben.
Glauben Sie, er kann mit Sechzig aufsteigen?
Croci-Torti: Sicher. Er ist ein Trainer, der sofort funktioniert. Allein durch seine Körpersprache führt er sofort eine Reaktion bei seiner Mannschaft herbei. Ich wette, er führt 1860 in die 2. Bundesliga.

Das Interview führte Jacob Alschner.

Aufrufe: 01.3.2023, 15:45 Uhr
Jacob AlschnerAutor