2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
– Foto: Roland Schäfer | Dominik Beil

Erleichterung, Freude und Wehmut

Die Rückrunde hatte für Christian Kucharz und die Frauen des FC Carl Zeiss Jena jede Menge Emotionen im Gepäck. Nach dem letzten Saisonspiel am vergangenen Wochenende endet planmäßig die Amtszeit des Trainers als Chef-Coach.

Mit dem Ende der Saison 22/23, endet auch für Christian Kucharz das Engagement bei den Frauen des FC Carl Zeiss Jena in der zweiten Bundesliga. Als der Coach übernahm, standen die FCC-Frauen auf einem Abstiegsplatz, bereits am vorletzten Spieltag gelang es schließlich den Klassenerhalt zu sichern.

So führte Christian Kucharz das Team mit einer stabilen Rückrunde zum Ligaverbleib, der zum Jahreswechsel gehörig wackelte. Mission also erfolgreich beendet? Nun ja, wahrscheinlich nur auf den ersten Blick, wenn man dem Coach genau zuhört. Ganz sicher, die Erleichterung und Freude über den Klassenerhalt ist im ganzen FCC-Lager groß, vor allem wenn vor dem Hintergrund, wie die Mannschaft noch im Winter tabellarisch dastand. Trotzdem waren die Zielstellungen im Club vor der Saison eben andere, als bis weit in die Rückrunde hinein noch um den Verbleib zu spielen. „Die Mannschaft und die Leitung ist mit anderen Vorstellungen in die Saison gegangen. Aber zur Winterpause standen wir auf einem Abstiegsplatz. So wurde es ein extremer Kraftakt und unfassbar schwer. Die Freude über den Klassenerhalt ist schon da und sie ist aufrichtig. Man hat nach dem Hoffenheim-Spiel die große Erleichterung gemerkt, die dann auch in Freude gemündet ist“, beschreibt Kucharz die Gefühlslage nach der Saison und ergänzt: „Wir haben das neugesteckte Ziel erreicht. Jetzt müssen wir sehen: Was war gut und was müssen wir besser machen? Warum kamen wir erst in diese Situation hinein? Insgesamt ist mit dem Klassenerhalt erstmal viel Ballast abgefallen aber gerade mit ein bisschen Abstand müssen wir das auch hinterfragen“, so der 43-jährige Trainer.

Zwei Hochzeiten

Christian Kucharz übernahm die Mannschaft als Chefcoach im Winter abstiegsbedroht und schaffte den Turnaround. Für ihn selbst eine absolut intensive Zeit, denn eigentlich ist der Fußballlehrer im Hauptamt für den Thüringer Fußball-Verband tätig. Beim TFV begleitet er einige Funktionen und Aufgaben, ist unter anderem Leistungssportkoordinator und Auswahltrainer (weiblich). So wurden die letzten Monate ein Tanz auf zwei Hochzeiten. „Es war sehr intensiv und auch deutlich intensiver, als ich es mir vorgestellt habe. Ich selber, auch das Umfeld, habe einen hohen Anspruch an unsere Arbeit. Das ist so beim FCC und im Verband. Diesem Anspruch gerecht zu werden und auf beiden Hochzeiten Vollgas zu geben, ist wahnsinnig intensiv. Die Mannschaft und das Umfeld haben auch viel entlastet, dadurch war es zu stemmen. Ich bin erleichtert, dass es auch wieder etwas ruhiger wird. So kann man wieder ausatmen und etwas zur Ruhe komme“, beschreibt Christian Kucharz die sehr fordernde Zeit.

Weil die FCC-Frauen den Klassenerhalt bereits am vorletzten Spieltag in Sack und Tüten hatten, konnten sie das letzte Spiel gegen den VfL Wolfsburg (U20) ohne den schweren Rucksack des Abstiegskampfs bestreiten, es genießen. Ganz klar, der sportliche Ehrgeiz dieses Spiel noch zu gewinnen, mit einem Sieg aus der Saison zu gehen, stand über allem. Aber es ist eben ein anderer Druck, als mit Abstiegssorgen. „Es fühlte sich anders an und wir konnten es genießen. Wir haben uns mit einer ordentlichen Leistung verabschiedet“, sagt der Coach mit Blick auf das Saisonfinale. Zum Sieg reichte es zwar nicht aber mit einem Treffer in der Nachspielzeit gab es immerhin noch ein Pünktchen und am Ende den achten Tabellenplatz. Wieder einmal zeigten die FCC-Frauen unter Kucharz Comeback-Qualitäten – nicht zum ersten Mal in der Rückrunde.

"Sag niemals nie"

Der neue Trainer für die bevorstehende Spielzeit steht mit Florian Kästner übrigens schon in den Startlöchern. Wenngleich das Team vor gut einem Jahr mit anderen Ambitionen in die Saison gestartet ist, ist es zumindest gelungen, den Ligaverbleib zu sichern. Auch wenn die vergangenen Monate für Kucharz und sein Team enorm fordern waren, ist beim Trainer natürlich eine gute Portion Wehmut dabei, wie er sagt: „Man arbeitet ja mit Menschen zusammen. Wenn du das jeden Tag machst, in dieser Intensität, dann schweißt das zusammen.“ Und vielleicht wird irgendwann mal wieder bei den Frauen des FCC die Hilfe von Christian Kucharz gebraucht?! Ihm selber wäre es allerdings lieber, wenn das nicht noch einmal nötig wird. "Ich hoffe sehr, dass diese Situation nicht wieder eintritt. Das ist ja nicht entstanden, weil ich mich beworben habe oder eine Veränderung gesucht habe. Man soll niemals nie sagen, aber ich habe großes Vertrauen in die sportliche Leistung, dass das nicht wieder eintritt. Langfristig müsste man es auf diesem Niveau auch hauptamtlich machen, um der hohe Qualität gerecht zu werden", sagt der Fußballehrer.

Aufrufe: 031.5.2023, 10:09 Uhr
Felix BöhmAutor