2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Julia Ritter

Eine Frage der Zeit

An das "zivile Leben" nach dem Profi-Alltag hat sich Christian Bickel inzwischen gewöhnt, erzählt er im FuPa-Interview. Ob er und der SV Blau-Weiß '91 Bad Frankenhausen die Meisterschaft feiern werden, ist eigentlich nicht mehr die Frage. Eher wann....

Christian Bickel ist natürlich einer der absoluten Leader beim SV Blau-Weiß Bad Frankenhausen. Wann der Spitzenreiter den Aufstieg feiern kann, scheint nur eine Frage der Zeit. Ex-Profi Bickel würde damit nach der zweiten Saison in Bad Frankenhausen den Aufstieg feiern. In der Stadt und im Verein ist der 33-Jährige voll angekommen.

FuPa Thringen: Für dich ist es die zweite Saison außerhalb des professionellen Fußballs. Wie schmeckt das "zivile Leben"?
Christian Bickel:
„Eigentlich ganz gut. Auch wenn die Umstellung gar nicht einfach war, muss ich sagen. Man hat das Gewohnte hinter sich gelassen. Dass, was man über viele Jahre gemacht hat. Bei neuen Dingen, Veränderungen, kommt natürlich immer ein bisschen ein mulmiges Bauchgefühl hoch. Aber mittlerweile passt das. Ich habe mich gut reingefuchst in so eine normale Arbeitswoche und das am Wochenende jetzt nicht mehr so die Primetime ist, wie früher, als man da auf den Punkt da sein musste. Zwar ist es jetzt bei Blau-Weiß natürlich auch noch so, aber als Profi hatte das nochmal einen anderen Stellenwert.

FuPa Thringen: Deine zweite Saison in Bad Frankenhausen geht auf die Zielgerade. War der Weg in den Amateurfußball für dich eine große Umstellung und wie ist es deinen Sport als Hobby auszuüben?
Christian:
„Vom Profi- zum Hobbyfußball ist natürlich ein großer Unterschied. Gerade wenn man sich die Trainingszeiten anschaut. Es ist für mich schon ungewohnt gewesen, nur zweimal die Woche – oder für mich meist einmal die Woche – beim Training zu sein und am Wochenende dann zu spielen. Da ich aber auch F-Jugend-Trainer bin, habe ich trotzdem viel zu tun, mit Trainingsvorbereitung, -nachbereitung und den Spielen morgens mit den Kindern und nachmittags mit den Herren. Und Sonntag gegebenenfalls nochmal mit der F-Jugend. Da ist auch am Wochenende viel los und es macht viel Spaß. Aber klar war es eine Umstellung. Nach dem Spiel gibt’s doch auch das ein oder andere Bierchen bei den Jungs. Bei mir hält sich das noch in Grenzen. Ich trinke ein Siegerbierchen mit und den Rest lasse ich den Jungs über (lacht).

FuPa Thüringen: Sportlich läuft es für Blau-Weiß und dich diese Saison natürlich richtig lecker. Was klappt bei euch in dieser Saison so gut, dass ihr die Liga deutlich dominiert?
Christian:
„Ich muss sagen: Letztes Jahr war es schon ähnlich. Da sind wir nur schlecht aus der Winterpause gekommen, sonst hätten wir den Aufstieg schon geschafft. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass wir aufsteigen. Mit der Mannschaft muss man fast schon aufsteigen, wenn man sich den Kader anschaut. Auch die Jungs – da klammer ich jetzt Chipper (Carsten Kammlott) mal aus – die jetzt nicht auf diesem Niveau gespielt haben, sind trotzdem sehr gut ausgebildet. Das hat Blau-Weiß auch in der Vergangenheit gut gemacht. Da wurden gute Jungs geholt und auch aus der Jugend hochgezogen. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir diese Saison so gut dabei sind.

FuPa Thüringen: Bei (für euch) ganz günstiger Konstellation, könnt ihr am kommenden Wochenende schon die Meisterschaft feiern. Rechnet ihr im Team auch schon hin und her?
Christian:
„Wir konzentrieren uns eigentlich nur auf unser Spiel und schauen da gar nicht auf die anderen. Wir wollen unser Spiel gewinnen. Der Aufstieg wird eh kommen. Soweit lehne ich mich aus dem Fenster. Aber klar, wir wollen so früh wie möglich aufsteigen, die Saison krönen und so viele Punkte wie möglich holen und jedes Spiel gewinnen. So wie wir es die ganze Zeit gemacht haben.“

⁠FuPa Thüringen: Eure eigenen Hausaufgaben müsst ihr beim Auswärtsspiel gegen Erfurt Nord erledigen. Was erwartet euch dort?
Christian:
„In der Hinrunde bin ich gegen Erfurt Nord vom Platz geflogen. Das kam auch nicht von ungefähr, weil es wirklich ruppig zur Sache ging und ich das in der Art nicht mehr so mag, muss ich sagen. Weil man ja weiß: Okay, Montag muss man wieder zur Arbeit gehen. Bei allem Ehrgeiz muss man sich im Spiel ein bisschen zurückhalten können. Aber wenn ich mal auf die Rückrundentabelle schaue, hat Erfurt Nord auch viele Punkte geholt. Von daher müssen wir da auch mit 100 Prozent ins Spiel gehen und alles raushauen.“

FuPa Thüringen: Beim Aufstieg winkt ein Eintrag ins goldene Buch der Stadt. Wir haben gehört, dass das für dich eine reizvolle Sache ist. Stimmt das und wenn ja, warum würde es dir so gut gefallen dich da zu verewigen?
Christian:
„Ja, das goldene Buch der Stadt (lacht). Ich habe mal mitbekommen, dass sich die Jungs damals beim Aufstieg dort eintragen durften. Ich habe mich beim Aufstieg mit Regensburg in so ein Buch eintragen dürfen. Da schließt sich der Kreis, wenn ich mich nochmal für einen Aufstieg in ein goldenes Buch eintragen darf. Ich habe schon das „Go“ bekommen vom Bürgermeister. Von daher: Wenn wir aufsteigen, freue ich mich dort zu unterschreiben. Das ist der erste Step. Ehrenbürger wäre dann der nächste Step nach dem goldenen Buch. Das wäre natürlich das Nonplusultra (lacht). Nein, Spaß beiseite. Wir fühlen uns hier in Bad Frankenhausen sehr wohl, sind sehr gut integriert, die Kids fühlen sich wohl. Das passt alles. Es war eine gute Entscheidung nach Bad Frankenhausen zu ziehen.“

Aufrufe: 026.4.2024, 11:45 Uhr
Felix BöhmAutor