2024-06-14T14:12:32.331Z

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Robin Himmelmann steht am Samstagabend im DFB-Pokal-Finale.
Robin Himmelmann steht am Samstagabend im DFB-Pokal-Finale. – Foto: FC St. Pauli

Ein Moerser steht im DFB-Pokal-Endspiel

Der 35-jährige Torhüter greift am Abend in Berlin mit dem 1. FC Kaiserslautern gegen Bayer Leverkusen nach den Sternen.

Das DFB-Pokal-Finale gegen Bayer Leverkusen wird Robin Himmelmann am Abend als Ersatzkeeper wohl auf der Bank verbringen Der gebürtige Moerser wechselte im Winter als Backup zum 1. FC Kaiserslautern. Der 35-Jährige über ein emotionales halbes Jahr bei den „Roten Teufeln“, über Trainer-Legende Friedhelm Funkel, die heutige Verbindung in seine Heimat und warum er noch nicht genug vom Fußball hat.

Herr Himmelmann, ein DFB-Pokal-Finale ist für keinen Profi alltäglich. Wie groß ist die Vorfreude, am Wochenende im Berliner Olympiastadion um einen Titel zu spielen?

Robin Himmelmann: "Das ist für einen Zweitligisten natürlich eine ganz besondere Geschichte und in den letzten 13 Jahren keinem anderen Klub aus der Zweiten Liga gelungen. Die Vorfreude ist riesig. Insbesondere, weil wir vor zwei Wochen den Klassenerhalt geschafft haben. Der war unser großes Ziel. Wir waren alle erleichtert. Danach war das Thema Berlin natürlich sofort in aller Munde. Für uns alle ist es das absolute Highlight der Saison."

Im Halbfinale beim 1. FC Saarbrücken haben Sie die Null gehalten. Was war das für ein Gefühl?

Himmelmann: "Wir sind als Favorit ins Spiel gegangen. Das war schon verrückt. Dass Saarbrücken nach den vielen Überraschungen ein unangenehmer Gegner sein würde, war uns bewusst. Der Platz hat sein Übriges dazu beigetragen, dass es nur darum ging, das Spiel irgendwie zu gewinnen. Und das in einer Phase, in der wir in der Liga nicht wirklich viele Punkte geholt haben. Umso wichtiger war der Erfolg. Für die Fans war die Bedeutung im Derby groß. Jetzt nach Berlin zu fahren, ist das i-Tüpfelchen. Ich weiß gar nicht, wie viele Lauterer mitfahren. Wie groß die Feier ausfallen wird, hängt natürlich vom Ergebnis ab."

Was spricht dafür, dass der Deutsche Meister aus Leverkusen nach der Niederlage im Finale der Europa League auch den zweiten Pokaltitel verspielt?

Himmelmann: "Sie waren bis Mittwoch 51 Pflichtspiele ungeschlagen und spielen ansehnlichen Fußball. Dass sie innerhalb von drei Tagen zwei Finals spielen, muss nicht von Nachteil sein. Eventuell wissen sie nicht mehr so gut, wie sich eine Niederlage anfühlt. Wir werden sehen, wie sie damit umgehen. Sie haben nun einen Titel verloren. Wir haben eine kleine Außenseiterchance, da ist sich ganz Fußball-Deutschland einig. Ob der Fußball so verrückt ist und es zum absoluten Wunder kommt, dafür muss alles zusammenlaufen. Aber wir gehen nicht ins DFB-Pokal-Finale, um möglichst wenig Gegentore kassieren, sondern um uns im Idealfall gar keinen Treffer zu fangen. Wenn das am Ende nicht der Fall ist, dann wäre jedem klar, gegen wen man verloren hätte."

Gibt es noch leichte Hoffnung auf einen Einsatz in Berlin und unterscheiden sich die Vorbereitungen vom normalen Liga-Alltag?

Himmelmann: "Julian Krahl hat gegen Braunschweig einen leichten Tritt abbekommen, der ihn aber im weiteren Verlauf nicht weiter beeinträchtigt hat. Wenn alles normal läuft, wird er spielen. „Kralle“ hat es nach seiner Verletzung sehr gut gemacht. Deswegen ist alles völlig in Ordnung, wie es ist. Wir sind am Donnerstag angereist. Bis auf das öffentliche Abschlusstraining im Stadion ändert sich nichts. Die Gegner-Analyse bleibt dieselbe."

Sie sind aus der Vereinslosigkeit im Januar zum FCK gekommen. Wie haben Sie die kurze Zeit in Kaiserslautern erlebt?

Himmelmann: "Die Emotionalität im Verein ist sehr hoch. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt kann innerhalb weniger Tage alles dabei sein. Das merkt man jederzeit in der Stadt. Anders als in Kiel hatte ich keine Wintervorbereitung, weil ich erst nach dem 19. Spieltag unterschrieben habe und mit wenig Anlaufzeit sofort von Null auf 100 gestartet bin. Das merkst du dann schon, wenn du in die Mannschaft kommst. Ich habe früh meine Spiele gemacht, zwei bis drei Wochen später wäre die Abstimmung untereinander vielleicht noch besser gewesen. Aber ich habe mich gefreut, nach sieben Monaten ohne Klub drei Zweitligaspiele und das Halbfinale zu spielen. Die Zeit war kurz und ging brutal schnell vorbei."

Am Ende war’s Friedhelm Funkel, der seine Mission wieder mal erfüllt hat. Wie haben Sie ihn kennengelernt?

Himmelmann: "Er ist eine Trainerpersönlichkeit, die es geschafft hat, die angesprochene Emotionalität zu bändigen, von der Mannschaft fernzuhalten, die Dinge beim Namen zu nennen und die Situation richtig einzuordnen. Er ist ein Realist, ohne schnell in eine Richtung abzuschweifen. Er weiß einfach, worauf es ankommt und hat uns so auf den richtigen Weg gebracht. Neun Punkte aus den letzten vier Spielen haben uns nach dem 1:1 gegen Wiesbaden und vor dem gewonnenen Auswärtsspiel in Kiel nicht viele zugetraut. Friedhelm Funkel hat uns mit seiner Ruhe, Gelassenheit und Überzeugung das Vertrauen ausgesprochen und uns positiv gestimmt. Das hat sich komplett echt angefühlt. So konnten wir uns frühzeitig retten."

Mit dem FC St. Pauli und Holstein Kiel sind zwei ihrer ehemaligen Vereine in der Bundesliga angekommen. Wohin ist der Kontakt am engsten?

Himmelmann: "Hinter vielen meiner Ex-Klubs liegt eine ereignisreiche Zeit. Dass beide im gleichen Jahr aufsteigen, ist schon verrückt. Aus dem Umfeld des FC St. Pauli, wo ich am längsten gespielt habe, kenne ich noch sehr viele Leute. Mit meiner Frau und meinen Kindern habe ich meinen Lebensmittelpunkt nach wie vor in Hamburg. In Kiel habe ich noch mit vielen Jungs zusammengespielt. Heidenheim hat es in der Bundesliga vorgemacht, wie der Klassenerhalt gelingen kann."

Ihr Vertrag beim FCK läuft zum 30. Juni aus. Wie sehen die Pläne ab dem 1. Juli aus?

Himmelmann: "Spruchreif ist noch nichts. Mein Ziel ist es, im Sommer wieder irgendwo unterzukommen und nicht die gleiche Situation zu erleben wie während der Vereinslosigkeit vor meinen zwei letzten Stationen. Es tun sich Möglichkeiten auf. Wo das sein wird, kann ich noch gar nicht einschätzen. Wir sortieren, suchen und fragen nach, wie die Planungen der Klubs aussehen. Ich hoffe, dass diesmal im Spätsommer Klarheit herrscht."

Das klingt noch nicht nach einem Karriereende…

HimmeImann: "Im Idealfall nicht. Ich bin fit, fühle mich gut, und das Training macht trotz aller Anspannung sehr viel Spaß. Bei meinem körperlichen Leistungsstand sehe ich mich noch nicht auf den Weg ins Karriereende. Natürlich muss es mit dem Verein im Sommer passen. Ich möchte meine Karriere nicht zwanghaft lange laufen lassen, sondern mich schon noch mal auf dem Niveau zeigen. Darauf habe ich einfach Bock. Irgendwann werde ich dann ins Berufsleben einsteigen. Ob das zwingend in der Fußballbranche oder in einer anderen Form sein wird, wird man sehen."

Kann man Sie noch in ihrer Heimat Moers oder auf den hiesigen Sportplätzen antreffen?

Himmelmann: "Meine Familie lebt noch im Moerser Raum. Ich bin in Asberg unweit vom Scherpenberger Ascheplatz großgeworden. Ich habe in der Umgebung noch viele Freunde. Leider ist es zeitlich oft schwierig, und ich habe außerhalb der größeren Pausen kaum ein Wochenende, um in die Heimat zu fahren. Meistens bin ich über Weihnachten dort. Von Lautern aus hat es sich erst ein mal ergeben, als ich den Besuch mit einem Berater-Termin in Köln verbunden habe. Ich wüsste jetzt nicht, wann ich zuletzt in Moers ein Fußballspiel geguckt habe."

Fabian Kleintges-Topoll führte das Gespräch.

Aufrufe: 025.5.2024, 14:00 Uhr
Fabian Kleintges-TopollAutor