2024-05-02T16:12:49.858Z

Querpass
Symbolbild: Auf den Plätzen in Berlin spielen sich immer wieder Szenen ab, die für Unverständnis sorgen und zum nachdenken bringen.
Symbolbild: Auf den Plätzen in Berlin spielen sich immer wieder Szenen ab, die für Unverständnis sorgen und zum nachdenken bringen. – Foto: Marc Schütz

Durch Fahne provoziert: „Du bist doch von den Juden gekauft“

Bei einem U19 Fußballspiel kippt nach dem Spielende die Stimmung, es gibt mehrere Beleidigungen gegen Spieler, Funktionäre und den Schiedsrichter

Nach einem Spiel in der U19 Bezirksliga vor einigen Wochen sind Worte geäußert worden, die weder auf den Fußballplätzen, noch generell in der Gesellschaft einen Platz haben sollten. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art. Der BFV belegt die Übeltäter mit einer langfristigen Sperre.

Unsere Gesellschaft steht im Wandel der Zeit. Und auch mehr als 75 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs haben Antisemitismus, Fremdenhass, Ausländerfeindlichkeit und Diskrimierungen Platz - gefühlt wieder mehr denn je. Und da unsere Fußballplätze ein Abbild der Gesellschaft sind, hört und sieht man auch hier, mal mehr, als weniger, immer wieder Unschönes. Wie vor einigen Wochen auf einem Sportplatz in Charlottenburg.

Nach einem spektakulären Bezirksliga-Spiel, welches mit 7:4 für die Gäste endete, wurden mehrere Spieler und auch der Schiedsrichter Opfer von antisemitischen und diskriminierenden Beschimpfungen. Der Schiedsrichter hielt in seinem Bericht z.B. fest: „Ich ficke euer Land und eure Fahne, ihr Hurensöhne. Nehmt die Fahne weg oder ich verbrenne euch und eure dreckige Fahne, ihr Bastarde, so wie die Deutschen das mit euch gemacht haben.“ Durch sein einschreiten und dem erteilen der roten Karte wurde auch er verbal angegriffen: „Du bist doch von den Juden gekauft.“ Auch der Hitlergruß sei mehrfach gezeigt worden. Eine weitere Frau äußerte sich mit den Worten: „Verpisst euch doch einfach, ihr Drecksvolk. Immer gibt es Stress mit euch. Immer provoziert ihr.“

Provoziert. Das gaben die „Angeklagten“ auch bei der BFV Verhandlung am vergangenen Freitag an. Provoziert von einer Fahne, die ein Anhänger der Gästemannschaft zu Beginn der zweiten Halbzeit kurzzeitig ausgerollt hat und vor der die Mannschaft nach dem Sieg ein Foto machen wollte. Provoziert von einer israelischen Fahne.

Zwei Stunden dauert die Verhandlung, alle kommen zu Wort, erklären sich. Es gibt viel Redebedarf, auf beiden Seiten. Immerhin, so beteuern die Gäste, hätte sich der Platzwart schützen vor die Mannschaft gestellt und einer der Spieler der Heimmannschaft habe sich für das Verhalten der Mitspieler entschuldigt. Doch um die Strafe kommen die beiden Spieler nicht herum. Beide müssen zwei Jahre auf Fußball verzichten. Beide seien zudem bereits aus dem Verein suspendiert, wie dieser beteuert. Es folgen Entschuldigungen. Der Verein wird zudem 1.500€ Strafe zahlen müssen, die Mannschaft bekommt drei Punkte abgezogen. Es bleiben 14 Tage Zeit für einen Einspruch.

Aufrufe: 027.11.2022, 09:37 Uhr
FuPa Berlin / mp Autor