2024-05-02T16:12:49.858Z

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Aufgrund der mehr als dünnen Personaldecke zog DJK-Coach Henrik Meyer (Zweiter von links) Konsequenzen.
Aufgrund der mehr als dünnen Personaldecke zog DJK-Coach Henrik Meyer (Zweiter von links) Konsequenzen. – Foto: Rolf Kamper

Der Leuchtturm erlischt

Frauenfussball: DJK Schlichthorst steigt freiwillig von der Oberliga in die Kreisklasse ab / Trainer Henrik Meyer wirft hin

Das dicke Ende kommt zum Schluss: Nach dem hart erkämpften Oberliga-Klassenerhalt folgt der Absturz der DJK Schlichthorst. Die Fußballerinnen werden in der neuen Spielzeit nur noch in der Kreisklasse antreten.

Den Stein ins Rollen brachte Coach Henrik Meyer. „Mir fiel die Entscheidung unglaublich schwer“, sagt der erfahrene Übungsleiter schweren Herzens, „gerne hätte ich meine Aufgabe hier fortgeführt, aber ich musste die Konsequenzen ziehen.“

Nähere Analysen der Situation haben zum Rücktritt des Cheftrainers geführt. Dabei hatte der studierte Sportwissenschaftler den ohnehin ambitionierten Job bei den Schwarz-Weißen erst im Sommer 2021 mit viel Verve und reichlich Engagement angenommen.

„Ich verknalle mich schnell. Und ich habe mich in diese Mädels verliebt“, gesteht Meyer wehmütig. Aber es habe mit Blick auf den künftig sehr kleinen Kader kein „Weiter so“ geben können. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, bringt es der Coach auf den Punkt.

„Die Frauen-Erste ist das Aushängeschild unseres kleinen Vereins“, konstatiert DJK-Fußball-Obmann Michael Schnerre. Man sei sehr stolz, dass sich das Team über einige Jahre in der Oberliga behaupten konnte. „Der finalen, einvernehmlichen Entscheidung aller Beteiligten ging aber ein schleichender Prozess voraus“, so Schnerre.

Immerhin sechs Spielzeiten zählten die DJK-Kickerinnen seit 2015 zur Belegschaft der Vierten Liga. Nach der umjubelten und souveränen Landesliga-Meisterschaft 2018/19 kehrte Schlichthorst nach zweijähriger Abstinenz in die Oberliga zurück. Und ging doch jedes Mal als eher kleiner Fisch im riesigen Haifischbecken an den Start.

In Sachen Infrastruktur und Budget, aber auch in puncto Anziehungskraft kämpfte der Underdog aus der Samtgemeinde Neuenkirchen stets gegen Windmühlen.
Michael Schnerre erinnert sich gut, dass man jedes Jahr im Sommer ein Déjà-vu-Erlebnis hatte. Nämlich die Herkulesaufgabe, eine schlagkräftige und konkurrenzfähige Truppe an den Start zu schicken. Im Kampf mit anderen Mitbewerbern zog die DJK bei der Kaderplanung regelmäßig den Kürzeren. Auch diesmal.

„Insgesamt 21 Spielerinnen wurden in der abgelaufenen Serie von mir kontaktiert, um sie zu uns zu lotsen“, bestätigte der umtriebige Meyer seine Bemühungen, einen schlagkräftigen Kader für die Saison 2022/23 zusammenzustellen. Dabei habe er sich ausschließlich Körbe eingehandelt.

Der Coach konnte den Angesprochenen außer einer Oberliga-Perspektive wenig bieten. Zudem resultierten schwere Verletzungen wichtiger Leistungsträgerinnen sowie persönliche Gründe und der Abgang einiger Fixpunkte in einem qualitativen und quantitativen Substanzverlust. Als Folge wurde ein Domino-Effekt ausgelöst. Immer mehr Steine fielen.
In einer ergebnisoffen geführten Teamsitzung samt Trainer und Obmann reifte dann die bittere Erkenntnis nach und nach zur Gewissheit. Dabei flossen Tränen. Zwölf Spielerinnen hatten ihre Zusage für die neue Saison bereits gegeben, drei weitere hielten sich diese optional offen. Geknüpft an die Oberliga-Zugehörigkeit.

Für eine erneute Saison in der Oberliga sind das zu wenige Zusagen. Schuldzuweisungen waren laut Obmann Schnerre bei der Saisonanalyse nicht zu beobachten: „Wir alle sind mit dieser Entscheidung nicht glücklich, sie war jedoch nach den gemachten Erfahrungen der Vorjahre alternativlos.“

Noch frisch in den Köpfen ist die jüngste Saison. Große Aufstellungssorgen, schwere Verletzungen, aber auch Corona wurden zum ungeliebten Wegbegleiter. Geringe Beteiligung bei den Einheiten und schwierige Trainingsbedingungen, speziell im Winter, waren ein Dauerthema. All das verhinderte einen intensiven Übungsbetrieb. Alles andere als optimale Konditionen für einen ehrgeizigen Trainer.

Henrik Meyer musste um Unterstützung aus der Zweiten bitten oder in seiner Not gar auf reaktivierte, ehemalige Spielerinnen zurückgreifen. Bezeichnend: Zur letzten Saisonpartie beim FC Geestland reisten die Schwalben nicht mehr an und kassierten so kampflos eine 0:5-Niederlage.

Dass versucht wurde, den „Totalabsturz“ abzuwenden, bestätigt der Obmann. „Wir haben alle möglichen Register gezogen, letztlich waren die Gespräche mit dem Spielausschuss zum Scheitern verurteilt“, berichtete ein niedergeschlagener Michael Schnerre. Damit ist das Durchreichen in die Kreis-Niederungen Fakt. Der einstige Leuchtturm im Nordkreis-Frauenfußball ist vorerst Geschichte.

Die gute Botschaft aus dem Munde des Obmanns lautet: Die DJK-Frauen stellen weiterhin ein Fußballteam – allerdings nicht mehr in der Oberliga, sondern in der Kreisklasse. Die verbleibenden Oberliga-Kräfte sollen gemeinsam mit der bisherigen Kreisklassen-Formation das neu formierte DJK-Team 2022/23 stellen.

Auch die Trainersuche läuft. Spruchreif ist die offizielle Verkündung des Meyer-Nachfolgers indes noch nicht. „Dafür ist es noch zu früh. Wir sind aber dabei, den Frauenfußball komplett neu aufzustellen“, sagt Schnerre.

Aufrufe: 024.6.2022, 12:00 Uhr
Jürgen Schinke / Bersenbrücker KreisblattAutor