2024-06-06T14:35:26.441Z

Ligabericht
Trainer Dietmar Hirsch hat Großes vor beim 1. FC Bocholt.
Trainer Dietmar Hirsch hat Großes vor beim 1. FC Bocholt. – Foto: 1. FC Bocholt

Dietmar Hirsch: „Ich will beim 1. FC Bocholt sesshaft werden"

Der neue Coach spricht vorm Trainingsauftakt beim Regionalligisten 1. FC Bocholt über seine vergangenen Stationen, die Qualität der Spielklasse, den Abschied von Identifikationsfiguren und die Kaderplanung am Hünting.

In der vergangenen Saison schaffte der Aufsteiger 1. FC Bocholt den Klassenerhalt in der Regionalliga West. Doch Trainer Marcus John verabschiedete sich zum Oberligisten KFC Uerdingen. Nachfolger ist Dietmar Hirsch, der zuletzt beim Regionalligisten FC Teutonia 05 Ottensen aktiv war.

Herr Hirsch, weshalb haben Sie sich für das Engagement beim 1. FC Bocholt entschieden?
Dietmar Hirsch Ich wollte unbedingt mal in der Regionalliga West arbeiten. Ich komme vom Niederrhein, war bislang aber immer woanders tätig. Nun will ich in Rheinberg und beim 1. FC Bocholt sesshaft werden, ich wohne nur 35 Kilometer entfernt. Ich habe bewusst einige interessante Angebote ausgeschlagen, um am Hünting durchzustarten. Ich kenne den Sportlichen Leiter Christopher Schorch bereits lange, wir ticken gleich. Und der erste Eindruck vom Verein ist sehr positiv.

Wie blicken Sie auf Ihre vergangenen Stationen als Coach zurück? Zuletzt waren Sie beim FC Teutonia 05 Ottensen, bei Hessen Kassel, dem VfB Oldenburg und dem SV Elversberg aktiv.
Hirsch Ich war mit den Stationen zumindest aus sportlicher Sicht durchaus zufrieden. Allzu lange bin ich bei den Klubs nicht geblieben. Zwar hatte ich immer einen guten Draht zu den Spielern, doch die Bedingungen bei den Klubs waren teilweise nicht optimal. Doch das ist Vergangenheit. Ich sehe mich auch noch als jungen Trainer, der entwicklungsfähig ist. Ich möchte langfristig bleiben.

"Ich sehe mich auch noch als jungen Trainer, der entwicklungsfähig ist"

Die Trainer-Amtszeit von Sven Schuchardt endete nach wenigen Wochen, Marcus John verlässt den 1. FC Bocholt, weil der Aufwand zu hoch war. Was tun Sie sich da an?
Hirsch Ich habe bislang nicht den Eindruck, dass es besonders schwierig ist, beim 1. FC Bocholt zu arbeiten. Die vergangene Saison war sehr ereignisreich, aber ich habe das auch nur aus der Presse mitbekommen. Und ich habe den Eindruck, dass sich mit Christopher Schorch in der sportlichen Verantwortung etwas verändert hat. Wir wollen den Klub weiterentwickeln. Ich bin sehr ambitioniert und fleißig: Ich komme nicht nur 90 Minuten für die Trainingseinheit, ich bleibe gerne lange, um etwas aufzubauen. Und ich will nicht nur als Trainer helfen. Ich helfe dem Klub auch in anderen Bereichen, wenn es Bedarf gibt.

Haben Sie schon ein Ziel für die nächste Saison vor Augen?
Hirsch In der vergangenen Saison haben wir den Klassenerhalt geschafft. Wir hoffen, diesen im nächsten Jahr einige Spieltage früher schaffen zu können. Das wäre auch gut für die Planungssicherheit. Allerdings muss sich die Mannschaft erstmal finden. Wir stehen vor einem großen Umbruch, 15 neue Spieler werden sich ins Team integrieren müssen. Da wartet also reichlich Arbeit auf uns.

Ist der Umbruch denn in Ihrem Sinne?
Hirsch Zunächst muss man sicherlich sagen, dass uns starke Spieler verlassen haben. Allerdings haben wir auch viele Jungs mit Qualität für uns gewinnen können. Wenn jemand über 30 Jahre alt ist, sportlich kürzertreten und sich verstärkt in seinem Beruf engagieren möchte, passt das künftig nicht mehr zu den Zielen, die wir uns beim 1. FC Bocholt gesetzt haben. Ich bin froh, den Kader nun bereits in Zusammenarbeit mit der Klubführung gestalten zu können.

Wie häufig wird künftig beim 1. FC Bocholt trainiert?

Gehört es zur Weiterentwicklung auch, noch häufiger zu trainieren?
Hirsch Ich rechne mit sechs oder sieben Einheiten pro Woche. So bekommen wir die nötige Intensität. Wir werden ab sofort auch mittags trainieren. Allerdings haben wir weiterhin drei oder vier Spieler, die arbeiten. Daher gibt es auch unverändert Trainingseinheiten um 18 Uhr. Solange manche unserer Spieler arbeiten, werden wir nicht ausschließlich mittags trainieren.

Fehlen nicht künftig Identifikationsfiguren wie Tim Winking oder Andre Bugla?
Hirsch Das sind sicherlich Spieler, die einiges vorzuweisen und einen besonderen Status haben. Allerdings hoffe ich darauf, dass es künftig nicht die Einzelfiguren, sondern die ganze Mannschaft sein wird, die sich mit dem Verein identifiziert. Ich sehe also durchaus neue Möglichkeiten. Die Fans werden schnell hinter dem Team stehen.

"Wir lassen es uns offen, noch Schwachstellen im Kader zu schließen"

Welche Spielertypen werden noch benötigt?
Hirsch Nun haben wir 19 Feldspieler plus zwei Torhüter in unseren Reihen. Gerne würden wir noch einen dritten Torwart verpflichten. Zudem gibt es noch zwei oder drei Positionen, auf denen wir gerne aktiv werden wollen, aber nicht unbedingt müssen. Sicherlich brauchen wir nach dem Abgang von Jeffrey Obst noch einen Rechtsverteidiger. Wir lassen es uns darüber hinaus offen, noch Schwachstellen im Kader zu schließen. Allerdings müssen sich die Spieler zu 100 Prozent mit der Sache identifizieren. Wir können wirtschaftlich nicht mit Klubs wie dem Wuppertaler SV oder Alemannia Aachen mithalten. Stattdessen suchen wir junge Spieler, die hungrig sind, Bock auf Bocholt und einen guten Charakter haben.

Wie hoch schätzen Sie die Qualität der Regionalliga West ein?
Hirsch Bekanntermaßen sagt man, dass die Regionalligen im Westen und Südwesten die besten sind. Nun ist es mit Blick auf die Regionalliga West so, dass mit Preußen Münster eine starke Mannschaft die Liga verlässt. Zudem kommt kein Drittliga-Team als Absteiger in die Spielklasse. Dennoch halte ich die Regionalliga für sehr attraktiv. Vor allem, weil im Westen so viel los ist. Traditionsreiche Klubs wie Rot-Weiß Oberhausen, Wuppertaler SV oder Alemannia Aachen – da fährt man wahnsinnig gerne hin, um in großartigen Stadien zu spielen. Zudem sind Klubs in der Liga unterwegs, bei denen die finanziellen Möglichkeiten nicht so großartig sind, aber wahnsinnig gut gearbeitet wird. Da denke ich etwa an den SV Lippstadt, ich habe mir mehrere Partien von ihnen angesehen. So kann man in der Regionalliga langfristig Fuß fassen. Das ist zumindest mein Plan. Und auch für die Spieler ist die Liga sehr attraktiv. Man darf nicht vergessen, dass in der Regionalliga viele höherklassige Scouts unterwegs sind. Für einige Jungs ist es daher auch ein tolles Schaufenster.

Am Freitag steigt der Trainingsauftakt am Bocholter Hünting

Wie groß ist die Vorfreude auf den Trainingsauftakt am Freitag?
Hirsch Ich freue mich riesig auf den Trainerjob. Mit Christopher Schorch stecke ich bereits tief in der Planung. Nun will man auch auf dem Platz stehen, darauf bin ich richtig heiß. Und ich merke im Umfeld: Jeder hat Lust, endlich wieder den Ball am Fuß zu haben.

Aufrufe: 016.6.2023, 12:30 Uhr
Maarten OversteegenAutor