2025-12-03T05:51:34.672Z

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Mit diesem Banner protestiert die Fanszene der SpVgg Unterhaching gegen den Sportpark-Verkauf an den FC Bayern.
Mit diesem Banner protestiert die Fanszene der SpVgg Unterhaching gegen den Sportpark-Verkauf an den FC Bayern. – Foto: Martin Becker

Der FC Bayern übernimmt das Stadion – Stockschützen müssen weichen

Sportpark Unterhaching verkauft

Der Sportpark Unterhaching geht an den FC Bayern. Die Stockschützenhalle soll abgerissen werden. Auch für die SpVgg ändert sich vieles.

Unterhaching - An der S-Bahnbrücke in Unterhaching hat die Fanszene der SpVgg Unterhaching seit Tagen ein riesengroßes Banner aufgehängt, in Versalien steht darauf: „Der Sportpark bleibt rot-blau“, also in den Vereinsfarben. Genau das könnte sich nun aber ändern, denn ab dem 1. Januar 2026 übernimmt der rot-weiße FC Bayern das Regiment im Unterhachinger Fußballstadion. In nichtöffentlicher Sitzung hat der Gemeinderat am Mittwochabend einstimmig den Sportpark-Verkauf an die dem FC Bayern gehörende „Allianz Arena München Stadion GmbH“ beschlossen; dem Vernehmen nach ist der Notartermin für Dienstag, 16. Dezember, angesetzt. Erst danach wollen beiden Vertragsparteien sich offiziell äußern.

Die Stockschützenhalle hinter der Nordtribüne soll weichen, denn hier plant der FC Bayern mittelfristig einen eigenen Verwaltungstrakt.
Die Stockschützenhalle hinter der Nordtribüne soll weichen, denn hier plant der FC Bayern mittelfristig einen eigenen Verwaltungstrakt. – Foto: Martin Becker

Perfekte Alternative zum FCB-Campus

Dass der FC Bayern seit Monaten Interesse am Sportpark zeigt, um dort sein Frauenteam spielen zu lassen, ist längst kein Geheimnis mehr; unlängst hatte Uli Hoeneß, der Ehrenpräsident des FC Bayern, den Vorgang sogar öffentlich bestätigt. Hintergrund ist, dass der FCB-Campus, der etwa jeweils zur Hälfte in München und in Oberschleißheim liegt, mit seiner Kapazität von 2500 Zuschauerplätzen zu klein ist für die Bundesliga- und Europapokalspiele der Bayern-Frauen – das Unterhachinger Stadion mit seinen 15 000 Plätzen erscheint dem FC Bayern als perfekte Alternative. Die Gemeinde wiederum will das Stadion seit 2024 loswerden, um sich die hohen Folgekosten für dringend nötige Sanierungen (Flutlicht-Modernisierung, Risse im Beton der Osttribüne, Erneuerung der Kunstrasenplätze) zu sparen.

Dem Vernehmen nach erwirkte der FC Bayern, dass der ursprünglich auf 7,56 Millionen Euro netto festgesetzte Kaufpreis wegen der Osttribünen-Problematik um 250 000 Euro reduziert wurde. Andererseits kann die Gemeinde mit einem erheblichen Nachschlag auf den Kaufpreis rechnen, denn der FC Bayern erwirbt neben Stadion plus Kunstrasenplätzen und der Stadiongaststätte auch das Stockschützengelände direkt hinter der Nordtribüne, wo bislang der EC Parksee beheimatet ist. Mittelfristig soll die Stockschützenhalle wohl abgerissen werden, weil der FC Bayern dort einen Verwaltungstrakt plant. Sobald das Baurecht für das FCB-Gebäude vorliegt, würde das Areal enorm an Wert gewinnen, wovon die Gemeinde profitieren soll. Wohin die Heimat der Parksee-Stockschützen verlegt wird, ist noch offen.

Kunstrasenplatz für die Fortuna

Und dies ist nicht die einzige Auswirkung auf Unterhachinger Vereine. Der kleinere Fußballverein, die Fortuna, könnte von dem Stadiondeal sogar profitieren. Es ist nämlich geplant, dass der FC Bayern den Bau eines neuen Kunstrasenplatzes bezahlt auf einem Grundstück, das wiederum die Gemeinde zur Verfügung stellt. „Für die Fortuna wird gesorgt werden“, raunt ein Insider.

Und was wird aus der SpVgg Unterhaching? Die bleibt Pächterin des Sportparks – Vertragspartner ist ab 2026 eben nicht mehr die Gemeinde, sondern die Stadion GmbH des FC Bayern. Wie sich das in der Praxis auswirkt, ob im Wirtshaus am Sportpark beispielsweise bald das Bier von Bayern-Sponsor Paulaner ausgeschenkt wird statt Tegernseer Helles vom SpVgg-Partner, bleibt abzuwarten. Ihre Heimspiele soll die SpVgg Unterhaching, mittlerweile in die Regionalliga abgestiegen, weiterhin im Sportpark austragen können.

Fanszene fürchtet einen Ausverkauf

Dass die Fanszene um die Gruppierung „Classic Squad Unterhaching“ den Ausverkauf ihrer jahrzehntelangen Heimat befürchtet („Unser Stadion ist mehr als Beton und Rasen – es ist ein Stück Haching“), wird in Kreisen des Gemeinderats anders beurteilt. „Uns muss das große Ganze am Herzen liegen“, heißt es, und: „Aus eigener Kraft kann die SpVgg sich so ein Stadion gar nicht leisten.“ Der Sportpark müsse dringend und kostspielig saniert werden, weder Gemeinde noch SpVgg Unterhaching hätten dafür die Mittel, der finanzstarke FC Bayern dagegen schon.

Geschenke sind freilich nicht zu erwarten, der FC Bayern habe „knallhart verhandelt“, ist zu hören. Dass die Stockschützen auf Dauer weichen müssen: ein erstes Signal. Im Fußballsektor indes dürfte die enge Freundschaft zwischen Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß und Haching-Präsident Manfred Schwabl Basis für eine tragfähige Partnerschaft sein. Was Details wie die farbliche Gestaltung der Stadionsitze angeht (demnächst rot-weiß statt rot-blau?) oder ob in der Stadiongaststätte weiterhin Salzstreuer mit SpVgg-Logo auf den Tischen stehen dürfen: Wie stark der Bayern-Stempel in Unterhaching aufgedrückt wird, zeigt sich in Zukunft.

Aufrufe: 011.12.2025, 16:00 Uhr
Martin BeckerAutor