2024-05-02T16:12:49.858Z

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Der FC Penzberg ist in einer komfortablen Situation. Interimstrainer Sepp Siegert (li.) macht den Verantwortlichen keinen Druck und mit Dominik Bacher hat sein Nachfolger direkt einen Toptorschützen zur Hand.
Der FC Penzberg ist in einer komfortablen Situation. Interimstrainer Sepp Siegert (li.) macht den Verantwortlichen keinen Druck und mit Dominik Bacher hat sein Nachfolger direkt einen Toptorschützen zur Hand. – Foto: Andreas Mayr, Markus Nebl

Dank treuer Seele Siegert: FC Penzberg ohne Zeitdruck bei Trainernachfolge

Penzberg sieht sich mittelfristig in der Landesliga

Der FC Penzberg sucht in der Winterpause einen neuen Trainer. Während der Übergangszeit kann der Verein aber weiter auf Interimstrainer Siegert bauen.

Penzberg – So eine Konstellation dürfte es selten gegeben haben: Josef Siegert bleibt zunächst einmal Trainer des 1. FC Penzberg. Wie lange genau kann derzeit keiner sagen. Denn im Hintergrund sucht Siegert gemeinsam mit seinen Kollegen aus der sportlichen Führung auch noch seinen Nachfolger aus. Ob der im Winter oder im Sommer einsteigt, ist völlig offen.

Die Penzberger stressen sich nicht. Fest steht auf jeden Fall: „Der Sepp steht bereit.“ Für wie lange auch immer. So formuliert es Joachim Plankensteiner, der Chef beim FCP. „Wir sind da in einer komfortablen Situation.“

FC Penzberg Trainer Siegert macht Interimsjob Spaß

Das klappt auch nur, weil Josef Siegert so ziemlich die treueste wie selbstloseste Seele im Fußball in dieser Region ist. Mitte November besprachen sich die führenden Figuren in Penzberg. Joachim Plankensteiner und den Kollegen war wichtig zu wissen, „ob die Bereitschaft da ist, weiterzumachen“. Siegert und sein Assistent Maximilian Bauer willigten ein. Sie haben durchaus ihre Gaudi an diesem Job gefunden. Die ersten 14 Tage, sagt Sepp Siegert, waren stressig und eine extreme Umstellung. „Mittlerweile macht es Spaß.“

Nach seinem Herzinfarkt vor ein paar Jahren stellte sich bei ihm ja auch die Frage der Gesundheit. Packt er die Last und den Stress überhaupt? Problemlos, kann man antworten. Siegerts Blick auf den Fußball hat sich stark gewandelt. „Ich bin bescheiden und demütig geworden“, sagt er. Kürzlich habe er einen alten Weggefährten getroffen, einen langjährigen Schiedsrichter. Der erzählte ihm von seinem Prostatakrebs. Da merkte Siegert wieder, „wie unwichtig eigentlich der Fußball ist“. Trotzdem: An sieben Tagen die Woche habe er sich mit Verein und Mannschaft beschäftigt. Jeder Spieler habe seine Problemchen. „Es ist viel intensiver“, sagt Siegert über den Trainerposten.

Bis Ende Januar soll ein Nachfolger gefunden werden

Über kurz oder lang möchte er wieder in die zweite Reihe zurücktreten. Überstürzen werden sie beim FCP nichts. Interessenten haben sich bereits einige gemeldet. Wobei Joachim Plankensteiner klarstellt, ohne das despektierlich zu meinen: Nicht jeder, der sich selbst ins Spiel gebracht hat, ist geeignet. Die Suchmaske enthält diesmal andere Parameter. Nachdem Penzberg mit dem jungen Simon Ollert mehr Risiko eingegangen war, wünschen sie sich jetzt wieder einen etwas Älteren mit Erfahrung auf diesem Level. Erste Gespräche liefen bereits. Was nicht bedeutet, dass sie unter Zeitdruck stehen. Bis Ende Januar möchten sie Klarheit schaffen. Ganz egal, ob der Neue dann zur Rückrunde oder erst zur neuen Saison startet. „Wir müssen wirklich überzeugt sein vom neuen Trainer. Sonst tust du ihm keinen Gefallen.“

Den Verantwortlichen ist klar, dass Vergleiche mit Josef Siegert nicht ausbleiben. Er wird der Maßstab für den Nächsten sein. So ungerecht das sein mag. Denn Siegert und der FCP sind ein einzigartiges Gemisch. Das nur in Penzberg funktioniert. Viel geändert habe er ja gar nicht, sagt der Sepp in der Rückschau. Sein Vorgänger Simon Ollert habe keine schlechte Arbeit gemacht. Nur an kleinen Schrauben habe er gedreht. „Im Endeffekt hat sich die Mannschaft selbst rausgezogen.“

Siegert erreicht die Mannschaft auf emotionaler Ebene

Siegert griff seine Mannen auf emotionaler Ebene. Vermittelte ihnen, dass Verteidigen eine Frage der Ehre ist. Der Coach drückt das so aus: „Wenn wir den Ball haben, sind wir zehn Angreifer. Ansonsten zehn Verteidiger.“ Fußball unter Sepp Siegert verbindet Disziplin und Leidenschaft. Deshalb waren sie – mit Ausnahme von zwei Ausrutschern gegen Bad Heilbrunn und Aubing – auch so erfolgreich.

Es mag paradox klingen, aber die vielen Verletzten halfen Siegert. Jedem im Team war klar, dass es vollen Einsatz braucht in dieser Liga. Siegert veranschaulicht das an ein paar Beispielen: Benedikt Buchner lenkte als Sechser das Spiel überragend. Michael Wiedenhofer etablierte sich in der Innenverteidigung zum „absoluten Stammspieler“. Die jungen Spieler wie Elias Knott, Emil Mergenhagen oder Ugurkan Verep hatten keine Zeit, sich über das kalte Wasser zu beklagen, in das sie geschmissen wurden, sie mussten strampeln. Über allen schwebte Dominik Bacher, auch wenn Sepp Siegert das nicht so gern hört. Aber man muss einmal die Zahlen sehen: 14 Tore und sieben Vorlagen in 17 Partien – das schafft kein anderer in dieser Klasse.

Penzberg will mittelfristig in die Landesliga

Auf alle Fälle habe er das erwartet, sagt sein Trainer. Er hat Bacher oft genug in Pullach, in der Landesliga, beobachtet. Dort mögen die Zahlen nicht so beeindruckend gewesen sein. Aber nur, weil der Sindelsdorfer oft in der Abwehr aufgestellt war. „Wenn’s eng wurde, hat ihn der Trainer vorgeschickt.“ Siegert betont: „Die anderen sind genauso wichtig“ für die eigene Offensive. Ein Bacher macht nur das Leben für alle leichter.

Wohin es für den FCP geht, ist eine Frage, die nicht nur Siegert, sondern auch den neuen Mann zwangsläufig beschäftigen muss. Der Kurs des Klubs, der sich nach Ollert Demission nicht geändert hat, sieht in Zukunft einen Aufstieg vor. Anders betrachtet, will man aus der Bezirksliga in ihrer derzeitigen Konstitution auch nicht weg. „Die ist aktuell so lukrativ wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Mit diesen Derbys wärst du fast blöd, wenn du aufsteigst. In der Landesliga fährt keiner mit und die Gegner bringen keinen mit“, sagt Josef Siegert. Und so verzichtet der Coach zu Weihnachten auf Wünsche sportlicher Natur. „Ich wünsche mir, dass wir alle gesund bleiben. Alles andere ergibt sich.“ (Andreas Mayr)

Aufrufe: 05.12.2023, 08:34 Uhr
Andreas MayrAutor