„Dann hat er einfach mal einen Seitfallzieher in die Maschen gesetzt. Im Training macht er öfter so Dinger“, erinnert sich Ronny Röhr an die Geburtsstunde eines weiteren Feldspielers bei den Sonnebergern.
Und seit dem macht der FC-Coach öfter aus der Not eine Tugend und funktioniert Lukas Heß bei Bedarf zum stürmenden Torwart um. Endstanden ist diese Idee, als mit Brian Gheorghiu und Lukas Heß zwei gleichwertige Torhüter im Kader standen. Beide gaben zudem auf dem Platz keine schlechte Figur abgaben. Und wenn dann mal Not am Mann war, kickte einer der beiden als Feldspieler. Der 31-jährige gelernte Schlussmann, der seit zwei Jahrzehnten im Kasten steht, nimmt dabei die Aufgaben seines Trainers immer mit Bravour an.
Im Dienstagabendspiel gegen Schleiz durfte er wieder ins Tor und machte seine Sache auf der angestammten Position sehr gut. Er hielt am Ende den wichtigen 3:1-Heimsieg fest und nährte damit die Hoffnungen auf den Ligaverbleib in der Spielzeugstadt. In den drei Spielen zuvor war Heß aufgrund seiner Körpergröße und Kopfballstärke der Zielspieler im Offensiv-Zentrum. „Im Abstiegskampf muss man auch mal außergewöhnliche Wege gehen. Ich sollte die Bälle auf die schnellen Außen Marcel Schulz und Lance Hertel verlängern“, beschreibt er seine Rolle als Feldspieler. Gegen Heiligenstadt (1:1) und Bad Langensalza (1:0) ging der Plan voll auf. Allerdings hatten sich die Qualitäten von Lukas Heß nach diesen beiden Begegnungen bis nach Bad Frankenhausen herumgesprochen. „Da hatte ich einen schweren Stand gegen die Innenverteidiger. Die Jungs haben das clever gemacht und waren immer eng dran. Der heftige Gegenwind tat sein Übriges“, blickt er zurück auf das letzte Wochenende und das bittere 0:3 in Nordthüringen.
Ob Heß beim wichtigen Spiel gegen Sondershausen nun im Feld oder im Tor steht, ist dabei offen. „Lukas hat es die drei Spiele gut gemacht und ich schließe es nicht aus, dass er nochmal vorne spielt. Natürlich war es ein wenig aus der Not heraus geboren. Aber es hat funktioniert“, so Ronny Röhr. Mit Christopher Hopf kam gegen Schleiz ein Offensivspieler zurück, was wiederum den Weg von Heß in den Kasten bedingte. Nun warten auf die Sonneberger drei Endspiele um den Ligaverbleib. Um Selbigen kämpft die Eintracht aus Sondershausen, die am Samstag von einem Fanbus begleitet wird. Doch auch der 1. FC Sonneberg 2004 wurde gegen Schleiz lautstark und zahlreich unterstützt und hofft erneut auf den zwölften Mann.
„Für mich ist es schon besonders, weil es gegen ein Team aus meiner Heimat geht. Damals habe ich schon im Nachwuchs mit Greußen Derbys gegen Sondershausen gespielt. Und aus dem Hinspiel haben wir noch eine Rechnung offen“, blick Röhr auf das Spiel am Samstag um 15 Uhr. Vor einem halben Jahr führte seine Elf in Sondershausen dreimal, schoss vier Tore, musste sich aber dennoch mit nur einem Punkt begnügen (4:4). Selbiger wäre am Samstag wohl zum Sterben zu viel, aber zum Leben zu wenig für den 1. FC Sonneberg 2004. Nach dem Spiel sind die Verantwortlichen schlauer und zudem ist die Frage geklärt: Steht Lukas Heß im Tor oder auf dem Feld?!