2024-06-03T07:54:05.519Z

Allgemeines
In den nächsten Tagen will der KFC Uerdingen über die Insolvenz entscheiden.
In den nächsten Tagen will der KFC Uerdingen über die Insolvenz entscheiden. – Foto: Ralph Görtz

Brief des KFC Uerdingen: Entscheidung am Donnerstag, Insolvenz offen

Der KFC Uerdingen hat am Samstag seine Mitglieder in einem langen Brief über die aktuelle informiert - es geht um die finanzielle Schieflage, die drohende Insolvenz und den Aufstieg in die Regionalliga, der durch einen möglichen Punktabzug gefährdet ist.

Der KFC Uerdingen hat am Samstag seine Mitglieder über die aktuelle Situation informiert. Der Verein spricht dabei offen über die große Finanzlücke, die finanzielle Schieflage und die drohende Insolvenz. Spätestens am Donnerstag will der Klub über die Entscheidung informieren, schließlich kann der Verein am Freitag in die Regionalliga West aufsteigen. Der Aufstieg ist wegen eines möglichen Punktabzugs ebenfalls gefährdet.

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  • Der KFC Uerdingen kann am 24. Mai aus eigener Kraft in die Regionalliga West aufsteigen, sollte er sein Heimspiel gegen die SpVg Schonnebeck gewinnen.
  • Die großen finanziellen Probleme stellen den Verein aber vor eine ungewisse Zukunft.
  • Eröffnet der KFC Uerdingen das Insolvenzverfahren, gibt es einen Neun-Punkte-Abzug. Ratingen 04/19 hat derzeit fünf Punkte weniger als Uerdingen. Wer aufsteigen will, muss mindestens Dritter werden. Sollten weder Ratingen noch Uerdingen Dritter werden, hält der Tabellen-15. der Regionalliga West die Liga. Das hätte große Auswirkungen auf den Auf- und Abstieg am Niederrhein. 15. ist der SV Lippstadt.
  • Was auch möglich ist: Sollte der KFC mit einer Neun-Punkte-Strafe bedacht werden, könnten Ratingen und Uerdingen nach dem letzten Spieltag der Oberliga Niederrhein am 2. Juni sogar punktgleich sein. Dann gäbe es eine Relegation mit Hin- und Rückspiel.

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Die Mitteilung des KFC Uerdingen im Wortlaut

"Liebes KFC-Mitglied,
unser Verein durchlebt turbulente Zeiten und kommt einfach nicht zur Ruhe. Eine Presseveröffentlichung jagt die nächste – manchmal recherchiert, manchmal auch mit Absicht durchgestochen und manchmal auch mit Falschinformationen.

Damit du nicht ständig nur Gerüchte lesen - und wir nicht ständig auf diese reagieren müssen, möchten wir dich gerne aus erster Hand über die Ereignisse der letzten Wochen, Beweggründe für unser Handeln und mögliche Zukunftsszenarien informieren.
In den Wochen nach der letzten Informationsveranstaltung für Mitglieder wurden von unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb und außerhalb des Vereins Lösungsansätze gesucht und erarbeitet, um die dasbob-Lücke zu schließen und die Saison vernünftig auf dem Platz zu Ende zu bringen.

Den Verwaltungsrat hatte nach intensiven Gesprächen und ausgiebigen Prüfungen – auch über bekannte Größen im Fußball - ein Konzept von Marc Schürmann und Ilja Ludenberg überzeugt. Unmittelbar nach deren Bestellung haben diese einen Darlehensvertrag über 500.000,- EUR abgeschlossen. Nach diesen Vorgängen wurde der restliche Vorstand über dieses Vorgehen und die neuen Vorstandsmitglieder informiert.
Bekanntlich hat der Darlehensgeber seine vertraglichen Pflichten nicht eingehalten und der Verein hat das Geld bisher nicht erhalten. Dafür aber einen von den beiden Vorstandsmitgliedern unterschriebenen Vertrag mit einem Trainer, von dem der restliche Vorstand nichts wusste.

Warum wurde dann nicht direkt ein Insolvenzantrag gestellt?

Vorstand, Verwaltungsrat und Ehrenrat haben sich intensiv mit dieser Fragestellung inklusive der Auswirkungen und Risiken befasst. Dazu wurde auch die Expertise mehrerer anerkannter Insolvenzexperten eingeholt, die deckungsgleich ausfiel.
Zu diesem Zeitpunkt war es so, dass die Gehälter für den Monat März noch nicht gezahlt waren. Gehaltszahlungen sind beim KFC immer zum 15. des Folgemonats fällig. Wenn zu diesem Zeitpunkt ein Insolvenzantrag gestellt worden wäre, hätte das 3-monatige Insolvenzgeld nicht ausgereicht, um die Mannschaft bis zum Saisonende zu bezahlen, da der letzte Spieltag im Juni liegt. Dies hätte mit größter Wahrscheinlichkeit zur Folge gehabt, dass ein Insolvenzverwalter die Mannschaft hätte zurückziehen müssen, wodurch der KFC Uerdingen erster Absteiger in die Landesliga gewesen wäre.
Ein weiteres generelles Risiko eines Insolvenzantrags wäre, dass dies das zweite Verfahren für den e.V. binnen kurzer Zeit wäre. Hier sahen und sehen die Insolvenzexperten ein hohes Risiko, dass besonders institutionelle Gläubiger einem erneuten Insolvenzplan mit einer geringen Quote nicht zustimmen würden, was das Ende für den Verein bedeuten würde.
Hinzu kommen emotionale Gründe: Die Gläubigerlandschaft besteht überwiegend aus aktuellen Partnern des Vereins, die auch weiterhin für den Verein tätig sind. Dies ist ein großer Unterschied zur Vergangenheit, bedeutet dies doch, dass diese Gläubiger dem Verein positiv gegenüberstehen und helfen wollen und nicht das Ziel einer möglich existenzvernichtenden Insolvenz haben.
In dieser fast ausweglosen Situation hat der bereits seit Januar für den Verein tätige Christian Gummert angeboten, ein Abrufdarlehen bereitzustellen, um die Saison ohne Insolvenz beenden zu können. Das Darlehen war und ist so ausgestaltet, dass bis zum Saisonende bis zu 250.000 EUR bei Bedarf in Tranchen für mindestens 60 Monate zins- und tilgungsfrei abgerufen werden können. Diese ersten Darlehensraten haben es uns ermöglicht, die Märzgehälter der Mannschaft zu zahlen und somit das Risiko eines direkten Zwangsabstiegs stark reduziert.
Wir waren alle geschockt, als uns die Nachricht von der Festnahme von Christian Gummert erreichte. Dies war nach dem Fiasko um dasbob und dem gerade erst geplatzten 500.000 EUR Darlehen die nächste Bombe, die eingeschlagen ist.
Wir möchten betonen, dass die Verfahren gegen Christian Gummert rein privater Natur sind und laut Anwalt und öffentlicher Mitteilung der Staatsanwaltschaft in keinerlei Verbindungen zum KFC Uerdingen 05 e. V. stehen!

Was bedeutet die Situation für den Verein?

Da Christian Gummert seit dem 08.05.2024 für den Verein nicht erreichbar ist, konnte er auch die nächste Rate des Abrufdarlehens am 10.05.2024 nicht überweisen. Dadurch hat der KFC eine Liquiditätslücke im Mai von etwa 80.000,- EUR – schwankend je nach Zuschauerzahl beim letzten Heimspiel. Dies hat zur Folge, dass wir erneut die Gehälter mit Lohnnebenkosten am 15. Mai nicht zahlen konnten.
Natürlich haben wir unmittelbar das Gespräch mit Mannschaft und Trainer gesucht, als sich die für alle überraschende Situation abzeichnete. Mannschaft und Trainer haben sich eingeschworen trotz aller Umstände nun auch die letzten beiden Spieltage durchzuziehen und das sportliche Ziel möglichst mit zwei Siegen zu erreichen.
Nach derzeitigem Stand der Liquiditätsplanung ist nur der Mai betroffen, im Juni und Juli ist die Liquidität durch Ticket- und Sponsoren-Einnahmen wieder gegeben.
Warum wir grundsätzlich dennoch hoffnungsvoll sind? Sowohl für Oberliga als auch für Regionalliga wurden Etatentwürfe inklusive fälliger Prämienzahlungen vorgelegt, die durch eine grundlegende Umstellung der Kader- und Kostenstruktur in der 1. Mannschaft beide realisierbar und so ausgelegt sind, dass mit dem Abbau der Verbindlichkeiten begonnen wird. Dieser Abbau könnte sich noch erhöhen, wenn eine Auflösung weiterlaufender Verträge gelingt, woran ebenfalls gearbeitet wird. Es haben insgesamt drei Spieler und die bekannten Trainer noch einen Vertrag für die kommende Spielzeit - egal in welcher Liga.

Wie geht es weiter?

Vorstand und Verwaltungsrat arbeiten mit Hochdruck daran, die wieder neu entstandene Lücke zu schließen. Dazu gibt es verschiedene Optionen, die gerade parallel geprüft und verhandelt werden. Hierzu laufen täglich verschiedenste Gespräche, zu deren Wasserstand wir uns nicht immer äußern können.
Wir müssen jedoch ehrlich sein: Wenn wir es nicht schaffen, die temporäre Liquiditätslücke in diesem Monat zu schließen, wird ein Insolvenzantrag vor dem letzten Spieltag unausweichlich sein. Dies hätte zur Folge, dass in der laufenden Saison neun Punkte abgezogen würden.
Angesichts des oben erläuterten Risikos in der Gläubigerversammlung und der Struktur unser Gläubiger hat für Vorstand und Verwaltungsrat daher aktuell das Schließen der Liquiditätslücke höchste Priorität. Dabei werden gleichzeitig auch die personell notwendigen Veränderungen in den Führungsgremien besprochen und entsprechend Personen gesucht, die bereit sind zukünftig Verantwortung für unseren Verein zu übernehmen.
Klar ist aber, dass wir vor dem letzten Heimspiel gegen die SpVg Schonnebeck hinsichtlich der finanziellen Zukunft Klarheit haben müssen und werden. Dies ist auch mit Mannschaft und Trainerteam so vereinbart. Wir können und werden nicht Freitag bei einem eventuellen Sieg einen Regionalliga-Aufstieg feiern, der dann in der Folgewoche durch einen Punktabzug ggf. hinfällig würde!
Wir werden daher spätestens am Donnerstag öffentlich bekanntgeben, wie es finanziell aussieht und ob wir das Aufstiegsrecht wahrnehmen würden. Sicher ist aber, dass der Verein auch aktuell jeden Euro durch Tickets oder Merchandising braucht - unabhängig ob ein Insolvenzverfahren ansteht oder nicht. Ohne Insolvenz hilft es, die Lücke zu schließen, und im Insolvenzfall hilft es durch eine bessere Quote die Wahrscheinlichkeit der Fortführung zu erhöhen.
Wir danken dir für deine Unterstützung und informieren, sobald es Neuigkeiten gibt!
Aufrufe: 019.5.2024, 08:25 Uhr
André NückelAutor