Die TSG Bretzenheim landet im Verbandsliga-Keller einen Befreiungsschlag. Der VfB Bodenheim hadert mit Platz, Fans und Abseitsfahne. Und der TuS Marienborn haftet nun die Schmach an, als erstes gegen Schlusslicht Rüssingen verloren zu haben.
Endlich mal ein Sechs-Punkte-Spiel gewonnen – die Freude bei den 46ern, die sonst so gern die Top-Teams ärgern, war groß. Dabei ging das Nichtabstiegsduell mit einer Schrecksekunde los. Serdal Günes dachte, es würde Foul gepfiffen, spielte den Ball zurück – doch der Pfiff blieb aus, Michael Wiktorski schnappte sich die Kugel und vollstreckte (12.).
Auf dem, so Trainer Timo Schmidt, „Acker“ neben dem FKP-Stadion blieb die TSG jedoch unerschrocken, bewies Körperlichkeit und übernahm das Kommando. Luis McColgan drehte die Partie, erst per Kopfball nach einem abgefälschten Freistoß (20.), dann per Abstauber nach Fatjon Bytyqis Schuss (22.). Von der Mauer unhaltbar abgelenkt war auch Günes' Freistoß zum 3:1 (43.). Nach einer Rückeroberung legte McColgan im Konter für Paul Basel quer (52.), sodass das Spiel früh entschieden war.
„Wir haben im richtigen Moment die Tore gemacht und sehr aufmerksam verteidigt“, freut sich Schmidt. „Wir hatten alles unter Kontrolle, waren im Gegenpressing richtig gut und hatten mit Serdal auf der Sechs eine schöne Stabilität.“
TSG Bretzenheim: Mock – Maaß (64. Steiner), Padberg, Scherer – Fischer, Günes, Zeller (57. Hake) – McColgan, Zimmermann (79. Oh) – Basel (77. Leismann), Bytyqi (70. Koutny).
Das Wort „Blamage“ akzeptiert Ali Cakici vollauf. Vor allem, weil der erste Saison-Sieg der Platzherren völlig verdient gewesen sei. „Wir haben die Fähigkeiten, die wir normalerweise haben, nicht auf den Platz bekommen“, bemängelt der TuS-Trainer fehlende Robust- und Kompaktheit. Die Qualität der Rüssinger Angreifer habe die Partie entschieden.
„Solche schnellen, gefährlichen Stürmer hatten wir nicht“, sagt Cakici, „der Rest hat einfach nur die Bälle weggeschossen.“ Eray Öztürk, einst in Bingen, Bad Kreuznach und Waldalgesheim aktiv, schoss den Ball dreimal ins Tor. Erst aus laut Cakici stark abseitsverdächtiger Position allein auf den Keeper laufend (40.), dann zweimal im Konter (82., 87.). Die TuS hatte durch Edis Sinanovics Elfmeter nach Foul an Julian Hornetz (9.) vorgelegt. Die Schlüsselszene war für Cakici, als Ilhan Fakovic unmittelbar vor dem 1:2 aus drei Metern an den Pfosten köpfte.
Zu viele Marienborner kamen auf tiefem, rutschigem Geläuf nicht auf ihr normales Leistungsniveau. „Unsere Defensive hat nicht so funktioniert wie sonst, und unsere Offensive glänzt immer nur, wenn wir spielstark sind – auf einem guten Platz“, sagt Cakici. Unterschätzt habe man den Gegner nicht. „Wir hätten uns in der Liga richtig zurückgemeldet. Stattdessen haben wir gezeigt, dass wir nicht da sind, wenn es beim oberen Bereich richtig drauf ankommt. Wir haben den Fight nicht angenommen. Das war ziemlich ernüchternd.“
TuS Marienborn: Lantzsch – Hofmann, Beck, Breier (59. Cinar) – Hornetz, Trapp (82. Abdulrahman), Serratore, Ritz – Schwiderski (75. I. Fakovic), Freisler (85. N. Fakovic), Sinanovic.
Das Remis „nehmen wir mit“, sagt VfB-Trainer Marco Jantz nach zwei sehr unterschiedlichen Halbzeiten. Erst hatten die Bodenheimer deutlich mehr vom Spiel und verpassten eine höhere Pausenführung, dann avancierte Keeper Marco Günther gegen überlegene Pfälzer zum Garant für die Punkteteilung.
„Wir haben in der ersten Halbzeit nichts zugelassen, waren sehr gut in den Basics und Zweikämpfen“, sagt Jantz. Nils Schäfer versenkte einen Elfer nach Foul an Adrian Ziewers (36.), Tim Keiser glich früh nach dem Seitenwechsel nach einer Flanke auf den zweiten Pfosten aus (51.). Nun war Stimmung drin beim Pfälzer Aufsteiger. „Die Fans sind schon unter der Gürtellinie“, hält Jantz fest, „das finde ich ein bisschen schade. Ihrer Mannschaft zuzuschauen hat Bock gemacht.“
Nicht ganz glücklich waren die Bodenheimer auch damit, auf dem „Acker“ neben dem „nagelneuen“ Hauptplatz zu spielen. Und erst recht nicht mit der Abseitsentscheidung gegen David Vodi, die dem vermeintlich sicheren Siegtor im Weg stand. „Aber wir nehmen die Umstände immer gut an und das Remis geht in Ordnung“, betont Jantz.
VfB Bodenheim: Günther – Porsch (61. L. Ferber), Ziewers, F. Kammerer (73. Schenk) – Geuder (73. Dorn), Papela, Schäfer, Ben Hazaz – P. Kammerer (61. Meyenburg) – Vodi (85. Bauer), Faßnacht.