Wird er das Zünglein an der Waage für die Löwen im Abstiegskampf der 3. Liga? Sechzgerfan Philipp Maier kommt aus Ulm und hat viel vor mit 1860 München.
Die für den TSV 1860 München notwendige Prise Galgenhumor bringt Philipp Maier schon einmal mit. „Leidenschaft. Weil Leidenschaft einfach Leiden schafft“, antwortete der Neuzugang aus Ulm auf die Frage, was er mit den Löwen in Verbindung bringt.
Man merkt schnell: da spricht einer, der Sechzig im Herzen trägt. Alleine das wird allerdings kaum reichen, um die Anforderungen zu erfüllen, betont der defensive Mittelfeldspieler: „Eine gewisse Emotionalität gehört bei 1860 dazu – aber in einem taktischen Rahmen. Es bringt keinem auf dem Platz etwas, wenn ich einfach nur schreiend wild herumlaufe.“ Dass Maier im Winter den Abstiegskampf der Zweiten Liga in Ulm gegen dieselbe Tabellenregion eine Etage tiefer bei 1860 eintauscht, dürfte nicht wenige überrascht haben. Immerhin kam der 30-Jährige bei den Spatzen 16-mal zum Einsatz, wurde auch beim Ulmer Rückrundenauftakt in Kaiserslautern (1:2) vergangenes Wochenende zur Halbzeit eingewechselt.
Und doch stand Maier drei Tage später in Giesing auf dem Trainingsplatz, feierte zusammen mit Neu-Coach Patrick Glöckner seine Premiere im Löwen-Dress. „Ich musste mich einfach irgendwann entscheiden. Sechzig kommt nicht jeden Tag um die Ecke. Ich wollte mir diese Chance, für 1860 spielen zu dürfen, nicht mehr verbauen. Klar ist aber auch: hätte ein anderer Drittligist angefragt, wäre ich in Ulm geblieben.“ Drei Trainingseinheiten später zog Maier am Mittwoch eine erste Bilanz zum Eindruck seiner neuen Teamkollegen: „Ich habe keinen Kollegen gesehen, der unsicher wirkt, bin absolut überzeugt von der Mannschaft. Der Trainer hat frischen Wind reingebracht.“
Sechzig kommt nicht jeden Tag um die Ecke. Ich wollte mir diese Chance, für 1860 spielen zu dürfen, nicht mehr verbauen.
Philipp Maier
Die Stabilisierung der Defensive ist das erklärte Ziel Glöckners in den kommenden Wochen. Maier soll dabei das entscheidende Puzzleteil werden. „Ich bin willig, ehrgeizig– eher der Mann fürs Grobe“, beschreibt sich der gebürtige Kienberger (Landkreis Traunstein) selbst. Aus seiner Sicht seien die Grundtugenden in der 3. Liga defensive Kompaktheit und Standardsituationen. Wie passend, dass Maier in der Aufstiegssaison 2023/2024 in Ulm neben seiner resoluten Spielweise auch mit sechs Toren glänzen konnte. „Fünf davon nach Standards“, ergänzt der Neuzugang und schraubt die Erwartungen gleich etwas herunter: „Ich werde jetzt hier nicht ankommen und 20 Tore machen.“
Bereits am Samstag (14 Uhr) wird es zum ersten Mal ernst für den spielenden Löwenfan – wichtiges Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II. 1860 braucht dringend etwas Zählbares, um nicht noch tiefer im Abstiegskampf zu versinken. „Ich werde jetzt hier nicht die großen Reden schwingen. Es geht einfach schnell darum, in ruhigeres Fahrwasser zu kommen“, ist sich Maier dem Ernst der Lage bewusst, in dem die Sechzger stecken.
Drittliga-Abstiegskampf mit 1860 mag auf den ersten Blick für Maier wie ein Schritt zurück wirken. Doch darf man nicht vergessen, in welchen Spielklassen sich die Karriere des defensiven Abräumers größtenteils abgespielt hat. In Rosenheim, Burghausen und Schweinfurt kam Maier nie über Regionalliga hinaus, feierte erst 2023 in Ulm sein Debüt im Profifußball – und erklärt rückblickend: „Ich hatte nie das größte Talent. Das braucht man aber auch nicht unbedingt, sondern einen langen Atem und Durchhaltevermögen.“ Die neue Löwen-Hoffnung im Abstiegskampf weiß also, wie sich die Regionalliga Bayern anfühlt – und will genau diese mit 1860 vermeiden.