Alzey. In der B-Klasse ist seit der vergangenen Saison vom Südwestdeutschen Fußballverband etwas zugelassen, was es so in höheren Ligen nicht gibt: Unter den fünf Wechseln sind auch Rückwechsel zugelassen. Die Begeisterung bei den Trainern in der Klasse, die ja dadurch eigentlich über mehr Möglichkeiten verfügen sollen, hält sich aber insgesamt in Grenzen.
Meistens als taktisches Mittel eingesetzt
Der sportliche Leiter der TSG Gau-Bickelheim, Torsten Becker, erklärt, die Regel könne praktisch sein, wenn man einen „angeschlagenen Spieler hat, den man raus nehmen kann und schauen, ob es wieder geht“. In seinem Verein sei davon aber kaum Gebrauch gemacht worden – für den Absteiger ist es die erste Saison mit der Regelung.
Ihm, Becker, sei nicht aufgefallen, dass sie für die Konkurrenten wichtig gewesen sei. Taktisch könne man aber immerhin davon Gebrauch machen – wenn man beispielsweise nach einer Führung in Rückstand gehe, einen Offensivspieler schon ausgewechselt habe und diesen nun wieder bringen könne. Oder man könne wichtige Spieler bei höheren Führungen schonen und wenn der Gegner herankäme, diese dann wieder einsetzen.
Mehr Spieler kommen zum Einsatz
Wichtiger sei ihm aber, dass jetzt überhaupt fünf Wechsel möglich sind und es sich damit auch lohne, viele Spieler auf der Bank zu haben. Kevin Tscheuschner, Trainer des FC Wörrstadt, sieht den Reiz vor allem darin, „Zeit von der Uhr zu nehmen oder bei Spielerverletzungen“. Gerade in der kalten Jahreszeit sei es schwierig für die Muskulatur der Spieler, wenn sie rausgenommen würden und dann wieder eingewechselt werden: „Ich bin da kein Freund davon und habe das auch nie richtig genutzt.“
Etliche Spieler von ihm würden zwar bei Erschöpfungen gerne ausgewechselt und wieder eingewechselt werden. „Aber dann sind Verletzungen fast vorprogrammiert.“ Die Regel sei für die B-Klasse zwar „okay“, weil man oft gar nicht alle Plätze auf der Bank besetzen könne. In höheren Ligen brauche man sie aber nicht: „Da gibt es größere Kader und man hat viele Optionen für Auswechslungen.“
Nur einmal zu dem Mittel gegriffen hat sein Kollege Roland Klein (SG Nieder-Wiesen/Oberwiesen/Erbes-Büdesheim). Auch wenn er gleichfalls gerade bei kleinen Kadern den Vorteil erkenne.
Gerade in kalter Jahreszeit hohes Verletzungsrisiko
Allerdings sieht auch er bei rückgewechselten Spielern gerade bei älteren Akteuren die Verletzungsgefahr. Eher könne das bei jüngeren Spielern interessant sein, er habe aber hauptsächlich ältere Akteure: „Die gehen sogar ungern wieder rein.“
Es sei schwierig, sich zwischenzeitlich weiter warmzuhalten: „Man weiß nicht, wie lange man draußen ist.“ Die Regelung sei wohl dafür eingeführt worden, dass auch Vereine mit sehr kleinen Kadern in der Liga mitspielen könnten. Gerade deshalb sei es nicht sinnvoll, sie weiter oben anzuwenden.
Keine Beeinflussung zu erkennen
Für Oliver Rapp von Absteiger SG Wiesbachtal ist die Regelung ebenfalls seit dieser Saison neu. Bisher habe er davon keinen Gebrauch gemacht, selbst als er nur einen Spieler – sich selbst – auf der Bank hatte: „Ich will ein- und auswechseln, fertig.“ Auch er als Spieler wolle nicht aus- und dann wieder eingewechselt werden. Wenn Gegner die Regelung praktiziert hätten, sei ihm auch nicht aufgefallen, dass das das Spiel beeinflusst hätte.
Grundsätzlich befürworte er die Regel für die niedrige Spielklasse trotzdem, weil sie die Chancen von Vereinen mit kleinen Kadern verbessere. Jens Simon (FV Flonheim/TV Lonsheim) hat bisher zweimal in dieser Saison Spieler rückgewechselt, weil er kaum sonstige Optionen hatte. Bei mehr Spielern auf der Bank machte er allerdings keinen Gebrauch von der Regel. Er glaube deshalb auch nicht, dass man sie in höheren Ligen benötige, wo genau das der Regelfall sei.