2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Seligenportens Trainerduo Michael Görlitz (links) und Bernd Rosinger. Zwei verletzte Spielertrainer, zwei fragende Gesichter.
Seligenportens Trainerduo Michael Görlitz (links) und Bernd Rosinger. Zwei verletzte Spielertrainer, zwei fragende Gesichter. – Foto: Sportfoto Zink / Daniel Marr

Bayernliga - es war einmal (2): »Befinden uns im freien Fall«

Was wurde aus Vatan Spor Aschaffenburg, Karlsburg, Seligenporten und Sand, die allesamt 2021/22 aus der Bayernliga Nord abgestiegen sind?

Bayernliga – allein dieser Name löst Emotionen aus, gilt doch diese Spielklasse als Sehnsuchtsort schlechthin. Lange Jahre war sie die höchste Amateurliga Bayerns, seit 2012 muss sie der Regionalliga den Vortritt lassen. Aber auch die vergangenen elf Jahre haben unzählige Geschichten zu erzählen. FuPa wirft in unregelmäßigen Abständen einen Blick auf die Absteiger der einzelnen Spielzeiten. Was ist aus den Vereinen, die sich nach unten verabschieden mussten, geworden? Bayernliga - es war einmal. Teil 2: Saison 2021/22.

Vatan Spor Aschaffenburg (15. Tabellenplatz)

Das eine Jahr in der 5. Liga soll nicht das einzige bleiben. "Wir sehen uns schon die nächsten Jahre wieder in der Bayernliga", betont Ilker Colak, Sportlicher Leiter der Unterfranken. Entsprechende Pläne gab es bereits unmittelbar nach dem Abstieg im Sommer 2022. Doch das Vorhaben Wiederaufstieg nimmt dann doch mehr Zeit in Anspruch als zunächst gedacht.

Grund hierfür ist ein doch deutlicher Schock, der im Sommer 2022 im gesamten Verein zu spüren war nach der sofortigen Rückkehr in die Landesliga. Vor allem die Art und Weise hat Spuren hinterlassen. "Das Aus in der Relegation gegen Röllbach war schon sehr bitter, weil wir aus unserer Sicht unglücklich verloren haben." Deshalb musste sich Vatan danach erst einmal sammeln und neu bzw. wiederfinden. So schwebte Aschaffenburg lange Zeit in Abstiegsgefahr, konnte sich aber dann doch einigermaßen sicher retten.

Mit dem stürmenden Trainer Peter Sprung, der den Verein bereits zum Bayernliga-Aufstieg geführt hatte, soll es nun wieder aufwärts gehen. Und das tut es auch. Zur Winterpause 2023 hat Vatan Spor Aschaffenburg den 7. Platz inne - der Rückstand auf den Auftiegs-Relegation-Rang beträgt lediglich vier Punkte. "Diese Saison versuchen wir uns noch vollends zu etablieren. Dann wollen wir im Sommer alle Spieler halten und uns punktuell verstärken, sodass wir nächste Spielzeit vorne mitmischen können."

Oldie Peter Sprung ist wieder einmal der Hoffnungsträger von Vatan Spor Aschaffenburg.
Oldie Peter Sprung ist wieder einmal der Hoffnungsträger von Vatan Spor Aschaffenburg. – Foto: Julien Becker/HMB-Media


TSV Karlburg (16. Tabellenplatz)

Nach dem Abstieg: Rang 6. Diese Saison bis dato: Wintermeister. Das, was der TSV Karlburg auf die Beine gestellt hat, ist offensichtlich stabil durch und durch. Das Zwischenfazit von Trainer Markus Köhler fällt deshalb positiv aus: "Wir haben eine gute Serie gespielt bisher und können aktuell zufrieden sein."

Gar sehr zufrieden ist der 37-Jährige, der bereits in der Bayernliga an der Linie stand, mit der Abstiegssaison. Denn: "Wir haben das schwierige Jahr - trotz eines sehr kleinen Kader - gut hinter uns gelassen." Von Wiedereingewöhnungs-Problemen in der Landesliga also keine Spur im Ortsteil der unterfränkischen Stadt Karlstadt. Die Entwicklung geht lang-, mittel- als auch kurzfristig in die richtige Richtung - und endet vorläufig wieder in der Bayernliga, die "wahnsinnig toll" wäre für den TSV?

"Ohne die Landesliga zu schmälern oder schlecht reden zu wollen, die Bayernliga ist schon nochmal eine ganz andere Liga in vielen Hinsichten. Der Aufwand, die Intensität und vor allem die Klasse der einzelnen Mannschaften ist schon nochmal eine andere Hausnummer", zeigt sich Markus Köhler realistisch. Seine Truppe, sein Verein müssten deshalb ans Limit oder sogar darüber hinaus, damit es mit dem Wiederaufstieg klappt: "Das hängt von vielen Bausteinen ab. Wir versuchen aber alles dafür zu machen."

Karlburg arbeitet als Wintermeister mit Nachdruck an der Bayernliga-Rückkehr.
Karlburg arbeitet als Wintermeister mit Nachdruck an der Bayernliga-Rückkehr. – Foto: HMB Media/ Julien Becker


SV Seligenporten (17. Tabellenplatz)

Folgt der dritte Abstieg in Serie? Fällt der SVS ins Bodenlose? Stand jetzt ist die Antwort auf diese Fragen eher ein Ja als ein Nein. Dem ist sich auch Spielertrainer Bernd Rosinger bewusst: "Wir befanden uns im freien Fall." Die positive Nachricht in schlechten Zeiten: "Seit ein, zwei Monaten geht es mit neuer Führung aber in die richtige Richtung."

Der Niedergang des SV Seligenporten sucht seinesgleichen. Einst Regionalligist heißt die Realität wohl bald: Kreisebene. Eine Enwicklung, die sich lange abgezeichnet hat. "Ja, das war alles abzusehen. Aber keiner aus der alten Führung hat gehandelt und das sieht man auch dieses Jahr wieder", findet Rosinger klare Worte. Wie schon in den beiden Vorjahren wäre deshalb auch in dieser Spielzeit alles andere als ein direkter Abstieg ein Erfolg. "Wir konnten in der Vorbereitung viermal trainieren und mussten dann in die Liga starten, weil es vom Verein wieder verschwitzt wurde, rechtzeitig Spieler zu holen. Am Ende blieb wieder alles am Trainerteam hängen."

Ein Revival früherer Glanzzeiten liegt in weiter Ferne. Zunächst geht es schlicht und einfach darum, das Überleben des Vereines zu sichern. Trotz aller Schwierigkeiten ist Bernd Rosinger aber weiter vom Standort und dem Potenzial des SVS überzeugt: "Es ist hier sehr, sehr viel möglich. Der Verein wird wieder kommen. Aber dafür braucht es Zeit und viel Geduld."

Sand ist Bezirksligist - und fühlt sich in dieser Spielklasse pudelwohl.
Sand ist Bezirksligist - und fühlt sich in dieser Spielklasse pudelwohl. – Foto: Ryan Evans


1. FC Sand (18. Tabellenplatz)

Nach dem Abstieg aus der Bayernliga, der gleichbedeutend war mit der Abwanderung der kompletten 1. Mannschaft, war die Lage im Verein von "Besorgnis und Enttäuschung" geprägt, wie sich Sportvorstand Michael Oppelt erinnert. Der folgende Gang in die Bezirksliga war dann aber nicht der letzte Sargnagel. Ganz im Gegenteil. Dieser Schritt noch eine Spielklasse weiter nach unten hat sogar für eine "Aufbruchstimmung" gesorgt.

Der Grund dafür: Seit der Rückkehr in die Landesliga ist mehr oder weniger die frühere Reserve die 1. Mannschaft. "Das sind richtig gute Jungs. Zudem konnten wir uns in der Führung rasch neu aufstellen, sodass wir inzwischen wieder richtig gefestigt sind und der Blick in die Zukunft optimistisch ist", freut sich Michael Oppelt. Bayernliga – das war einmal. Und man blickt mit Stolz auf diese Zeit zurück. "Trotz der schwierigen Umstände durften wir als Dorfverein 5. Liga spielen – das darf man nie vergessen."

Über eine Bayernliga-Rückkehr spekuliert im Verein niemand, selbst diesbezügliche Träume gebe es nicht. Denn Sand fühlt sich in der Bezirksliga einfach nur pudelwohl. "Für einen stabilen Neuanfang ist die Bezirksliga nahezu optimal für unsere Jungs und den ganzen Verein." Ein kleines Hintertürchen lässt sich Michael Oppelt aber dann doch offen: "Möglich ist beim FC vieles, wenn man in die Vergangenheit blickt - aber wir werden sicher nicht von unserem Weg abweichen, auf die eigene Jugend zu setzen."

Aufrufe: 027.12.2023, 07:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor