2024-05-02T16:12:49.858Z

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Stell dir vor die Löwen kommen – und du hast keinen Platz. Seit Mai 2017 ist die Osttribüne im Unterhachinger Stadion gesperrt. Aus Sicherheitsgründen, wegen minimaler Senkungen. Und das zählt mehr als 4500 zusätzlich verkaufte Tickets. F: Martin Becker
Stell dir vor die Löwen kommen – und du hast keinen Platz. Seit Mai 2017 ist die Osttribüne im Unterhachinger Stadion gesperrt. Aus Sicherheitsgründen, wegen minimaler Senkungen. Und das zählt mehr als 4500 zusätzlich verkaufte Tickets. F: Martin Becker

Auch in Liga drei: Unterhachings Osttribüne weiter gesperrt

"Ost" bleibt aus Sicherheitsgründen zu

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Stell dir vor die Löwen kommen - und du kannst 4500 Tickets weniger verkaufen, als Leute ins Stadion passen würden. Das droht der SpVgg Unterhaching.

Manchmal fliegt sogar eine Drohne über den Trainingsplatz der Spielvereinigung Unterhaching und filmt die Übungseinheiten der Fußballprofis von oben. „In allen 38 Spielen der bevorstehenden Saison in der 3. Liga werden Nuancen entscheiden“, glaubt SpVgg-Cheftrainer Claus Schromm. „Die Vogelperspektive gibt uns hochinteressante Aufschlüsse.“

Zähe Verhandlungen

Bei aller Akribie, mit der Schromm sein Team „auf die spektakulärste 3. Liga aller Zeiten“ mit Gegnern die 1860 München, Eintracht Braunschweig oder dem 1. FC Kaiserslautern vorbereitet: Fast wie ein Kontrastprogramm wirkt, dass sich die Stadionfrage mit den Verhandlungen zwischen Verein und Gemeine nun schon ein Dreiviertel Jahr hinzieht. „Es ist ein komplexes Thema, das viele Fragen aufwirft“, sagt Rathaus-Sprecher Simon Hötzl. Man befinde sich mit der SpVgg Unterhaching „weiterhin in Gesprächen“, es sei „alles offen“.

Peter Wagstyl, der Vizepräsident des Drittliga-Vereins, hatte über eine Stunde im Rathaus-Foyer ausharren müssen, ehe der nichtöffentliche Teil der Gemeinderatssitzung endlich begann und er auf einen Durchbruch in der Stadionfrage hoffte. Die Grundidee des Fußballvereins: Die SpVgg übernimmt das Stadion auf der Basis von Erbbaurecht und zahlt dafür einen jährlichen Betrag an die Gemeinde, die ihrerseits wiederum die Hälfte der Sanierungskosten übernehmen soll. Insbesondere geht es um die seit über einem Jahr gesperrte Osttribüne mit ihren 4500 zwangsweise leeren Plätzen.

Dem Vernehmen nach hat die SpVgg im Gemeinderat einen entsprechenden Antrag gestellt. Entschieden wurde darüber aber nicht – vielmehr hat die Gemeinde ihrerseits eine Liste von Bedingungen vorgelegt, die der Verein zu erfüllen habe. Eine Einigung steht noch aus.

„Wir haben uns ein bisschen angenähert, aber noch keine Lösung“, sagte Peter Wagstyl auf Nachfrage des Münchner Merkur. Beiden Seiten müssten abklären, „wer was macht und dafür die Verantwortung übernimmt“. Das alles werde „noch ein bisschen dauern, die Zeit müssen wir uns nehmen“. Sowohl Verein als auch Gemeinde hätten „interne Regularien“ zu beachten.

Keine schnelle Lösung für die Osttribüne

Dieses zähe Tauziehen bedeutet aber auch: Für die Osttribüne wird es keine schnelle Lösung geben – selbst, wenn Haching am ersten Spieltag den TSV 1860 München als Gegner zugelost bekäme und ein ausverkauftes Stadion hätte. „Sicherheitsaspekte haben einen höheren Stellenwert als wirtschaftliche Interessen“, verweist Rathaus-Sprecher Hötzl auf die Risiken, die von den minimalen Setzungen der Osttribüne ausgehen könnten. Dass selbst in einem Lokalderby gegen die Löwen 4500 Plätze leer bleiben müssten, bewertet Hötzl ganz nüchtern so: „Wir müssen ein für die 3. Liga lizensierungsfähiges Stadion zur Verfügung stellen. Das tun wir.“

Sollte die SpVgg allerdings in die 2. Liga aufsteigen, was ungefähr für 2021 sportlich angepeilt ist, sähe das anders aus. Der 2020 auslaufende Pachtvertrag, vom früheren SpVgg-Präsidenten Engelbert Kupka stark zugunsten des Vereins ausgehandelt, könnte per Option bis 2025 verlängert werden. Eine unangenehme Situation, die in Zugzwang geraten würde; mit ihrem Angebot zu Stadionübernahme strebt die SpVgg schon jetzt einen Kompromiss an. Ob daraus, nach all den zähen Verhandlungen, noch etwas wird? Hötzl: „Alles ist offen.“

Aufrufe: 025.6.2018, 12:45 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Martin BeckerAutor