2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
In der Serie „Auf dem Weg zum Profi!?“ stellte das Tageblatt 2013 rund 25 Nachwuchskicker aus dem Limburg-Weilburg vor, die in der Jugendabteilung eines Proficlubs spielten. Aus diesem Kreis hat es bis dato nur Jan-Luca Rumpf bis in die Bundesliga geschafft. 	Foto: André Bethke
In der Serie „Auf dem Weg zum Profi!?“ stellte das Tageblatt 2013 rund 25 Nachwuchskicker aus dem Limburg-Weilburg vor, die in der Jugendabteilung eines Proficlubs spielten. Aus diesem Kreis hat es bis dato nur Jan-Luca Rumpf bis in die Bundesliga geschafft. Foto: André Bethke

Zwischen Stolz und Enttäuschung

Bundesliga-Debüt von Jan-Luca Rumpf für den SC Paderborn endet mit 1:5-Klatsche gegen Werder Bremen

Paderborn/Heringen. Natürlich ist Jan-Luca Rumpf stolz. Aber auch ziemlich enttäuscht. Fast ein Jahr lang hatte der Jungprofi aus Heringen auf sein Debüt in der Fußball-Bundesliga hingearbeitet. Und dann solch ein Ergebnis.

Bei seiner Premiere im Oberhaus kassierte der 20-jährige Innenverteidiger mit dem SC Paderborn gegen den SV Werder Bremen eine herbe 1:5-Klatsche. Ausgerechnet im Kellerduell, dem wohl letzten Strohhalm im Kampf um den Klassenerhalt, ausgerechnet gegen die bis dato schwächste Offensive der Liga. Und er mittendrin in einer Defensive, die alles andere als Bundesliga-reif agierte. Entsprechend bedient war Steffen Baumgart. Der Trainer des Schlusslichts sagte in der Pressekonferenz: „Ich bin maßlos enttäuscht darüber, dass wir es nicht geschafft haben, annähernd an die Leistungen anzuknüpfen, die uns über weite Strecken der Saison ausgezeichnet haben. Wir waren in vielen entscheidenden Zweikämpfen nicht nur zweiter, sondern dritter Sieger. Bremen hat das gezeigt, was man in solch einer Situation zeigen muss. Das haben wir nicht hinbekommen. Und damit sind wir natürlich alle gemeint. Nicht nur Einzelne, sondern wir als Mannschaft.“

Sein Urteil über den Debütanten aus dem Fußballkreis Limburg-Weilburg, der vor der Saison von den Sportfreunden Siegen an die Pader gewechselt war, fiel milde aus: „Wir haben uns natürlich für den ersten Einsatz von Jan-Luca Rumpf etwas anderes gewünscht. Ich fand, dass er das über weite Strecken so gemacht hat, wie wir uns das von ihm vorgestellt haben. Ich fand auch, dass man von anderen erwarten muss, dass sie ihm mehr helfen. Das haben sie nicht getan. Trotzdem hat er das gut gemacht. Mit dem einen oder anderen Fehler müssen wir leben, das werden wir auch. Er ist ein junger Spieler. Wir haben ihn geholt, damit wir ihn in solchen Situationen reinwerfen. Die Entscheidung habe ich getroffen und würde sie auch wieder so treffen.“

Der Spieler selbst war am Tag nach seiner Premiere „stolz und froh, dass ich das Vertrauen vom Trainer bekommen habe und endlich mal spielen durfte. Natürlich bin ich enttäuscht über das Ergebnis, aber auch zufrieden, dass ich mein erstes Bundesligaspiel machen durfte“.

Dass es nach seiner ersten Kader-Nominierung in der Vorwoche beim überraschenden 1:1 gegen RB Leipzig nun für einen Einsatz reichen könnte, hatte sich angedeutet, nachdem Uwe Hünemeier seine fünfte gelbe Karte gesehen hatte. Damit war in der Viererkette ein Platz frei geworden. „Da macht man sich schon so seine Gedanken. Zwei Tage vor dem Spiel habe ich gesagt bekommen, dass es sein könnte, dass ich spielen werde. Am Freitag habe ich dann die endgültige Entscheidung erhalten. Klar, man ist dann im ersten Moment furchtbar aufgeregt, macht sich schon Gedanken über das ganze Spiel, freut sich aber natürlich vor allem riesig“, blickt Rumpf auf die Tage vor seinem ersten Auftritt im Oberhaus zurück. Und fast hätte der 1,90 Meter große Abwehrhüne in seinem ersten Spiel auch seine Torpremiere gefeiert, als er nach knapp einer halben Stunde das mögliche 1:1 auf dem Schlappen hatte. Nach einer zu lang geratenen Ecke brachte Naohiro Takahara die Kugel ins Zentrum. „Der Ball kam perfekt auf mich. Da habe ich mir gedacht, den nehme ich jetzt direkt, und habe ihn auch ganz gut getroffen. Leider stand Kevin Vogt im Weg. Das wäre dann natürlich das i-Tüpfelchen gewesen, direkt beim Debüt ein Tor zu machen.“

So blieb es beim Einsatz als i-Tüpfelchen auf die sportliche Entwicklung des in der Jugend der JSG Hünfelden, von Eintracht Frankfurt, des SV Wehen Wiesbaden und von Hannover 96 groß gewordenen Verteidigers. Am Riederwald hatte schon der damalige U14-Trainer Anton Schumacher das Potenzial seines Schützlings erkannt, als er einst meinte: „Er ist enorm ehrgeizig, sehr zweikampfstark und immer daran interessiert, sich weiter zu entwickeln.“ Das ist noch immer so.

Jan-Luca Rumpf ist mit seinem Werdegang bei den Ostwestfalen zufrieden, nachdem er zuvor 19 Einsätze für das Oberliga-Team bestritten hatte: „Ich bin ja als Perspektivspieler hier hergekommen. Ich glaube, ich habe über das ganze Jahr eine gute Entwicklung genommen. Mein Einsatz war dann auch, so wie es der Trainer mir gesagt hat, eine Belohnung dafür, dass ich nie aufgegeben habe. Ich hoffe, dass das so weiter geht.“ Diese Hoffnung teilen auch die Eltern Sabrina und Stefan: „Wir sind natürlich sehr stolz. Die letzten Tage waren sehr aufregend. Unser Sohn hat sich den Einsatz verdient und immer hart dafür gearbeitet. Harte Arbeit zahlt sich irgendwann aus. Nach all den Höhen und Tiefen ist es ein toller Erfolg für Luca. Dass Fehler im ersten Bundesliga-Spiel passieren, muss erlaubt sein. Das weiß auch der Trainer, richtig einzuordnen, denken wir. Er hatte viele sehr gute Aktionen. Bedingt durch Corona liegt sein letztes Spiel über drei Monate zurück. Nun gilt es, nach vorne zu schauen und weiter zu arbeiten.“ Das wird Jan-Luca Rumpf dann nächste Saison wohl in der 2. Bundesliga tun. Sein Vertrag läuft noch bis 2021.



Netzstimmen

Nicht viele Stimmen finden sich in den sozialen Netzwerken zum Debüt von Jan-Luca Rumpf- Die wenigen gehen allerdings sehr hart mit dem Innenverteidiger ins Gericht. Auf der Facebookseite des SC Paderborn schreibt der User „Pablo“ mit Blick auf seine Ballnähe bei zwei der fünf Bremer Treffern: „Die Arbeitsverweigerung von Rumpf, zweimal nicht mal hoch zu springen, ist ganz, ganz schwach.“ Das Internetportal ligainsider.de verteilte die Note 5,5 an den Heringer. „Ich hätte ihm etwas Besseres als eine 5,5 gegönnt. Schade, aber vielleicht soll es einfach nicht sein“, kommentierte „Vilsmeier“. Okan Barut übte sich in Ironie: „Gibt wenige Spieler, bei denen das Bundesliga-Debüt und das letzte Bundesliga-Spiel genau das gleiche sind.“ Auf seiner Instagram-Seite hatte der SC Paderborn gar einen Eintrag zu Rumpfs Leistung gelöscht, weil er nicht der Netiquette entsprochen hatte. (bk)

Aufrufe: 015.6.2020, 20:00 Uhr
André BethkeAutor